Das Risiko, aufgrund psychischer Erkrankungen wie einer Depression berufsunfähig zu werden, wird oft unterschätzt. Obwohl psychische Leiden die häufigste Ursache für Berufsunfähigkeit sind, erkennen nur wenige die persönliche Bedrohung. Das zeigt eine Studie im Auftrag von Swiss Life Deutschland.
Die von YouGov durchgeführte Umfrage zeigt, dass die Sorge vor schweren Erkrankungen wie Krebs in der Bevölkerung deutlich ausgeprägter ist als die Angst vor psychischen Krankheiten. Während 47 Prozent der Befragten angeben, Angst vor einer Krebserkrankung zu haben, machen sich lediglich neun Prozent Sorgen, an einer Depression zu erkranken. Diese Diskrepanz ist beachtlich, da psychische Erkrankungen wie Depressionen oder Burn-out nachweislich der häufigste Grund für Berufsunfähigkeit sind.
Psychische Erkrankungen als Hauptursache für Berufsunfähigkeit
Statistiken zeigen, dass psychische Leiden weitaus häufiger zu Berufsunfähigkeit führen als körperliche Erkrankungen. „Burn-out oder Depressionen sind mit Abstand die Hauptursache für Berufsunfähigkeit“, erklärt Stefan Holzer, Mitglied der Geschäftsleitung von Swiss Life Deutschland. Bei 39 Prozent der Berufsunfähigkeit sind die Psyche oder Nervenkrankheiten die Hauptursache. 31 Prozent betreffen den Bewegungsapparat, bei 12 Prozent ist Krebs der Auslöser für eine Berufsunfähigkeit.
Das Analysehaus Morgen & Morgen hat im April 2024 die Berufsunfähigkeit durch psychische Erkrankungen nach Altersstufen aufgeschlüsselt: Dabei zeigte sich, dass sich die Nervenerkrankungen als Hauptursache in allen Altersgruppen durchzieht. Folglich sind verstärkt auch jüngere Menschen von Nervenkrankheiten betroffen und scheiden daher aus dem Berufsleben aus. Während bei den bis 40-Jährigen immerhin 35,23 Prozent aufgrund von Nervenkrankheiten berufsunfähig werden, sind es bei den 41- bis 50-Jährigen 33,70 Prozent. Bei den über 50-Jährigen liegt der Anteil sogar bei 29,56 Prozent.
Diskrepanz zwischen Risiko und persönlicher Betroffenheit
Die Bedeutung psychischer Erkrankungen in Bezug auf den Verlust der Erwerbsfähigkeit ist auch unter den Befragten der Swiss Life Studie bekannt: 45 Prozent erkennen, dass psychische Krankheiten ein Hauptauslöser für Berufsunfähigkeit sind. Dennoch dominiert in der Wahrnehmung das körperliche Krankheitsbild von Krebs, was zur paradoxen Situation führt, dass das Risiko einer Berufsunfähigkeit durch psychische Erkrankungen zwar anerkannt, aber gleichzeitig unterschätzt wird.
Holzer spricht von einer deutlichen Diskrepanz zwischen der Risikoeinschätzung und dem Gefühl der persönlichen Bedrohung: „Einerseits schätzen die Befragten zu Recht, dass psychische Erkrankungen sehr häufig zu einer Berufsunfähigkeit führen. Andererseits glauben viele, selbst nicht betroffen zu sein.“ Diese Fehleinschätzung kann dazu führen, dass sich Menschen nicht ausreichend gegen Berufsunfähigkeit absichern. Gerade vor dem Hintergrund der Bedeutung psychischer Gesundheit sei hier laut Holzer Aufklärungsarbeit dringend nötig. Versicherer und Berater könnten gezielt informieren und sensibilisieren, um das Bewusstsein für die Realität psychischer Belastungen und deren Folgen zu schärfen.
Über die Studie
Die Studie wurde im Sommer 2024 vom Meinungsforschungsinstitut YouGov im Auftrag der Swiss Life Deutschland durchgeführt. Die Umfrage basiert auf Online-Interviews mit Mitgliedern des YouGov Panel Deutschland. Insgesamt wurden 2.112 Menschen befragt. Davon waren 1.165 erwerbstätig und 1.437 standen dem Arbeitsmarkt zur Verfügung.