Getsafe hätte beinahe Friday übernommen

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Der Versicherer Getsafe wollte laut einem Medienbericht die Versicherungsplattform Friday kaufen, die aktuell zur Schweizer Baloise Gruppe gehört. Doch der Deal scheiterte an unterschiedlichen Vorstellungen zur Bewertung des Unternehmens.

Der 2015 in Heidelberg gegründete Versicherer Getsafe soll bei seiner jüngsten Einkaufstour auch ein Auge auf Friday geworfen haben. Getsafe habe demnach im Frühjahr über einen Kauf mit dem Wettbewerber verhandelt. Der Deal sei jedoch gescheitert, weil man sich nicht auf eine Bewertung einigen konnte, berichtet financefwd.com unter Berufung auf Insider.

Damit hätten zwei prominente Vertreter der Insurtech-Szene zueinander gefunden, die jedoch mit typischen Herausforderungen neuer Wettbewerber zu kämpfen haben. Seit ihrer Gründung konnten beide Unternehmen in den Geschäftsjahren keinen Gewinn erzielen. Immerhin konnte Getsafe vor zwei Wochen Positives vermelden: Der Versicherer der Gruppe, Getsafe Insurance, erzielte im ersten Halbjahr 2024 erstmals einen Gewinn im mittleren sechsstelligen Bereich.

Ein Grund für die bisherigen Verluste ist, dass neue Wettbewerber teure Werbung bei Google und auf anderen Social-Media-Plattformen schalten müssen, um ihre Marke überhaupt erst bekannt zu machen. Hinzu kommen die Kosten für den Aufbau der notwendigen Infrastruktur, IT und für die Anwerbung von geeignetem Personal.

Bei Friday, das auf Kfz-Versicherungen spezialisiert ist, könnte ein weiterer Grund für Verluste hinzukommen: hohe Schäden. Digitalversicherer sprechen traditionell eine junge Zielgruppe an, in diesem Fall junge Autofahrer, die statistisch eine höhere Unfallwahrscheinlichkeit haben. Bruttobeitragseinnahmen von 51,7 Millionen Euro stand 2023 ein Verlust von 32,1 Millionen Euro gegenüber, wie financefwd.com berichtet. Gegenüber dem Vorjahr habe der Versicherer seine Beitragseinnahmen nicht wesentlich steigern können (51,6 Millionen Euro).

Friday habe die Zahlen nicht kommentieren wollen, aber darauf verwiesen, dass man "in den letzten Monaten verschiedene Maßnahmen zur Steigerung der Profitabilität umgesetzt" habe, zitiert das Portal den CEO Nasier Ahmad Nasir. Der Versicherer wolle künftig nicht mehr „um jeden Preis unseren Umsatz erhöhen“ und wachse vor allem in Frankreich stark.

Getsafe hingegen hatte in den letzten Monaten mit Zukäufen auf sich aufmerksam gemacht und unter anderem das Kreditportal Deine-Studienfinanzierung sowie das deutsche Portfolio von Luko Insurance übernommen. Durch den letzten Deal kamen 50.000 Versicherungsverträge neu hinzu, sodass der Versicherer und Assekuradeur zum Jahresende 2023 etwa 550.000 Kunden zählte. Mit hauseigenen Digitalversicherungen sind die Heidelberger in Deutschland, Großbritannien, Frankreich und Österreich vertreten.

Im ersten Halbjahr 2024 hat die Getsafe Insurance einen Gewinn im mittleren sechsstelligen Bereich erzielt, nachdem 2023 noch ein Verlust von 1,4 Millionen Euro verzeichnet worden sei, berichtete Firmengründer Christian Wiens dem „Handelsblatt“. Bei der Getsafe-Gruppe sehe es jedoch anders aus: Diese werde die Gewinnschwelle voraussichtlich 2025 erreichen, weshalb man für 2024 noch mit einem niedrigen siebenstelligen Verlust rechne. Im Versicherungsgeschäft profitiere Getsafe zudem von einer verbesserten Schaden-Kosten-Quote. Mit 98 Prozent liegt diese jedoch immer noch nahe an der kritischen 100-Prozent-Marke, ab der im engeren Versicherungsgeschäft kein Gewinn mehr erzielt wird.