Der traditionsreiche MAP-Report hat ein neues Bilanzrating für die Lebensversicherung veröffentlicht – und zugleich ein umfangreiches Analyse-Instrument mit Kennzahlen zur Lebensversicherung. Nur drei Unternehmen erhalten die Bestnote, dafür erweitert sich das Feld der schlechten Noten. Versicherungsbote stellt ausgewählte Ergebnisse vor.
Der traditionsreiche MAP-Report präsentiert – mit der beeindruckenden Report-Nummer 936 – ein neues Bilanzrating der Lebensversicherer. Bilanzkennzahlen zeigen auf, wie solide die Unternehmen wirtschaften und ob sie verlässlich kalkulieren. Die Branche steht weiterhin vor Herausforderungen, auch wenn Geschäftsergebnisse für 2023 gemischte Signale senden:
- Während die verdienten Bruttobeiträge von 91,36 Mrd. Euro auf 87,67 Mrd. Euro zurückgingen, stieg die Anzahl eingelöster Hauptversicherungsverträge um 14.231 auf insgesamt 4,21 Millionen.
- Das Annual Premium Equivalent (APE), ein Maß fürs Neugeschäft, blieb weiterhin unter Druck durch den Rückgang im Einmalbeitragsgeschäft und fiel 2023 branchenweit von 8,78 Mrd. Euro auf 8,72 Mrd. Euro.
- Eine anhaltende Herausforderung für die Versicherer sind stille Lasten, die durch den Zinsanstieg bedingt sind. Immerhin sanken diese 2023 von 106,8 Mrd. Euro auf 74,7 Mrd. Euro (und betreffen laut MAP-Report noch 7,30 Prozent der gesamten Kapitalanlagen). Stille Lasten werden dann problematisch, wenn Versicherer in finanzielle Engpässe geraten – etwa durch massenhafte Vertragskündigungen bestehender Kunden oder Bonitätsverschlechterungen von Emittenten, die Abschreibungen erforderlich machen. Solange die betroffenen Anleihen jedoch bis zum Laufzeitende gehalten werden, entstehen keine negativen Folgen.
- Durch den Rückgang der stillen Lasten konnte die Gesamtreservequote der Branche zwar steigen, bleibt aber weiterhin negativ, wenn auch verbessert: die Quote erhöhte sich von -6,19 Prozent auf -3,03 Prozent. Insgesamt 26 Gesellschaften erreichen hier wieder eine positive Kennzahl. Dennoch bleibt die Quote bei 52 Anbietern im negativen Bereich.
Bilanzrating: Was wurde gemacht
Wie aber steht es aktuell um die Bilanzen der einzelnen Unternehmen? Damit das Rating aussagekräftig ist, wurden durchschnittliche Kennzahlen für die Jahre 2019 bis 2023 herangezogen. Können doch Kennzahlen auch einer gewissen Schwankung unterliegen, was durch Betrachtung längerer Zeiträume ausgeglichen wird. Für dreizehn Kennzahlen hat der neue MAP-Report Mittelwerte gebildet:
- Die Solvabilitätsquote gemäß Paragraf 40 Versicherungsaufsichtsgesetz (VAG) gibt an, wie gut Versicherer eine simulierte 200-Jahres-Krise überstehen. Gewichtet wird die Kennzahl mit 20 Prozent.
- Die Gesamtreservequote gibt die Summe der Bewertungsreserven, der freien RfB und des Schlussüberschussanteilfonds in Prozent des Bestands an Kapitalanlagen zum Jahresende an (jedoch ohne Kapitalanlagen der fondsgebundenen Lebensversicherung). Die Kennzahl wird mit zehn Prozent gewichtet.
- Die Sicherheitsmittelquote setzt Mittel zum Ausgleich von Verlusten (Eigenkapital, Schlussüberschussanteilfonds, freie Rückstellung für Beitragsrückerstattungen) sowie den Bestand der Zinszusatzreserve ins Verhältnis zur Deckungsrückstellung. Die Kennzahl wird ebenfalls mit zehn Prozent gewichtet.
- Die Ertragsquote gibt die Summe sämtlicher Erträge gemäß Mindestzuführungsverordnung an (zuzüglich freier RfB und hälftiger Bewertungsreserven). Diese werden ins Verhältnis zu den Deckungsrückstellungen gesetzt. Auch diese Kennzahl wird mit zehn Prozent gewichtet.
- Eine weitere hoch gewichtete Zahl – ebenfalls mit zehn Prozent – ist die Nettoverzinsung. Die Nettoverzinsung der Kapitalanlagen errechnet sich als Bruttoerträge minus Aufwendungen (inklusive Abschreibungen) für die Kapitalanlagen im Verhältnis zum mittleren Kapitalanlagenbestand des Jahres.
- Zwei Kennzahlen werden mit 7,5 Prozent gewichtet – die Abschlusskostenquote, die noch immer politische Sprengkraft hat, sowie die Verwaltungskostenquote.
