Sparkassen-Vorstandsmitglieder sind die Bestverdiener in Deutschland bei öffentlichen Unternehmen. Im Jahresdurchschnitt erhalten sie ein Bruttogehalt von 390.000 Euro, womit sie die Geschäftsführer von Flug- und Seehäfen (278.000 Euro) und Top-Managementmitglieder beim Öffentlich-rechtlichen Rundfunk (250.000 Euro) deutlich abhängen. Das zeigt die Public Pay Studie 2024 der Zeppelin-Universität in Friedrichshafen.
Die Public Pay Studie der Zeppelin-Universität in Friedrichshafen gibt zum dritten Mal einen Einblick, was Führungskräfte und Manager bei öffentlichen Unternehmen verdienen. Die aktuellen Zahlen zeigen: Führungskräfte bei Sparkassen erhalten mit einer durchschnittlichen Direktvergütung von 390.000 Euro pro Kopf die höchsten Vorstandsgehälter im öffentlichen Sektor (kommunale Ebene). Das Jahresgehalt wurde im Median gemessen, was vereinfacht bedeutet, dass die höchsten und niedrigsten Gehälter nicht in die Berechnung einfließen. Dadurch werden Verzerrungen durch extreme Ausreißer vermieden. Das Handelsblatt berichtete als erstes über die Studie, die auf der Webseite der Universität heruntergeladen werden kann.
Kommunale Ebene: Sparkassenvorstände Top-Verdiener, Bildungsbereich Schlusslicht
Konkret untersucht die Studie die Vorstandsgehälter öffentlicher Unternehmen in verschiedenen Branchen und zeigt dabei erhebliche Unterschiede auf. Während öffentliche Banken mit einem jährlichen Medianeinkommen von 390.000 Euro die höchste Gesamtvergütung verzeichnen, ist der Abstand zu den Geschäftsführern von Flug- und Seehäfen auf Rang zwei (278.000 Euro) und zu den Spitzenverdienern im Öffentlich-rechtlichen Rundfunk (250.000 Euro) bereits signifikant. Die erhobenen Daten stammen hierbei aus dem Jahr 2022. Das Durchschnittsgehalt von Vorständen und Führungspersonal in öffentlichen Unternehmen ohne Sparkassen betrug 167.000 Euro.
Am unteren Ende der Skala liegen die Vorstands- und Managementvergütungen im Bereich „Bildung, Wissenschaft und Forschung“, wo die Gesamtdirektvergütung pro Kopf im Median bei 100.000 Euro liegt. Auch im Bereich Gesundheits- und Sozialwesen (ohne Kliniken) sind die Vergütungen mit einem Jahresmedian von 111.000 Euro vergleichsweise niedrig. Es könnte interessant sein zu erörtern, ob diese Zahlen auf eine geringere Wertschätzung dieser wichtigen Aufgabenfelder hindeuten.
Wie viel ein Sparkassenvorstand verdienen kann, hängt auch von der Größe des Instituts ab. Kleinere Institute mit weniger als 223 Arbeitnehmern zahlen im Median 293.000 Euro, während Mitglieder des Top-Managements in Unternehmen mit mehr als 711 Arbeitnehmern im Median 530.000 Euro erhalten. Die spezifischen Mitarbeiterzahlen resultieren daraus, dass die Analysten die Vorstandsgehälter nach Quartilen aufgeschlüsselt haben. Quartile sind statistische Werte, die einen Datensatz in vier gleich große Teile teilen – in diesem Fall die Gehälter.
Bund und Länder: Banken und Finanzinstitute ebenfalls Spitze
Während die Sparkassen-Vergütung die kommunale Ebene betrifft, weist die Studie auch die Vorstandsgehälter für öffentliche Unternehmen von Bund und Ländern aus. Die durchschnittliche Gesamtdirektvergütung pro Kopf beträgt hier branchenübergreifend 181.000 Euro, wobei 27.000 Euro auf die variable Vergütung entfallen. Bei Bund und Ländern zeigt sich folgendes Bild: Insgesamt erhalten 34,7 Prozent der Top-Managementmitglieder weniger als 150.000 Euro. 37,6 Prozent verdienen zwischen 150.000 Euro und 300.000 Euro, während 27,7 Prozent mehr als 300.000 Euro erhalten. Davon verdienen 12,0 Prozent über 500.000 Euro.
