Die Einführung der Digitalen Rentenübersicht (DRÜ) bietet Vermittlern neue Möglichkeiten, Kunden umfassend über Versorgungslücken zu informieren. Doch wie lässt sich dieses neue Instrument optimal in die Beratung integrieren? Versicherungsbote sprach mit Michael H. Heinz – Präsident des Bundesverbandes Deutscher Versicherungskaufleute (BVK).
Versicherungsbote: Mit der Einführung der Digitalen Rentenübersicht (DRÜ) haben Vermittler nun eine wertvolle Ressource an der Hand, um die Altersvorsorge ihrer Kunden zu analysieren. Wie sollten Vermittler Ihrer Meinung nach auf ihre Kunden zugehen, um sie über die Vorteile und den Nutzen der Rentenübersicht zu informieren und ihre Beratung darauf aufzubauen?
Michael H. Heinz: Die Vermittler können zum Beispiel mit dem „BVK-Altersvorsorgecheck DRÜ“ proaktiv auf ihre Kunden zugehen und ihnen fundiert, anschaulich und grafisch ansprechend die Versorgungslücken im Rentenalter aufzeigen. Er wird am 29. Oktober freigeschaltet. Wir glauben, dass das säulenübergreifende Zusammenstellen der bei der Digitalen Rentenübersicht hinterlegten Daten einen sehr guten Überblick über die zukünftigen Renten ermöglicht. Die Aufgabe der Vermittler ist es, die Daten zu analysieren und zu interpretieren sowie ihren Kunden verständlich aufzuzeigen, wo noch Absicherungsbedarf besteht. Daran schließt sich die Beratung an, mit welchen Produkten etwaige Versorgungslücken geschlossen werden können.
Wie können Vermittler das Vertrauen ihrer Kunden gewinnen, indem sie auf die neue Transparenz der Rentenübersicht hinweisen? Welche Kommunikationsstrategien sind besonders effektiv, um das Interesse an einer tiefergehenden Beratung zu wecken?
Ein wesentlicher Schritt, Kundenvertrauen zu gewinnen, liegt auf der Verlässlichkeit und Übersichtlichkeit der zusammengestellten Daten des „BVK-Altersvorsorgecheck DRÜ“. Die Kunden können anhand der über sie vorhandenen Daten in der DRÜ sehen, mit welchem Lebensstandard sie im Alter rechnen können. Außerdem berücksichtigt das BVK-Tool noch weitere Parameter – wie Sozialversicherungsstatus oder Kassen- und Pflegeversicherungsbeiträge. Und es berechnet auch die finanziellen Versorgungslücken, die durch einen vorgezogenen Renteneintritt entstehen können.
Welche Tools und Techniken können Vermittler nutzen, um die Daten der Digitalen Rentenübersicht effizient zu erfassen und aufzubereiten? Welche Schritte empfehlen Sie konkret für die Integration dieser Daten in die Kundenberatung?
Wir empfehlen allen Vermittlern den "BVK-Altersvorsorge-Check inkl. Analyse der DRÜ-Daten" zu nutzen. Dieses kostenfreie Tool ergänzt die Digitale Rentenübersicht (DRÜ) der Deutschen Rentenversicherung und unterstützt Vermittler bei der umfassenden Beratung ihrer Kunden.
Das Aufrufen des BVK-Tools ist denkbar einfach über die Website des Verbandes: Nach dem Hochladen der Digitalen Rentenübersicht der Deutschen Rentenversicherung wird grafisch eingängig die Altersversorgung des Kunden dargestellt, differenziert nach dem Renteneintrittsalter. BVK-Mitglieder können darüber hinaus weitere Parameter wie Sozialversicherungsstatus berücksichtigen.
Wie können Vermittler sicherstellen, dass die persönlichen Daten der Kunden, die aus der DRÜ stammen, sicher und im Einklang mit den Datenschutzvorgaben verarbeitet werden?
Der „BVK-Altersvorsorgecheck DRÜ“ basiert auf einem Instrument der teckpro AG – und garantiert, dass die datenschutzrechtlichen Vorgaben vollumfänglich erfüllt werden. Zudem werden keine Daten gespeichert, da lediglich ein Ausdruck zum Abschluss erzeugt werden kann.
Neben den Rentenansprüchen, die in der DRÜ abgebildet werden, welche weiteren persönlichen und finanziellen Faktoren sollten Vermittler einbeziehen, um eine umfassende Altersvorsorgeberatung zu gewährleisten?
Über die Rentenanwartschaften hinaus, die über die DRÜ ausgegeben werden, sollten Vermittler beachten, wie hoch Belastungen durch noch zu bedienende Darlehen sind und ob noch mögliche Unterhaltsansprüche bestehen. Außerdem ist ein zusätzlicher finanzieller Bedarf durch barrierefreies Wohnen zu bedenken, wenn Kunden schon erkennbar bewegungseingeschränkt sind.
Die Digitale Rentenübersicht berücksichtigt keine Steuern und Abgaben. Wie können Vermittler dieses Thema in der Beratung ansprechen und die individuellen Auswirkungen von Steuern auf die Rente für den Kunden verständlich aufbereiten?
Die Steuerbelastung ist in der Regel im Alter geringer als im Erwerbsleben, eben weil Renten im Vergleich mit Erwerbseinkommen geringer ausfallen. Dennoch ist sie nicht zu unterschätzen, zumal der steuerfreie Anteil von Renten von Jahr zu Jahr sinkt; in 2024 beträgt er nur noch 17 Prozent. Der „BVK-Altersvorsorgecheck DRÜ“ berücksichtigt sowohl Steuern als auch Sozialabgaben bei der Berechnung und bietet damit einen großen Mehrwert als Ergänzung der DRÜ-Daten.
Wie können Vermittler die gewonnenen Daten der Digitalen Rentenübersicht langfristig nutzen, um Kunden regelmäßig über Anpassungen ihrer Vorsorgeplanung zu informieren?
Vermittler beraten und betreuen ihre Kunden i. d. R. langfristig und können mit ihnen im regelmäßigen Turnus stattfindende Beratungstermine vereinbaren. Bei diesen können dann beide Seiten aktuelle Daten ziehen und evtl. Nachjustierungen bei der Altersvorsorge durchführen.
Sehen Sie auch Herausforderungen und Probleme für Vermittler durch die Einführung der DRÜ?
Nein, die sehen wir nicht. Ganz im Gegenteil. Die DRÜ könnte bei nicht wenigen eine Motivation auslösen, mehr fürs Alter vorzusorgen und ihre Vermittler diesbezüglich zu kontaktieren. D. h. die DRÜ könnte auch ein gewisser Treiber sein, mehr für die Altersvorsorge zu tun.
Die Nutzung der Digitalen Rentenübersicht ist freiwillig. Wie kann die Akzeptanz dieses Instruments bei der Bevölkerung gesteigert werden, und was erwarten Sie als politische Unterstützung?
Die Akzeptanz kann gewiss durch eine einfache und intuitive Bedienbarkeit erhöht werden. Auch die Zuverlässigkeit der ausgegebenen Daten und die Anbindung aller Versorgungsträger wird die Attraktivität der DRÜ erhöhen. Von der Politik erwarten wir, dass sie dieses wichtige Projekt weiterhin fördert und alle Versorgungsträger drängt, also auch die Versorgungswerke der freien Berufe, ihre Daten bei der DRÜ zu hinterlegen. Dann hätten alle einen relativ guten Überblick über ihre finanzielle Lage im Alter.