Schwere körperliche Arbeit bleibt auch im höheren Alter relevant

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Schwere körperliche Arbeit bleibt für viele Erwerbstätige in Deutschland bis ins hohe Alter Alltag. Welche Berufsgruppen und Altersgruppen besonders betroffen sind und wie sich dies auf die soziale Absicherung auswirkt.

Schwere körperliche Arbeit ist für viele Erwerbstätige in Deutschland Alltag. Laut der Zusatzbefragung zur EU-Arbeitskräfteerhebung 2022 des Statistischen Bundesamtes (Destatis) verrichtet ein Viertel der 42,3 Millionen Erwerbstätigen im Alter von 15 bis 74 Jahren mindestens die Hälfte ihrer Arbeitszeit körperlich anstrengende Tätigkeiten. Dazu zählen das Heben schwerer Lasten, Arbeiten in ermüdenden oder schmerzhaften Positionen und das Anheben von Personen, beispielsweise in der Pflege.

Kernergebnisse der Erhebung

  • Körperlich schwere Arbeit nach Altersgruppen
    Der Anteil schwer körperlich Arbeitender ist in der Altersgruppe der 15- bis 24-Jährigen besonders hoch: Fast ein Drittel (32 %) leistet mindestens die Hälfte der Arbeitszeit körperlich anstrengende Tätigkeiten. Bei den 25- bis 34-Jährigen sind es 25 %, während der Anteil in der Altersgruppe der 35- bis 64-Jährigen stabil bei etwa 24 % liegt. Auch bei den 65- bis 74-Jährigen verrichten noch 15 % schwere körperliche Arbeit – eine wichtige Zahl im Kontext der Debatte um die Rente mit 67 und darüber hinaus.
  • Berufsfelder mit hoher körperlicher Belastung
    Besonders betroffen sind Erwerbstätige in der Land- und Forstwirtschaft (52 %) sowie im Baugewerbe (51 %), wo mehr als die Hälfte der Beschäftigten mindestens die Hälfte ihrer Arbeitszeit körperlich schwer arbeitet. Auch im Gastgewerbe ist der Anteil hoch (40 %). Weniger betroffen sind Berufe im Finanz- und Versicherungswesen, wo 96 % der Erwerbstätigen keine körperlich schweren Tätigkeiten ausüben, sowie im Kommunikations- und Informationssektor (93 %).
  • Bildungsstand und körperliche Arbeit
    Ein signifikanter Zusammenhang besteht zwischen dem Bildungsgrad und der Wahrscheinlichkeit, körperlich anstrengende Arbeit zu leisten: Fast die Hälfte (45 %) der Erwerbstätigen mit niedrigem Bildungsabschluss arbeitet mindestens die Hälfte der Arbeitszeit körperlich schwer. Bei Personen mit mittlerem Bildungsstand, wie einem abgeschlossenen Berufsausbildung, sinkt der Anteil auf 30 %, und bei Hochqualifizierten beträgt er nur noch 9 %.
  • Menschen mit Einwanderungsgeschichte häufiger betroffen
    Auch Erwerbstätige mit Einwanderungsgeschichte sind stärker belastet: 35 % von ihnen arbeiten in körperlich anstrengenden Berufen, verglichen mit 22 % der Erwerbstätigen ohne Migrationshintergrund. Ein Grund dafür könnte in den häufig niedrigeren Bildungsabschlüssen von Menschen mit Einwanderungsgeschichte liegen.

Bedeutung für die Versicherungsbranche

Die Statistiken zeigen, dass ein großer Teil der Erwerbstätigen in Deutschland regelmäßig körperlich belastende Arbeit verrichtet. Dies hat unmittelbare Auswirkungen auf die Arbeitskraftabsicherung. Menschen in körperlich anspruchsvollen Berufen haben ein erhöhtes Risiko, ihre Erwerbsfähigkeit vorzeitig zu verlieren, was den Bedarf an Berufsunfähigkeitsversicherungen oder alternativen Lösungen zur Arbeitskraftabsicherung erhöht.
Auch die Renten- und Arbeitszeitdebatte gewinnt vor diesem Hintergrund an Bedeutung. Während politische Akteure zunehmend eine Erhöhung des Renteneintrittsalters diskutieren, stellt sich die Frage, wie realistisch eine längere Lebensarbeitszeit für Erwerbstätige in körperlich belastenden Berufen ist. Insbesondere in Branchen wie der Bauwirtschaft und der Pflege könnte dies eine Herausforderung darstellen. Vor den gesundheitlichen Folgen einer Verlängerung der Lebensarbeitszeit warnte eine DIW-Studie bereits vor zwei Jahren (Versicherungsbote berichtete).