Rückenschmerzen sind auf dem Vormarsch und verursachen immer mehr Fehltage bei Berufstätigen. Krankenkassen versuchen, mit Präventionskursen dagegen zu halten.
Rückenschmerzen sind für viele Menschen in Deutschland ein ständiger Begleiter. Laut einer aktuellen Analyse der KKH Kaufmännische Krankenkasse leidet etwa ein Viertel der Versicherten (24,8 %) an Rückenproblemen – das entspricht rund 20 Millionen Menschen. Besonders betroffen sind Berufstätige: Muskel-Skelett-Erkrankungen, zu denen auch Rückenschmerzen zählen, verursachen die meisten krankheitsbedingten Fehltage. Im ersten Halbjahr 2024 waren es 474 Fehltage pro 100 versicherte Mitglieder – ein Anstieg im Vergleich zu 464 Tagen im Vorjahr. Dabei sind Rückenschmerzen mit 142 Fehltagen die häufigste Einzeldiagnose unter diesen Erkrankungen.
Erst vor wenigen Wochen zeigte eine Auswertung der DAK-Gesundheit, dass auch psychische Erkrankungen wie Depressionen und Angststörungen zunehmend zu Fehlzeiten führen – mit teils massiven Folgen für die Arbeitswelt (Versicherungsbote berichtete). Muskel-Skelett-Erkrankungen und psychische Belastungen verstärken sich oft gegenseitig, was die Rückkehr in den Job erschwert.
Warum Rückenschmerzen zunehmen
Die Ursachen für den Anstieg der Rückenschmerzen sind vielfältig. Bewegungsmangel, falsche Haltungen am Arbeitsplatz und häufiges Heben schwerer Lasten belasten den Rücken. Auch Übergewicht und psychischer Stress spielen eine Rolle. Laut Studien könnte zudem das Rauchen einen negativen Einfluss haben, da Nikotin die Blutzufuhr zu den Bandscheiben und Muskeln reduziert. Diese Faktoren tragen nicht nur zu Rückenschmerzen bei, sondern erhöhen auch das Risiko, berufsunfähig zu werden – ein Szenario, das für viele Arbeitnehmer eine ernsthafte Bedrohung darstellt.
Lösungsansätze: Prävention und Therapie
Um dem Rückenschmerz zu begegnen, bieten Krankenkassen wie die KKH verschiedene Präventions- und Therapiemöglichkeiten an. Seit Juli 2024 unterstützt die KKH ihre Versicherten etwa durch die Erstattung von bis zu vier osteopathischen Behandlungen pro Jahr. Die Osteopathie kann helfen, Blockaden zu lösen und die Beweglichkeit zu verbessern. Auch andere gesetzliche Versicherer erstatten Kosten für osteopathische Behandlungen (Versicherungsbote berichtete). Darüber hinaus gibt es Programme zur Stärkung der Rückenmuskulatur – etwa den Online-Kurs „Rücken Fit & Gesund“, den KKH-Versicherte über den Präventionspartner Gymondo kostenfrei nutzen können. Einen ähnlichen Weg gehen auch andere Krankenkassen, die Rückenkurse (Präsenz oder online) bezuschussen oder komplett übernehmen. Das Bundesinstitut für Sportwissenschaft hat auf einer Übersichtsseite Links zu Websites von Leistungsträgern und Vereinen gesammelt, die sich dem Thema widmen.
Rückenschmerzen und das Berufsunfähigkeitsrisiko
Da Rückenschmerzen auch ein ernstzunehmendes Berufsunfähigkeitsrisiko darstellen, ist es entscheidend, dass Unternehmen und Versicherte präventive Maßnahmen ergreifen. Häufig wiederkehrende Rückenprobleme führen nicht nur zu hohen Kosten durch Arbeitsausfälle, sondern können langfristig zu einer Berufsunfähigkeit führen.
Wie die KKH gerechnet hat:
Die KKH analysierte die Fehltage von pflicht- und freiwillig versicherten Mitgliedern im ersten Halbjahr 2024. Dabei wurden nur Mitglieder mit Krankengeldanspruch berücksichtigt, und die Fehltage wurden pro 100 Versichertenjahre berechnet.