Allianz plant Kfz-Versicherung mit Verwendung gebrauchter Ersatzteile

Dieser Entwicklung will man mit gebrauchten Ersatzteilen entgegenwirken. Wenn ein gebrauchtes Ersatzteil zur Verfügung steht, können Fahrzeughalter frei entscheiden, ob sie mit dem Einbau eines gebrauchten Teils einverstanden sind. Laut einer Allianz-Umfrage würden 89 Prozent der Verbraucher eine Reparatur ihres Fahrzeugs mit gebrauchten, aber vollständig intakten und zertifizierten Ersatzteilen akzeptieren. Diese hohe Zustimmung in der Umfrage hat sich in der Praxis bestätigt. „Jeder zweite von uns angesprochene Kunde, bei dem eine Reparatur des Fahrzeugs mit gebrauchten Ersatzteilen möglich war, hat sich für eine nachhaltige Reparatur entschieden“, sagt Sommerfeld.

In vielen Ländern funktioniert der Gebrauchtteilemarkt schon lange. In den USA und Schweden werden seit über 25 Jahren Gebrauchtteile für die Unfallreparatur verwendet. England, die Niederlande und Frankreich sind diesem Beispiel in den letzten Jahren gefolgt und haben den Handel und die Reparatur mit gebrauchten Ersatzteilen, auch mittels Einführung gesetzlicher Vorgaben, gefördert. Dort gibt es bereits Werkstatterfahrungen bei der Reparatur, Gebrauchtteileportale und Logistiklösungen, die sich in der Praxis bewährt haben. „Auch in Deutschland brauchen wir gesetzliche Rahmenbedingungen, um diese Entwicklung schneller voranzutreiben. Nur gemeinsam können wir es schaffen, unbeschädigte Teile einem sinnvollen neuen Verwendungszweck zuzuführen“, sagt Sommerfeld. Wenn es in Deutschland eine ausreichende Verfügbarkeit von gebrauchten Ersatzteilen auch für jüngere Modellreihen gibt, plant die Allianz einen Kfz-Tarif, der die Verwendung von verfügbaren gebrauchten Teilen beinhaltet.

Derzeit bietet der Münchenern Versicherer mit über 1.400 Partnerwerkstätten eine Reparatur mit gebrauchten Ersatzteilen an. Rund 25 Außenteile wie Türen sowie Front- und Heckklappen, aber auch Spiegel, Scheinwerfer oder Rückleuchten würden verwendet. Sicherheitsrelevante Teile wie Lenkungen, Achsteile oder Räder würden derweil nicht genutzt. Für den GreenPart-Prozess eignen sich rund zehn Prozent der echten Totalschäden besonders gut. Da die Fahrzeuge unbeschädigte Ersatzteile liefern müssen, fallen die meisten rundum beschädigten Fahrzeuge als Spender weg. Durch das Unwetter „Radha“ Anfang Juni 2024 wurden viele Fahrzeuge durch Hochwasser zum Totalschaden, ohne dabei äußerlich beschädigt zu sein. Insgesamt habe die Allianz dadurch 62 Kundenfahrzeuge mit rund 1.200 Teilen als Ersatzteilspender einsteuern können.

Der Recycler prüfe die Funktion des Gebrauchtteils und nimmt es, wie beim Neuteil, im Falle einer berechtigten Reklamation zurück. Die Reparaturen erfolgten fachgerecht in den Partnerwerkstätten. „Unsere Kundinnen und Kunden erhalten ein Jahr Garantie auf das gebrauchte Ersatzteil – die gleiche Garantie wie bei einer Reparatur mit Neuteilen“, sagt Sommerfeld.