- Vier Kennzahlen werden mit jeweils fünf Prozent gewichtet: die Rechnungszinsbelastung, die Rechnungszinsanforderungsquote (Verhältnis der bestehenden Rechnungszinsverpflichtungen gemäß MindZV zur Deckungsrückstellung), die RFB-Zuführung sowie die Stornoquote.
- Zu guter Letzt kommen zwei Kennzahlen dazu, die mit 2,5 Prozent gewichtet werden – das Wachstum verdienter Bruttobeiträge sowie das Wachstum APE (Summe aller Prämieneinnahmen aus Lebensversicherungen mit regelmäßigen Zahlungen zuzüglich einem Zehntel aller Einnahmen aus Versicherungen mit Einmalzahlungen).
Für die Kennzahlen werden – gemäß Gewichtung – Punkte vergeben. 400 Punkte sind maximal möglich. Wer mindestens 85 Prozent (340) Punkte erreicht, bekommt die Note "hervorragend". In Zehn-Prozent- Schritten geht es dann abwärts bis zur Note "ausreichend" (für Unternehmen, die weniger als 220 Punkte schaffen).
Erneut nur drei Unternehmen mit Bestnote
Wie aber schloss das Gesamtfeld ab? Wie in den letzten Tests erreichten nur drei Unternehmen die Bestnote "hervorragend". Hingegen verschlechterte sich das hintere Feld. Waren es beim letzten Bilanzrating der Lebensversicherer nur sechs Unternehmen, die eine Note "ausreichend" hinnehmen mussten, sind es im aktuellen Rating acht Unternehmen, die weniger als 220 Punkte erreichten.
Wichtig ist: wenngleich der MAP-Report Kennzahlen für 78 Lebensversicherer ausweist, werden nur 53 ins Bilanzrating eingezogen. Heraus fallen alle Run-off-Unternehmen ohne Neugeschäft und alle Unternehmen mit weniger als 15.000 Rentenpolicen.
Das Abschneiden des Gesamtfelds
- Nur drei Unternehmen konnten mit einer „hervorragenden“ Bewertung glänzen (mindestens 340 Punkte/ mmm+)
- 12 Unternehmen erhielten immerhin die Note "sehr gut" (300 bis 339 Punkte/ mmm). Im letzten Jahr waren es noch 15 Unternehmen.
- 18 Unternehmen erhielten die Note "gut" (260 bis 299 Punkte/ mm).
- Zwölf Unternehmen erhielten die Note "befriedigend" (220 bis 259 Punkte/ m).
- Acht Unternehmen mussten die Note "ausreichend" hinnehmen (weniger als 220 Punkte/ m-).
Die Bilanzrating-Champions – und die Schlusslichter
Im Folgenden werden die besten zehn Unternehmen des Gesamtratings vorgestellt. Folgende Unternehmen überzeugten mit ihrer Bilanz besonders – und wurden demnach Rating-Sieger:
- LV 1871: 376 Punkte ("hervorragend"/ mmm+)
- Universa: 357 Punkte ("hervorragend"/ mmm+)
- Allianz: 340 Punkte ("hervorragend"/ mmm+)
- Hannoversche: 339 Punkte ("sehr gut"/ mmm)
- Inter: 338 Punkte ("sehr gut"/ mmm)
- Baloise: 336 Punkte ("sehr gut"/ mmm)
- Ideal: 333 Punkte ("hervorragend"/ mmm+)
- Ergo Vorsorge: 331 Punkte ("sehr gut"/ mmm)
- Europa: 330 Punkte ("sehr gut"/ mmm)
- BL die Bayerische: 325 Punkte ("sehr gut"/ mmm)
Die "Verlierer" des Ratings
Nun folgen noch jene Unternehmen, die nur die Note „ausreichend" erhielten:
- DEVK Allgemeine: 213 Punkte ("ausreichend"/ m-)
- Cosmos: 204 Punkte ("ausreichend"/ m-)
- HUK-Coburg: 204 Punkte ("ausreichend"/ m-)
- Concordia Oeco: 159 Punkte ("ausreichend"/ m-)
- VRK: 159 Punkte ("ausreichend"/ m-)
- Öffentliche Oldenburg: 153 Punkte ("ausreichend"/ m-)
- LPV: 147 Punkte ("ausreichend"/ m-)
- Credit Life: 144 Punkte ("ausreichend"/ m-)
Hintergrund: Der traditionsreiche MAP-Report veröffentlicht schon seit 1990 regelmäßig Kennzahlen aus der Versicherungsbranche, seit 2019 unter der Ägide von Franke und Bornberg. Der Report mit der stolzen Nummer 936 erhält –– zusätzlich zum Bilanzrating – eine Vielzahl an Kennzahlen zum Leben-Geschäft (und ist dadurch ein äußerst umfangreiches Analyse-Instrument). Bestellt werden kann der MAP-Report 936 (kostenpflichtig) auf der Webseite der Rating-Experten aus Hannover.