Rechtsschutzversicherung 2023: Stabilität in unsicheren Zeiten

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Nach Jahren der Krisen zeigt sich die Rechtsschutzversicherung 2023 widerstandsfähig. Trotz gestiegener Schadenaufwendungen bleibt die Branche solide – nur ein Anbieter schreibt noch rote Zahlen. Versicherungsbote analysiert die wichtigsten Trends und Kennzahlen.

Rechtsschutzversicherungen spielen eine zentrale Rolle in der Gesellschaft. Sie ermöglichen es auch Menschen mit geringem Einkommen, ihre Rechte durchzusetzen, ohne dabei hohe Prozesskosten fürchten zu müssen. Angesichts wachsender sozialer und wirtschaftlicher Unsicherheiten – von Kündigungswellen im Arbeitsrecht bis zu Vertragsstreitigkeiten im Verbraucherrecht – hat die Bedeutung dieser Versicherungssparte in den letzten Jahren weiter zugenommen.

Allerdings waren die Zeiten zuletzt schwer für die Branche: Der Diesel-Skandal verursachte immense Kosten. Bis Ende 2021 beliefen sich die Ausgaben für Anwalts-, Gerichts- und Gutachterkosten auf 1,21 Milliarden Euro. Auch brachte die Corona-Pandemie eine Klagewelle mit sich – durch pandemiebedingte Betriebsschließungen, Kündigungen und Kurzarbeit explodierten die Rechtsstreitigkeiten. Die Folge: die Branche rutschte in die roten Zahlen. Wie aber hat sich die Branche seit Corona entwickelt? Auskunft hierüber gibt der aktuelle Branchenmonitor Rechtsschutz der V.E.R.S. Leipzig GmbH, der soeben erschienen ist.

Vertragszahlen: Solides Wachstum trotz Unsicherheiten

Die Zahl der Versicherungsverträge zeigt eine kontinuierliche Wachstumsdynamik: Im Jahr 2018 hielt jeder der 25 größten Versicherer durchschnittlich 1.036.090 Verträge. Trotz globaler Krisen stieg diese Zahl bis 2022 auf 1.088.529 Verträge – ein Anstieg von 72.519 Verträgen (+7 Prozent). Im Jahr 2023 erreichte der Bestand 1.108.609 Verträge. Dies entspricht einem weiteren Plus von 20.080 Verträgen oder 1,8 Prozent. Das Wachstum unterstreicht das anhaltende Interesse der Kunden an Rechtsschutzprodukten.

Prämienentwicklung: Kontinuierliche Anpassung an steigende Kosten

Die Entwicklung durchschnittlich gezahlter Prämien je Vertrag veranschaulicht hierbei, wie stark die Rechtsschutzversicherer auf äußere Belastungen reagieren mussten. 2018 zahlten Kunden im Schnitt 181,84 Euro pro Vertrag – ein Wert, der bereits durch die Nachwirkungen des Diesel-Skandals belastet war. Die Branche befand sich damals in schwierigem Fahrwasser, konnte aber noch knapp kostendeckend arbeiten.

Mit der Corona-Pandemie 2020 änderte sich dies schlagartig. Die pandemiebedingte Klageflut – vor allem in Bereichen wie Arbeitsrecht und Vertragsrecht – ließ die Kosten explodieren. Die Combined Ratio (CR) kletterte auf 101,87 Prozent, womit die Branche erstmals seit Jahren rote Zahlen schrieb. Die Versicherer reagierten mit einer ersten Prämienanpassung: Im Schnitt stiegen die Prämien pro Vertrag auf 185,77 Euro; ein moderater Anstieg um 2,16 Prozent. Doch angesichts der massiven Schadenslast reichten diese Maßnahmen zunächst nicht aus, um die finanziellen Verluste auszugleichen.

