Das geplante Rentenpaket II wird von Maximilian Mordhorst kritisiert. So warnt der FDP-Politiker vor einer massiven Belastung der jüngeren Generation. Im Interview erklärt er, wie steigende Beitragssätze und der Wegfall der doppelten Haltelinie die arbeitende Bevölkerung überfordern könnten und welche Alternativen sozial verträglicher wären.
Sie kritisieren, dass das geplante Rentenpaket II die jüngere Generation stärker belastet. Wie genau würden sich die Rentenbeiträge entwickeln und warum trifft es besonders die Jüngeren?
Max Mordhorst: Ich verstehe den wachsenden Unmut über den maroden Zustand der Rente. Die jungen Menschen können aber nichts dafür, dass ihre Eltern zu wenig Kinder bekommen haben und dem Umlagesystem der gesetzlichen Rente damit die finanzielle Basis wegbricht. Dennoch sollen sie das Finanzierungsloch der gesetzlichen Rente nun mit Beitragssätzen von über 22 % in 2035 stopfen. Aktuelle Studien prognostizieren für 2040 sogar einen Anstieg auf über 24 %. Das geht in die völlig falsche Richtung.
Welche konkreten finanziellen Folgen hätte die Abschaffung der doppelten Haltelinie für die Beitragszahler?
Zur Wahrheit gehört, dass die doppelte Haltelinie der Vorgängerregierung zum Scheitern verurteilt war. Angesichts der finanziellen Lasten durch die Verrentung der Babyboomer war es kurzsichtig, erst Rentengeschenke zu verteilen und anschließend das Rentenniveau und die Beitragssätze zu fixieren. Mit dem von der SPD forcierten Rentenpaket soll nun die Haltelinie bei den Beiträgen fallen, um die demografischen Kosten über Beitragserhöhungen und höhere Steuerzuschüsse vollends auf die jüngeren Generationen abzuwälzen. Das wäre eine Überlastung der arbeitenden Bevölkerung und Gift für unsere angeschlagene Wirtschaft.
Wie könnte ein Übergang ohne die doppelte Haltelinie gestaltet werden, um sozialverträgliche Lösungen für alle Generationen zu finden?
Hier brauchen wir dringend einen Perspektivwechsel. Wenn künftig die Hälfte eines jeden Gehaltszettels an die Sozialversicherungen geht, wie es manche Studien prognostizieren, gefährdet dies nicht nur die Akzeptanz des Sozialstaats insgesamt, sondern auch die dafür notwendige Leistungsfähigkeit unserer Wirtschaft. Sozial ist es daher, die Abgabenlast in Schach zu halten. Dafür müssen wir mit dem Altersvorsorgedepot nicht nur die private Altersvorsorge stärken, sondern die Renditechancen von Aktien über das Generationenkapital auch für die gesetzliche Rente nutzen. Nichtsdestoweniger werden alle Generationen Abstriche machen müssen, auch beim Rentenniveau und Eintrittsalter.
Die Kopplung des Rentenalters an die Lebenserwartung wird häufig als sozial ungerecht betrachtet, da nicht alle Berufsgruppen gleichermaßen von einer längeren Lebensdauer profitieren. Wie stellen Sie sich eine gerechte Umsetzung dieser Regelung vor?
Es ist doch eine vernünftige Überlegung, dass Menschen zumindest einen Teil der Jahre, die sie länger leben, auch mit Erwerbstätigkeit verbringen. Das oft von linker Seite bemühte Bild des alten Dachdeckers ist so plakativ wie irreführend. Körperlich ist die Arbeit auf dem Bau oft härter als im Büro. Als Liberaler traue ich den Bürgerinnen und Bürgern aber zu, dass sie ihren beruflichen Lebensweg eigenverantwortlich planen. Es braucht daher bei der persönlichen Frage des Renteneintritts vor allem mehr Flexibilität.
Durch die Lockerung der Garantievorgaben bei der privaten Altersvorsorge besteht die Chance auf höhere Renditen. Wie kann gleichzeitig sichergestellt werden, dass die Sicherheit für Sparer nicht verloren geht?
Ohne Risiko keine Renditechancen – das sind zwei Seiten derselben Medaille. Riester hat gezeigt, dass sich dieser Zusammenhang auch nicht mit Komplexität aushebeln lässt. Mit dem neuen Altersvorsorgedepot schaffen wir daher eine steuerlich attraktive Möglichkeit, unkompliziert mit renditestarken Aktien und Fonds vorzusorgen. Diese Chance für den privaten Vermögensaufbau werden wir nicht mit kontraproduktiven Garantievorgaben torpedieren. Das Risiko kann jeder im Rahmen einer langfristig orientierten und breit diversifizierten Anlagestrategie eigenverantwortlich managen.
Über den Interview-Partner:
Im Deutschen Bundestag ist Max Mordhorst Mitglied im Ausschuss für Finanzen und im Ausschuss für Digitales sowie stellvertretendes Mitglied im Ausschuss für Tourismus.