Versicherer und Finanzdienstleister können fast jede dritte Ausbildungsstelle nicht besetzen

Quelle: Georg_Wietschorke@pixabay.com

In der Finanz- und Versicherungsbranche waren 30 Prozent der Ausbildungsplätze im Jahr 2023 unbesetzt. Das zeigt eine aktuelle Auswertung des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB-Betriebspanel). 65 Prozent der Unternehmen geben als Grund an, dass sie keine geeigneten Bewerber finden.

Erneut zeigt eine Studie, dass auch die Versicherungsbranche zunehmend an Fachkräfte- und Nachwuchsmangel leidet. Laut den „Kennzahlen zur betrieblichen Ausbildung in Deutschland 2023“, das vom Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) erhoben wird, hat die Zahl der unbesetzten Stellen in der Finanz- und Versicherungsbranche im Jahr 2023 ein Rekordhoch erreicht. 30 Prozent der Ausbildungsstellen blieben demnach unbesetzt. Das ist ein deutlicher Anstieg gegenüber dem Jahr 2010, als noch 15 Prozent der Stellen nicht besetzt waren.

Als Hauptgrund für die unbesetzten Stellen nennen die Unternehmen aus der Kategorie „Finanz- und Versicherungsdienstleistungen“, dass sie „keine geeigneten Bewerber“ finden. 65 Prozent geben dies als Ursache an. Dabei scheint ein mangelndes Interesse an den Ausbildungsstellen weniger das Problem zu sein. Nur etwas mehr als jedes siebte Unternehmen (16 Prozent) nennt demnach „zu wenige Bewerber“ als Grund für die Nichtbesetzung. Weitere 12 Prozent sagen, der Bewerber hätte sich anders entschieden. Allerdings werden die Gründe vom IAB auch nicht sehr detailliert abgefragt.

Schlechtes Image auch aus Sicht der Betriebe ein Hauptgrund für unbesetzte Stellen

Die Betriebe mit unbesetzten Stellen wurden auch gefragt, welche Faktoren ihrer Meinung nach dazu führen, dass hierfür keine Auszubildenden gefunden werden. Dabei zeigt sich, dass die Finanz- und Versicherungsbranche weiterhin unter einem schlechten Ruf leidet – auch aus Sicht der Unternehmen selbst. 57 Prozent der Betriebe in dieser Branche sind der Meinung, dass „der Ausbildungsberuf kein gutes Image“ hat. Lediglich im Gesundheits- und Sozialwesen ist die Zustimmung zu dieser Aussage mit 58 Prozent ähnlich hoch.

Andere Faktoren werden seltener als Gründe für fehlende Fachkräfte genannt. Nur 14 Prozent der Befragten sehen „unattraktive Arbeitsbedingungen“ als möglichen Faktor. Hier könnte es jedoch Unterschiede zwischen Selbst- und Fremdeinschätzungen geben. Besonders im Versicherungsgewerbe besteht noch der Eindruck, dass im Vertrieb hoher Erfolgsdruck und schwer planbare, lange Arbeitszeiten vorherrschen, obwohl Home Office und digitale Hilfsmittel die Arbeit inzwischen deutlich erleichtert und besser planbar gemacht haben. Nur sieben Prozent der Betriebe stimmen der Aussage zu, dass „Aufstiegs- oder Verdienstmöglichkeiten wenig attraktiv“ sind. Dass „die schlechte Erreichbarkeit der Berufsschule“ von etwa jedem siebten Unternehmen als weiterer Faktor für unbesetzte Stellen genannt wird, wirft zumindest Fragen auf.