Auch bei Bund und Ländern haben Banken und Finanzinstitute mit 434.000 Euro die höchste Gesamtvergütung im Median, gefolgt von dem Öffentlichen Personennahverkehr bzw. Verkehr und Transport (417.000 Euro), den Krankenhäusern (316.000 Euro), Stadtwerken und Energieversorgung (282.000 Euro) sowie den Öffentlich-Rechtlichen Rundfunkanstalten (250.000 Euro). Das Schlusslicht bilden die Bereiche Bildung, Wissenschaft und Forschung (143.000 Euro), Kultur, Kunst und Erholung (137.000 Euro) sowie Gesundheits- und Sozialwesen (123.000 Euro). Die anderen Branchen liegen dazwischen.
Mangelnde Transparenz: 293 Kommunen legen Vergütung nicht offen
Die Studienautoren kritisieren die mangelnde Transparenz bei der Vergütung öffentlicher Vorstände. Auf kommunaler Ebene legen nur 20,3 Prozent der Top-Managementmitglieder ihre Vergütung personenbezogen offen. Bei den öffentlichen Unternehmen auf Bundes- und Landesebene sind es immerhin 42,2 Prozent.
Wie groß die Unterschiede bei der Transparenz sind, zeigt ein Blick auf die Kommunen. Zwei Kommunen haben laut Studie eine Offenlegungsquote von 100 Prozent, was zeigt, dass vollständige Transparenz möglich ist. Weitere sechs Kommunen erreichen mindestens 75 Prozent, während 28 Kommunen eine Offenlegung zwischen 50 und 75 Prozent bieten. In beeindruckenden 239 Kommunen wird jedoch überhaupt keine Vergütung offengelegt.
"In der Diskussion um Vertrauen in den Staat verdeutlichen die Befunde die dringende Notwendigkeit, Transparenzgesetze und Public Corporate Governance Kodizes mit klaren Regelungen überall zeitnah einzuführen", sagt Ulf Papenfuß, der die Studie leitete. "Es muss eine vollständige Vergütungstransparenz, einschließlich häufig umstrittener Altersversorgungen, hergestellt und die Vergütung in der Vergleichsgruppe diskutiert werden", so der Finanzwissenschaftler von der Zeppelin-Universität Friedrichshafen.
Das „Handelsblatt“ weist zusätzlich darauf hin, dass mit der Altersvorsorge der Sparkassen-Vorstände ein wichtiger Aspekt der Vergütung in der Studie nicht berücksichtigt werde. Für die entsprechenden Pensionszusagen müssen die Institute Rückstellungen bilden. Eine Sonderauswertung des Handelsblatts zeige zudem, dass es bei den 80 größten deutschen Sparkassen zuletzt 96 Vergütungsmillionäre gegeben habe. Siebenstellige Jahresvergütungen müssen die öffentlichen Institute offenlegen: Dazu zwingt sie eine EU-Verordnung.
Hintergrund: In die Public Pay Studie wurden Vergütungsdaten von 2.046 Top-Managementmitgliedern aus 938 kommunalen Unternehmen, einschließlich 220 Sparkassen, sowie aus 235 öffentlichen Unternehmen auf Bundes- und Landesebene aufgenommen. Insgesamt wurden Daten von 1.173 öffentlichen Unternehmen erfasst. Laut aktuellen Zahlen des Statistischen Bundesamtes gibt es in Deutschland insgesamt 20.033 Unternehmen in öffentlicher Hand, von denen 88 Prozent auf kommunaler Ebene angesiedelt sind.