„Die Deutschen haben sich viel zu lange auf die gesetzliche Rente verlassen“, meint Rechtsanwalt Robert Peres, Vorsitzender der Initiative Minderheitsaktionäre. Das Zögern der Bundesregierung bei der Umsetzung von Generationenkapital und Altersvorsorgedepot hält Peres für sehr schädlich.
Die Altersvorsorge in Deutschland steckt seit Jahren in der Krise. Verglichen mit anderen Ländern liegen die Deutschen nicht nur beim privaten Vermögensaufbau, sondern auch bei der gesetzlichen Rente auf den hinteren Rängen. Die Einführung der Riester-Rente hat nicht die erhofften Ergebnisse gebracht, deshalb hat die gegenwärtige Regierung einige Gesetzentwürfe auf den Weg gebracht, beispielsweise das Rentenpaket II. Dies soll einerseits das Rentenniveau stabilisieren, andererseits aber mittels eines Generationenkapital genannten Aktienfonds auch die Rentenkasse entlasten. Dazu kommt ein Vorschlag des Bundesfinanzministeriums, ein sogenanntes Altersvorsorgedepot einzuführen, das den Bürgern erlaubt, steuerbegünstigt auch mit Aktien, Fonds und ETFs ein eigenes Wertpapierdepot aufzubauen. Diese Vorschläge kommen bei der Mehrheit der Deutschen gut an.
Repräsentative Umfrage zeigt tiefes Misstrauen gegenüber gesetzlicher Rente
Die Umfrage ergab, dass eine wachsende Mehrheit von 69 Prozent der Befragten die Einführung eines Generationenkapitals als eine zusätzliche Komponente zur Finanzierung der Rentenversicherung befürworten würden. Mit einem Grundstock von anfangs 12 Milliarden Euro würde der Staat einen Aktienfonds einrichten, dessen Erträge irgendwann in den 2030er Jahren die Rentenkasse spürbar entlasten könnten. Dieser Fonds würde von der KENFO verwaltet. Dieser bereits bestehende öffentliche Fonds wird zur Finanzierung der kerntechnischen Entsorgung genutzt und hätte nach Auskunft der KENFO bereits eine Milliarde Euro an Rendite erwirtschaftet, wäre das Generationenkapital schon vor über einem Jahr eingeführt worden. Man sieht also, Zeit ist ein überaus wichtiger Aspekt beim Kapitalaufbau. Trotzdem zögert der Gesetzgeber die nötigen Reformen immer wieder hinaus und richtet damit Schaden am deutschen Haushalt an.
Festhalten am Umlageprinzip hat viel Geld gekostet
Fakt ist: Die Deutschen haben sich viel zu lange auf die gesetzliche Rente verlassen. Die demografischen Veränderungen waren schon vor dreißig Jahren absehbar. Es war klar, dass die demografischen Zahlen immer mehr das Umlageprinzip belasten würden, wo heute etwa zwei Arbeitnehmer einen Rentner finanzieren und der Haushalt über 110 Milliarden Euro jährlich zuschießen muss. Jetzt sind wir gegenüber anderen Nationen, wie beispielsweise Schweden, klar im Nachteil. Die Skandinavier haben rechtzeitig einen Teil der Rentenbeiträge auf eine Fondsbasis eingezahlt, was durch Erträge des Kapitalmarkts nun wesentlich höhere Renten generiert und den Staatshaushalt weniger belastet.
Da die von der FDP vorgeschlagene individuelle Aktienrente von den Ampelpartnern abgelehnt wurde, gibt es nun den Vorschlag des Altersvorsorgedepots. Die Umsetzung dieses Vorschlags, der vorsieht, ab 2026 ein steuerlich gefördertes Instrument zur privaten Altersvorsorge mit Aktien und ETFs einzuführen, wäre ein Meilenstein der deutschen Politik. Man kann nur hoffen, dass das Altersvorsorgedepot zügig durchs Parlament kommt. Das befürwortet mit 59 Prozent auch eine Mehrheit der von der Initiative Minderheitsaktionäre befragten Deutschen. Grundsätzlich lässt sich sagen, dass oftmals sehr unqualifizierte Kritik am Altersvorsorgedepot zu vernehmen ist. Leider kommt von den Kritikern aber nicht viel Brauchbares an Alternativen. Natürlich wäre eine allgemeine Senkung der Steuern auf Aktienbesitz wünschenswert, aber ein vom Staat gefördertes System erhöht die Bereitschaft und das Vertrauen des Bürgers, das Angebot zu nutzen.
Es sind ohnehin und generell meist die Jüngeren, die offen für das Aktiensparen sind. Bei den 18- bis 29-Jährigen liegt der Zustimmungswert den Umfrageergebnissen zufolge bei 77 Prozent (2023: 74 Prozent; 2022: 71 Prozent; 2021: 61 Prozent). Es sollte ihnen deutlich gemacht werden, dass die Rente eben nicht mehr „sicher“ ist.
Fehlende Finanzbildung ist maßgebliches Problem in Deutschland
Ein Problem hierbei: Fehlende Finanzbildung! Die Mehrheit der Befragten (54 Prozent) gibt an, nicht über ausreichend Finanzwissen zu verfügen, um richtige Anlageentscheidungen für die private Altersvorsorge zu treffen. Bei den jüngeren Befragten (18- bis 29-Jährige) sind es sogar knapp zwei Drittel, die glauben, dass ihnen Finanzwissen für ihre Anlageentscheidungen fehlt. Abhilfe könnte unter anderem die Einführung eines eigenen Schulfachs „Finanzen und Wirtschaft“ bringen, was 85 Prozent der Befragten befürworten. Es gibt im Bildungsministerium zaghafte Versuche in diese Richtung, nur scheitert das meist am föderativen System. Einen interessanten Vorschlag gab es kürzlich vom Sachverständigenrat. Die Wirtschaftsweisen wollen ein „Kinderstartgeld“ einführen. Jedem Kind zwischen sechs und achtzehn Jahren soll 10 Euro pro Monat auf ein Aktiendepot eingezahlt werden, damit der Umgang mit Aktien gelernt wird. Das ist sicher sehr überlegenswert.
Fazit: Die Forsa-Umfrage der Initiative Minderheitsaktionäre bestätigt und unterstreicht, dass eine umfassende Reform der Rentenfinanzierung und der Altersvorsorge nicht nur notwendig ist, sondern von einer wachsenden Mehrheit der Bevölkerung, insbesondere der jüngeren, auch ausdrücklich begrüßt wird. Das sollte eine Bestätigung und zugleich Aufforderung für den Gesetzgeber sein, hier weiter proaktiv und mit Nachdruck vorzugehen.