In den Folgejahren folgten weitere Anpassungen. 2021 lag die Durchschnittsprämie bei 190,54 Euro, 2022 stieg sie auf 194,74 Euro. Schließlich erreichte sie 2023 ihren bisherigen Höchststand von 196,18 Euro – ein Gesamtanstieg von 7,9 Prozent im Vergleich zu 2018. Diese schrittweisen Erhöhungen trugen maßgeblich dazu bei, die finanzielle Stabilität der Versicherer wiederherzustellen.

Schadenaufwendungen noch immer auf hohem Niveau

Ein genauer Blick auf die Schadenaufwendungen zeigt die finanzielle Belastung, die die Rechtsschutzversicherer zu bewältigen hatten. Im Jahr 2018 beliefen sich die durchschnittlichen Schadenaufwendungen pro Versicherer auf 117,37 Millionen Euro. Doch im Corona-Jahr 2020 schossen sie um 11,18 Prozent auf 130,79 Millionen Euro in die Höhe. Nach einer leichten Entspannung im Jahr 2022, als die Schadenaufwendungen auf 119,55 Millionen Euro sanken, kam es nun, in 2023, erneut zu einem Anstieg auf 126,91 Millionen Euro (+6,2 Prozent). Dieser Anstieg zeigt, dass die Branche weiterhin mit hohen Streitwerten und damit verbundenen Kosten zu kämpfen hat.

Schaden-Kosten-Quote: trotz leichter Verschlechterung solide

Die Schaden-Kosten-Quote bzw. Combined Ratio (CR) spiegelt am deutlichsten die Herausforderungen der letzten Jahre: Im Jahr 2018 lag die Quote bei 99,17 Prozent – eine knappe Kostendeckung, die unter anderem durch den Diesel-Skandal belastet wurde. 2020, auf dem Höhepunkt der Corona-Pandemie, überschritt die Quote dann mit 101,87 Prozent erstmals seit Jahren die kritische 100-Prozent-Marke – die Branche rutschte in die roten Zahlen. Eine Umkehr war dringend erforderlich. Durch Prämienanpassungen und Kosteneinsparungen gelang es den Versicherern in der Folge, die Quote zu senken: 2021 lag sie bei 95,55 Prozent, und 2022 konnte sie sogar auf 88,96 Prozent reduziert werden.

Doch im letzten Geschäftsjahr 2023 verschlechterte sich die Schaden-Kosten-Quote wieder leicht – nun auf 91,62 Prozent. Dieser Wert liegt zwar über dem Vorjahresniveau, bleibt aber weiterhin unter der kritischen Grenze, die ein nachhaltiges Wirtschaften gefährden würde.

Nur ein Unternehmen schreibt roten Zahlen

Noch erfreulicher ist der Befund, wenn man auf einzelne Zahlen schaut. Denn nur ein Unternehmen muss in 2023 noch rote Zahlen schreiben – betroffen ist die Concordia, die eine Combined Ratio von 113,24 Prozent ausweist. Die zweitschlechte CR der Branche, ausgewiesen durch die ÖRAG Rechtsschutz, liegt schon bei 98,46 Prozent – die Quote hat damit schon einen soliden Abstand von der kritischen 100-Prozent-Marke.

CR-Sieger 2023 ist die R+V Allgemeine – mit einer überzeugenden CR in Höhe von 80,91 Prozent. Auch die WGV-Versicherung (mit 82,22 Prozent) und die Itzehoer Brandgilde (mit 83,53 Prozent) können sich über großartige Schaden-Kosten-Quoten freuen. Insgesamt elf von 25 Unternehmen haben eine Schaden-Kosten-Quote unter 90 Prozent. Dies könnte veranschaulichen, dass das Tal der Krisen für die Rechtsschutzversicherung erst einmal durchschritten ist.

Hintergrund: Die präsentierten Zahlen stammen aus dem Branchenmonitor Rechtsschutz 2024 der V.E.R.S. Leipzig GmbH. Die Studie deckt die 25 größten Versicherer ab und repräsentiert damit rund 95 Prozent des Rechtsschutz-Marktes. Der vollständige Bericht bietet detaillierte Einblicke in die Marktentwicklung und kann auf der Webseite der Leipziger Experten bestellt werden.