Angesichts steigender Risiken für Altersarmut betonen Versicherungsmathematiker die Bedeutung kollektiver Altersvorsorgemodelle. Diese würden nicht nur Inflationsschutz, sondern auch lebenslange Rentenzahlungen bieten.
Die finanzielle Absicherung im Alter wird in Deutschland zunehmend zu einem zentralen Thema, besonders für die breite Mittelschicht. Angesichts der Diskussionen über die private Altersvorsorge, die geplante Novellierung des Betriebsrentenstärkungsgesetzes und die Entwicklungen auf europäischer Ebene wie das Pan-European Pension Product (PEPP), wird der Ruf nach einer nachhaltigen und kollektiven Altersvorsorge lauter. Die Deutsche Aktuarvereinigung e.V. (DAV) und das Institut der Versicherungsmathematischen Sachverständigen für Altersversorgung e.V. (IVS) betonen in einem gemeinsamen Beitrag in der Zeitschrift „Aktuar Aktuell“ die Bedeutung einer kollektiv organisierten Vorsorge, um den Lebensstandard im Ruhestand langfristig zu sichern und Altersarmut zu verhindern.
Laut der Deutschen Aktuarvereinigung (DAV) und dem Institut der Versicherungsmathematischen Sachverständigen für Altersversorgung (IVS) stellt sich besonders für die Mittelschicht die dringende Frage, wie der eigene Lebensstandard im Ruhestand gesichert werden kann. Diese Bevölkerungsgruppe habe meist nicht genügend private Mittel, um eine umfassende Altersabsicherung sicherzustellen. Dennoch sei sie finanziell in der Lage, durch geeignete Vorsorgemaßnahmen dem Risiko der Altersarmut zu entgehen. Eine effiziente Altersvorsorge, die auf stabilen und nachhaltigen Kapitalanlagen basiert, sei laut DAV und IVS entscheidend, um sicherzustellen, dass der Ruhestand nicht zu einem finanziellen Engpass führt.
Ein zentraler Punkt, den beide Organisationen betonen, ist die Anlage der finanziellen Mittel in der Ansparphase. Es müssten Anlagemodelle gefunden werden, die sowohl ertragreich seien als auch Stabilität gegen Schwankungen an den Kapitalmärkten böten. Angesichts der derzeit niedrigen Zinsen bei traditionellen Anlageformen wie Anleihen, empfehlen die Aktuare, eine kollektiv organisierte Kapitalanlage in Betracht zu ziehen – etwa durch Lebensversicherer oder betriebliche Altersvorsorgeeinrichtungen (EbAV). Diese biete einen effektiven Weg, um Sicherheit und Inflationsschutz zu gewährleisten.
Die Rolle der kollektiven Kapitalanlage
Die Versicherungsmathematiker betonen die Vorteile einer kollektiv gesteuerten Kapitalanlage. Diese ermögliche es, die Beiträge der Versicherten in langfristige und renditestarke Vermögenswerte wie Immobilien oder Aktien zu investieren. Nach Ansicht der Experten bieten solche Realwerte zwei zentrale Vorteile: höhere Renditechancen im Vergleich zu konservativen Anlageformen und einen Schutz vor der Inflation, da Sachwerte weniger von Geldentwertungen betroffen seien.
Besonders die breite Streuung des Portfolios sei ein Vorteil der kollektiven Vorsorge. Laut DAV und IVS würden die Risiken einzelner Anlageformen durch die Masse der Investitionen ausgeglichen, sodass der Einzelne höhere Renditen erzielen könne, ohne ein erhöhtes individuelles Risiko zu tragen. Durch langfristige Kapitalanlagen könnten kurzfristige Schwankungen an den Märkten ausgeglichen werden, was für Stabilität sorge. Diese Puffermechanismen unterschieden kollektive Vorsorgemodelle von anderen Vorsorgeformen, so die Organisationen.
Ein Vergleich mit fondsgebundenen Produkten zeige zudem, dass die kollektive Vorsorge eine effizientere Nutzung der Renditechancen ermögliche. Während bei Fondsmodellen das Kapital gegen Ende der Ansparphase oft in weniger volatile, aber auch weniger ertragreiche Anlageformen umgeschichtet werde, bleibe die kollektive Kapitalanlage stärker in renditeträchtigen Vermögenswerten investiert, was einen langfristigen Inflationsschutz gewährleiste.
Auszahlungsphase: Lebenslange Renten als Schutz vor Altersarmut
Für DAV und IVS ist die lebenslange Rentenzahlung ein zentraler Aspekt, um Altersarmut zu verhindern. Beide Organisationen sehen in einer kollektiv organisierten Rentenversicherung den besten Weg, dieses Risiko abzusichern. In Zeiten demografischer Veränderungen, in denen umlagefinanzierte Rentensysteme unter Druck geraten, biete die sachwertorientierte Kapitalanlage einen effektiven Schutz gegen die Inflation und sorge für stabile Erträge, ohne die Steuerzahler zusätzlich zu belasten.
Flexible Auszahlungsmodelle für individuelle Bedürfnisse
Darüber hinaus verweisen DAV und IVS auf die Vorteile flexibler Auszahlungsmodelle. Viele Versicherer böten mittlerweile Modelle an, die es ermöglichten, die Auszahlung der angesparten Mittel an die individuellen Bedürfnisse im Ruhestand anzupassen. Beispielsweise könne ein Teil des Kapitals sofort ausgezahlt werden, während der Rest in eine lebenslange Rente umgewandelt werde. Solche Modelle würden es ermöglichen, größere Ausgaben – etwa für Reisen oder gesundheitliche Bedürfnisse – zu finanzieren, ohne auf eine sichere Altersrente verzichten zu müssen.
Gleichzeitig warnt die DAV vor möglichen Risiken: Eine einmalige größere Auszahlung möge zwar attraktiv erscheinen, könne jedoch dazu führen, dass das Kapital zu schnell aufgebraucht werde, was im späteren Ruhestand zu finanziellen Engpässen führen könne.