Vertrauen in gesetzliche Rente schrumpft weiter

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Die Deutschen haben immer weniger Vertrauen in die gesetzliche Rente, wie eine aktuelle forsa-Umfrage im Auftrag der Union Investment zeigt. Fast acht von zehn Befragten glauben, dass die gesetzliche Rente allein nicht ausreicht, um ihren Lebensstandard zu sichern. Gleichzeitig hat jeder dritte Deutsche keine private Altersvorsorge.

Das Vertrauen in die gesetzliche Rente ist in den letzten Jahren deutlich gesunken. Laut forsa stimmen 79 Prozent der Deutschen der Aussage zu: „Meine gesetzliche Rente allein wird nicht reichen, um meinen aktuellen Lebensstandard auch im Alter halten zu können.“ Das sind acht Prozentpunkte mehr als vor fünf Jahren.
Parallel dazu wächst die Angst vor Altersarmut: 38 Prozent der Befragten geben an, sich davor zu fürchten, im Alter arm zu werden – vor fünf Jahren waren es noch 26 Prozent. Besonders Frauen sind betroffen: Fast jede zweite (46 Prozent) sorgt sich um Altersarmut, während bei den Männern nur 31 Prozent diese Angst teilen.

Quelle: Anlegerbarometer Union Investment, 2. Quartal 2024

Jeder Dritte hat keine private Altersvorsorge

Die Fragestellung der Umfrage überrascht insofern, da die Bundesregierung wiederholt betont hat, dass die gesetzliche Rente allein nicht dazu gedacht ist, den Lebensstandard im Alter zu sichern. Zwar betonte Bundesarbeitsminister Hubertus Heil (SPD), die Rente solle einen ‚angemessenen Lebensstandard‘ gewährleisten, doch ohne private und betriebliche Vorsorge sei dies nicht ausreichend. Das deutsche Altersvorsorgesystem basiert auf dem Drei-Säulen-Modell, das aus der gesetzlichen Rente, der betrieblichen Altersvorsorge und der privaten Vorsorge besteht. Daher müssen die Bürgerinnen und Bürger selbst aktiv werden, um mögliche Lücken in der Altersvorsorge zu schließen.

Daher müssen die Bürgerinnen und Bürger selbst aktiv werden, um mögliche Lücken in der Altersvorsorge zu schließen. Zwar haben 69 Prozent der Befragten bereits mindestens einen Vertrag zur privaten Altersvorsorge abgeschlossen, doch fast jeder Dritte (30 Prozent) besitzt nach wie vor keine. Die meisten sehen schlicht keine Notwendigkeit (29 Prozent) oder geben an, dass ihnen das Geld dafür fehlt (21 Prozent). 17 Prozent wollen sich erst später damit beschäftigen, für zehn Prozent ist das Thema zu kompliziert und zeitaufwändig. Darunter sind mehr als doppelt so viele Frauen wie Männer (15 zu 6 Prozent).

Steigendes Vertrauen in private Lösungen

Die Umfrage zeigt erfreuliche Entwicklungen: Das Vertrauen in die private Altersvorsorge ist gestiegen. Mehr als zwei Drittel der Befragten (68 Prozent) glauben, dass sie sich mit einer privaten Altersvorsorge vor finanziellen Engpässen im Alter schützen können. Im Jahr 2019 waren es noch deutlich weniger, nämlich 54 Prozent.

Allerdings spiegelt sich dieses Vertrauen nicht unbedingt im tatsächlichen Vorsorgeverhalten wider. Nur 44 Prozent der Befragten sind der Meinung, dass sie gut für ihr Alter vorgesorgt haben – ein deutlicher Rückgang im Vergleich zu 2019, als 68 Prozent dieser Ansicht waren.

Das gestiegene Vertrauen in die private Vorsorge überrascht, zumal verschiedene Lösungen wie die Riester-Rente immer wieder kritisch in Medien und Politik diskutiert wurden. Aktuell bereitet die Bundesregierung eine Reform der privaten Altersvorsorge vor.

Dieses zunehmende Vertrauen könnte jedoch auch mit einer wachsenden Akzeptanz von Aktien und kapitalmarktnahen Lösungen zusammenhängen. Immer mehr Menschen halten Aktien für einen geeigneten Bestandteil der privaten Altersvorsorge: 57 Prozent der Befragten teilen diese Meinung, was seit 2017 einem Anstieg um 15 Prozentpunkte entspricht. Allerdings zeigen sich deutliche Unterschiede zwischen den Geschlechtern: Während 69 Prozent der Männer für Aktien in der privaten Altersvorsorge plädieren, sind nur 45 Prozent der Frauen dieser Ansicht.

Notwendigkeit erkannt, doch viele reagieren nicht

Angesichts des mangelnden Vertrauens in die gesetzliche Rente erkennen sechs von zehn Befragten (60 Prozent) die Notwendigkeit, sich mit privater Altersvorsorge zu beschäftigen. Tatsächlich haben jedoch nur 54 Prozent dieser Befragten aktiv Maßnahmen ergriffen, während 15 Prozent kaum oder gar nicht darüber nachgedacht haben.

Die Auseinandersetzung mit diesem Thema variiert verständlicherweise mit dem Alter. Besonders die Gruppe der 30- bis 39-Jährigen zeigt ein starkes Interesse an der privaten Altersvorsorge. Trotz der Sorge vieler Frauen vor Altersarmut verhalten sich diese jedoch oft passiv: 49 Prozent der Frauen beschäftigen sich intensiv mit dem Thema, während es bei den Männern 59 Prozent sind. Gleichzeitig widmet sich ein Drittel der Frauen (35 Prozent) nur wenig der Altersvorsorge, und 17 Prozent tun dies kaum oder gar nicht (bei Männern sind es 27 Prozent und 14 Prozent).

Frauen investieren weniger in Altersvorsorge

In der Umfrage von forsa wurde auch erfragt, wie viel Geld die Befragten monatlich in ihre Altersvorsorge investieren. Dabei wurde der Begriff „sparen“ verwendet, was missverständlich sein könnte, da viele Formen der Altersvorsorge eher als Geldanlage betrachtet werden sollten und nicht lediglich als Zurücklegen von Geld.

Quelle: Anlegerbarometer Union Investment, 2. Quartal 2024

Ein auffälliger Unterschied zeigt sich zwischen den Geschlechtern: Männer legen monatlich mehr Geld zurück als Frauen. So sparen 42 Prozent der männlichen Befragten jeden Monat 200 Euro oder mehr, während nur 28 Prozent der Frauen diesen Betrag erreichen. Hinsichtlich der Beträge zwischen 100 und 200 Euro zeigen sich hingegen keine Unterschiede: Jeweils 29 Prozent der Frauen und Männer geben an, diesen Betrag monatlich für das Alter zur Seite zu legen.