Embedded Insurance: Große Chancen, aber auch Vorbehalte

Quelle: DALL-E

Die Akzeptanz von "Embedded Insurance" nimmt mit dem Alter ab, und nur elf Prozent der deutschen Versicherungskunden haben in den letzten zwölf Monaten bewusst solche Versicherungen genutzt.

Versicherungen, die in den Kaufprozess anderer Produkte oder Dienstleistungen eingebettet sind, gelten als großer Wachstumsmarkt. Prognosen zufolge könnte bereits in naher Zukunft jeder dritte Versicherungskauf in integrierter Form stattfinden, vorausgesetzt, die Kunden spielen mit. Und: Jeder dritte Versicherungskunde (33 Prozent) kann sich grundsätzlich für die Idee der „Embedded Insurance“ begeistern, während 28 Prozent dieser eher ablehnend gegenüberstehen. Weitere 39 Prozent zeigen sich neutral oder verhalten positiv. Ein deutlicher Generationeneffekt ist erkennbar: Ab dem Alter von 40 Jahren nimmt die Akzeptanz von Embedded Insurance unter den Versicherungsentscheidern deutlich ab. Das geht aus der aktuellen Trendstudie „Gegenstandsversicherungen & Embedded Insurance“ des Marktforschungsinstituts Nordlight Research hervor.

Die Verbreitung von Embedded Insurance ist hierzulande noch gering. In den letzten zwölf Monaten haben elf Prozent der Versicherungsentscheider bewusste eigene Erfahrungen mit eingebetteten Versicherungen gemacht, meist im Zusammenhang mit dem Kauf von Smartphones, Tablets oder Notebooks, bei der Buchung von Reisen und Mietwagen oder beim Erwerb von Unterhaltungselektronik. Mehr als jeder Zweite davon hat sich dann auch bewusst für den zusätzlichen Versicherungsabschluss entschieden (54 Prozent; per Wahlmöglichkeit), oder die Versicherung war augenscheinlich fest mit dem Produktkauf verbunden (7 Prozent; ohne Wahlmöglichkeit). Der Produktkauf selbst fand zu etwa gleichen Teilen im stationären Handel oder im Internet statt. Der verbundene Versicherungsabschluss erfolgte bisher häufiger beim Vor-Ort-Kauf (61 Prozent bei Auswahloption) als bei Online-Käufen (47 Prozent). 39 Prozent der Kunden entschieden sich beim Kauf des Produkts gegen einen integrierten Versicherungsabschluss.

„Die hohe Abschlussquote unter denjenigen Kunden, die bereits Erfahrung mit Embedded Insurance in Kaufprozessen gemacht haben, stützt zunächst einmal die Annahme von größerem Wachstumspotenzial“, sagt Dr. Torsten Melles, Geschäftsführer bei Nordlight Research. „Zugleich sollte dieses Potenzial aber auch nicht überschätzt werden, da bei der Entscheidung viele Faktoren eine Rolle spielen. Unter anderem die generelle Versicherungsaffinität, Preisbereitschaften, aktuelle Versicherungsausstattung oder Vergleichsprozesse mit klassischen Gegenstandsversicherungen.“

Versicherungsentscheider, die dem Konzept der Embedded Insurance positiv oder zumindest offen gegenüberstehen, sehen die Bequemlichkeit als entscheidenden Vorteil. Sofern die Versicherung als sinnvoll erscheint, muss man sich nicht weiter kümmern, erledigt alles in einem Schritt und empfindet den Abschluss als bequem und einfach. Kostengünstigere Versicherungsmöglichkeiten oder größere Gefühle der Sicherheit beim Produktkauf werden seltener mit Embedded Insurance assoziiert. Kunden, die sich bewusst gegen den Abschluss einer Versicherung entschieden haben, nennen mangelnden Bedarf oder Zweifel an der Notwendigkeit als Gründe. Teilweise wurde der Versicherungsschutz in Relation zum Produkt als zu teuer angesehen, oder man besaß bereits einen entsprechenden Versicherungsschutz, etwa über spezielle Gegenstandsversicherungen oder Hausratversicherungen. In manchen Fällen fehlte auch ein qualifizierter Ansprechpartner für Fragen zur eingebetteten Versicherung.

Diese Versicherer werden im Kaufprozess gewünscht

Versicherungskunden, die bereits Erfahrungen mit Embedded Insurance gemacht haben, formulieren eine Reihe von Erwartungen an die zukünftige Ausgestaltung. Allen voran wünscht man sich vom Handel vor Vertragsabschluss eine transparente und unabhängige Darstellung der Vor- und Nachteile der Versicherungen (Leistungsumfang, Leistungsausschlüsse etc.). Im Falle der Auswahlmöglichkeit verschiedener Versicherungsanbieter im Kaufprozess wären für Verbraucher die Allianz, HUK-Coburg und ADAC die Top 3 der bevorzugten und akzeptiertesten Produktgeber für Embedded Insurance. Auf breiten Widerstand stößt hingegen das feste Bündeln von Produkten mit Versicherungen (ohne Wahlmöglichkeit). Generell empfinden fast ein Drittel der Versicherungsentscheider (31 Prozent), die bereits eigene Erfahrungen mit Embedded Insurance haben, das Konzept als „unseriös“.

„Für Versicherungsunternehmen, die stärker in den Embedded-Insurance-Markt einsteigen wollen, empfiehlt sich eine gut konzipierte Abschlussstrecke, die Anforderungen an neutrale Produktvergleiche berücksichtigt und in jeder Phase Vertrauen bei den Kunden stiftet“, sagt Torsten Melles. „Zumal davon auszugehen ist, dass sich die Wahrnehmung der Anbieter im Embedded-Insurance-Kontext auch auf deren Gesamtimage überträgt. Vor kurzfristig gesprungenen Absatzinteressen in neuen Drittanbieter-Vertriebskanälen sollte daher eine integrierte Gesamtstrategie der Versicherer stehen.“

Neben dem Konzept „Embedded Insurance“ beleuchtete die aktuelle Assekuranz-Trendstudie auch klassische „Gegenstandsversicherungen“ aus Verbrauchersicht sowie neuere Versicherungskonzepte wie Cyber-Schutz, Shopping-Schutz und Social-Media-Schutz. Gegenstandsversicherungen sind aktuell stark auf Kraftfahrzeuge fokussiert. Immerhin 29 Prozent der Versicherungskunden haben – außerhalb ihrer Hausrat- und Kfz-Versicherung – mindestens einen Gegenstand einzeln versichert. Die größten Zukunftspotenziale zeigen sich neben dem Kfz-Bereich bei der Einzelversicherung hochwertiger Fahrräder, E-Bikes und Sportgeräte, elektronischer Produkte, Brillen und Schmuck/Gold/Silber. Abschlüsse direkt beim Händler werden selten ausdrücklich präferiert, aber auch nur von knapp jedem dritten Versicherungsentscheider explizit abgelehnt.

Generelles Interesse an Versicherungen im Bereich Cyber-Schutz, Shopping-Schutz und Social-Media-Schutz ist unter Versicherungsentscheidern vorhanden, das kurzfristige Abschlusspotenzial zugleich auf enge Zielgruppen begrenzt (jeweils rund 15 Prozent). Viele kennen hierzu bisher aber auch keine Anbieter. Entsprechende Angebote werden daher in der Regel als „einzigartig“ erlebt und können daher Positionierungschancen für Versicherungsunternehmen bieten.