Pflege-Bahr: Ohne Debeka wäre der Markt „praktisch nicht mehr existent“

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Ein zentraler Grund für die Schwächung des Pflege-Bahrs könnte die anhaltende Skepsis der Verbraucherschützer sein. Stiftung Warentest kritisiert zum Beispiel das schlechte Preis-Leistungs-Verhältnis. Ein wesentlicher Punkt der Kritik ist, dass Versicherte auch im Pflegefall weiter Beiträge zahlen müssen, was den finanziellen Nutzen der Versicherung erheblich schmälert. Viele Versicherte zahlen letztlich mehr in die Versicherung ein, als sie im Pflegefall an Leistungen zurückerhalten, so die verbrauchernahe Organisation auf ihrer Webseite.

Auch reichen die gesetzlich festgelegten Mindestleistungen – wie etwa 600 Euro monatlich im Pflegegrad 5 (gemäß § 127 Abs. 2 Nr. 4 SGB XI) – nicht aus, um hohe Eigenanteile insbesondere für die stationäre Pflege zu decken. Der Eigenanteil für die Unterbringung in einem Pflegeheim liegt inzwischen im Bundesdurchschnitt bei 3.123 Euro (Versicherungsbote berichtete). Dieses Problem hoher Eigenanteile betrifft allerdings nicht nur den Pflege-Bahr. Selbst leistungsstärkere Pflegezusatzversicherungen, die höhere monatliche Leistungen bieten, schaffen es oft nicht, die enormen Kosten der stationären Pflege vollständig abzudecken. Sie können die finanzielle Lücke lediglich mildern, aber selten vollständig schließen.

Für bestimmte Zielgruppen dennoch wichtig

Trotz der Kritik ist der Pflege-Bahr für bestimmte Zielgruppen weiterhin wichtig. Besonders Menschen mit Vorerkrankungen, die bei anderen Versicherungen aufgrund ihrer gesundheitlichen Situation abgelehnt werden, können auf den Pflege-Bahr zurückgreifen. Da dieser Tarif ohne Gesundheitsprüfung angeboten wird, stellt er für sie häufig die einzige Möglichkeit dar, sich privat gegen Pflegekosten abzusichern. Trotz der vergleichsweise geringen Leistungen bleibt der Pflege-Bahr für diese Versicherten eine relevante Absicherungsmöglichkeit.

Debeka stemmt den Vertrieb zu großen Teilen allein

Obwohl der Pflege-Bahr insgesamt immer mehr an Bedeutung verliert, gibt es einen Versicherer, der sich weiterhin am Markt engagiert: die Debeka. Sie trägt den größten Teil des Vertriebs, während sich andere Anbieter zunehmend aus dem Geschäft zurückziehen – die Zahlen haben es gezeigt. Marc Surminski bringt die Situation für die ZfV treffend auf den Punkt: „Ohne die Debeka, die von Anfang an im Vertrieb konsequent auf das Produkt gesetzt hatte, wäre dieser Markt eigentlich nicht mehr existent."

Die starke Abhängigkeit vom Marktführer wirft aber auch Fragen auf, wie zukunftsfähig das Produkt ohne weitere Unterstützung anderer Versicherer ist. Angesichts der rückläufigen Bestände und des schwachen Neugeschäfts bei nahezu allen anderen Anbietern bleibt fraglich, ob der Pflege-Bahr langfristig Bestand haben wird. Zahlen zum Pflege-Bahr und viele weiterer Kennzahlen zur PKV sind kostenpflichtig in einer aktuellen Analyse auf der ZfV-Webseite verfügbar.