Kfz-Versicherung: Rückversicherer erwarten weiter steigende Beiträge

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Die deutschen Rückversicherer hatten auf dem traditionellen Branchentreffen „Rendez-Vous de Septembre“ in Monte Carlo schlechte Nachrichten für deutsche Autofahrer: Demnach müssen die Prämien zum Jahreswechsel weiter steigen, damit die Autoversicherer auf auskömmliche Zahlen kommen. Auch die Versicherung von Naturgefahren bleibt herausfordernd.

Die Hannover Rück rechnet mit weiter steigenden Prämien auf dem deutschen Kfz-Versicherungsmarkt. „In Deutschland ist die Kraftfahrtversicherung als volumenstärkste Sparte in der Schaden-Erstversicherung weiterhin defizitär. Die im Vorjahr vorgenommenen Tariferhöhungen aufgrund gestiegener Reparaturkosten und höherer Schadenfrequenzen reichten nicht aus, um die Verlustzone zu verlassen“, berichtet das Unternehmen anlässlich des jährlichen Branchentreffens der Rückversicherer in Monte Carlo. Weitere Prämienanpassungen seien daher notwendig. Die im Vorjahr vorgenommenen Tariferhöhungen aufgrund gestiegener Reparaturkosten für Kraftfahrzeuge und höherer Schadenfrequenzen reichten dabei nicht aus, um die Verlustzone zu verlassen.

Rückversicherungen spielen eine zentrale Rolle bei der Absicherung von Kfz- und Naturgefahrenversicherungen auf dem Erstversicherungsmarkt, da sie Versicherer vor hohen Verlusten durch unerwartete Schadensfälle schützen. Steigen die Kosten oder Prämien für Rückversicherungen, müssen Erstversicherer diese zusätzlichen Kosten häufig an ihre Kunden weitergeben, was zu höheren Versicherungsprämien führt.

Teilweise rückläufige Prämien im Schaden- und Unfall-Rückgeschäft

Beim Blick auf das gesamte Schaden- und Unfallversicherungsgeschäft haben die Hannoveraner allerdings Positives zu berichten. Zwar waren die letzten Jahre aufgrund vieler Schäden von deutlichen Preiserhöhungen geprägt. Doch im Jahr 2024 hätten sich die Preise und Konditionen bei Vertragserneuerungen teilweise verbessert und teilweise auf dem Niveau von 2023 stabilisiert. Die Hannover Rück habe sowohl das Geschäft mit langjährigen Kunden ausgebaut als auch Neugeschäft abgeschlossen. Dabei setze das Unternehmen im Neugeschäft verstärkt auf nicht-proportionale Rückversicherungsdeckungen. Stark vereinfacht handelt es sich hierbei um Verträge, bei denen der Rückversicherer erst dann zahlt, wenn eine bestimmte Schadenhöhe überschritten wird.

Weitere Herausforderungen sieht der Versicherer in der Cyberversicherung und bei Schäden durch Naturereignisse. „Während bei Cyberrisiken nach wie vor Handlungsbedarf besteht, bleibt der Klimawandel eine der größten Herausforderungen unserer Zeit. Die jüngsten Überschwemmungen und Hitzewellen haben erneut gezeigt, dass Extremwetterereignisse weiter drastisch zunehmen“, erklärte Sven Althoff, Vorstandsmitglied der Hannover Rück. „Mit den steigenden Schäden wächst auch die Deckungslücke, besonders in Schwellenländern. Hier können innovative Konzepte wie parametrische Deckungen helfen, klimabedingte Risiken besser abzusichern und mehr Versicherungsschutz zu bieten.“

Auch bei sogenannten parametrischen Versicherungen leisten Versicherer erst, wenn bestimmte Schwellenwerte über- oder unterschritten werden. Die Hannover Rück arbeite weiter daran, gemeinsam mit ihren Geschäftspartnern neue Risiken zu identifizieren und sowohl traditionelle als auch innovative Lösungen zu entwickeln. Im April 2024 brachte das Unternehmen etwa die weltweit erste Katastrophenanleihe zur Absicherung gegen Risiken durch Cloud-Ausfälle auf den Markt.

Munich Re beobachtet „vernünftiges Gleichgewicht“

In den vergangenen Jahren haben hohe Schäden zu einer steigenden Nachfrage nach Rückversicherungslösungen und Engpässen bei Kapazitäten geführt, da Versicherer ihre Angebote gerade bei risikoreichen Sparten eingeschränkt haben. Laut der Munich Re, der Nummer eins auf dem Markt, haben sich Angebot und Nachfrage inzwischen wieder eingependelt. „Der Rückversicherungsmarkt ist derzeit in einem vernünftigen Gleichgewicht. Doch die Unsicherheiten bleiben groß: Die Schadeninflation ist in manchen Segmenten weiterhin hoch, und die Abwärtsrisiken für die konjunkturellen Rahmenbedingungen sind erheblich. Munich Re wird weiterhin konsequent auf risikoadäquate Raten und Bedingungen achten“, erklärte Thomas Blunck, Vorstandsmitglied der Munich Re, ebenfalls in Monte Carlo.

Die Munich Re geht davon aus, dass der weltweite Rückversicherungsmarkt in den kommenden drei Jahren inflationsbereinigt um zwei bis drei Prozent wachsen wird, ähnlich dem Erstversicherungssektor. Das Wachstum in der Asien-Pazifik-Region und Lateinamerika könnte jedoch etwas stärker ausfallen, während Europa und Nordamerika ein schwächeres Wachstum verzeichnen könnten. Auch bei einer stabilen Wirtschaftsentwicklung – die Munich Re erwartet ein globales Wirtschaftswachstum von etwa 2,5 Prozent und eine sinkende Inflation auf immer noch hohem Niveau – wird die Schadeninflation nach ihrer Einschätzung in vielen Rückversicherungssegmenten deutlich höher bleiben. Getrieben werde diese von Faktoren, die von der allgemeinen Wirtschaftslage unabhängig sind. Beispiele sind steigende Schadenersatzurteile, insbesondere in den USA („Social Inflation“), kostentreibende medizinische Fortschritte, steigende Pflegekosten sowie Engpässe bei Baumaterialien und Fachkräften, die die Schadenkosten signifikant erhöhen.

Das weltweite Rückversicherungskapital, ein Indikator für die Rückversicherungskapazität, ist laut Daten von AM Best und Guy Carpenter 2024 wie erwartet auf 515 Milliarden US-Dollar gestiegen, berichtet Munich Re weiter. Der Markt für alternatives Risikokapital wuchs zwar leicht, hatte jedoch keinen großen Einfluss auf den Rückversicherungsmarkt. Die Nachfrage nach Rückversicherungskapazität blieb weiterhin hoch, sodass der Gesamtmarkt ein Gleichgewicht auf einem höheren Niveau gefunden hat.

„Angemessene Erträge sind entscheidend für den Rückversicherungssektor, der in vier der letzten sieben Jahre seine Kapitalkosten nicht decken konnte. Ein gutes Jahr allein reicht nicht aus. Wir müssen dauerhaft risikoadäquate Raten erzielen, da mit zunehmender Volatilität und steigenden Risikoexponierungen der Bedarf an Risikokapital weiter wächst“, erklärte Blunck.