Internationales Rentenrating: Deutsches Rentensystem kann sich nicht verbessern

Quelle: Wilfried Böhnke | pixabay

Im jährlichen Melbourne Mercer Global Pension Index mangelt es dem deutschen Rentensystem weiterhin an Nachhaltigkeit. So rangiert es im internationalen Vergleich immer noch im Mittelfeld.

Bereits zum 16. Mal wurde nun der Global Pension Index von Mercer und dem CFA Institute veröffentlicht. Er vergleicht internationale Alterversorgungssysteme und zeigt dabei auch deren Mängel auf. Der aktuelle Bericht umfasst insgesamt 48 Rentensysteme - erstmals ist nun auch Vietnam mit dabei - und deckt knapp 65 % der Weltbevölkerung ab. Der Index stützt sich bei seiner Bewertung auf den gewichteten Durchschnitt von mehr als 50 Indikatoren aus den folgenden drei Teilindizes:

  • Angemessenheit: Der mit 40 % am stärksten gewichtete Teilindex. Er beleuchtet die derzeitigen Bedingungen des jeweiligen Rentensystems und nutzt dafür Indikatoren wie das von einem System bereitgestellte Grundeinkommen oder die Netto-Lohnersatzrate, aber auch Indikatoren für steuerliche Anreize zum Vorsorgen, für die Sparquote und die Verschuldung privater Haushalte. Die Frage lautet bei diesem Index: Kann das Rentensystem seinen Rentnern aktuell eine angemessene Rente bereitstellen?
  • Nachhaltigkeit: Dieser Index gibt an, ob das aktuelle Rentensystem auch zukünftig aufrechterhalten werden kann und wird mit 35 % gewichtet. Dabei spielen Indikatoren wie Rückdeckung und Finanzierung, Demografie, Staatsverschuldung und das von der Weltbank gemessene reale Wirtschaftswachstum eine Rolle. Die Frage lautet: Kann auch in Zukunft eine angemessene Rentenleistung garantiert werden?
  • Integrität: Dieser Index wird mit 25 % gewichtet und bezieht sich auf gesetzliche Rahmenbedingungen insbesondere der privaten Vorsorge – Governance, Risikosteuerung sowie Kommunikation. Die Frage hinter diesem Index lautet: Sind gesetzliche Rahmenbedingungen so ausgestaltet, dass Bürgern den privaten Rentenanbietern und Finanzakteuren vertrauen können?

Für jeden dieses Subindices gibt es eine Höchstpunktzahl von 100 Punkten. Diese führen dann – gemäß der Gewichtung der drei Indices – zu einer Gesamtpunktzahl.

So schneidet das deutsche Rentensystem ab

Im Vergleich zum Vorjahr konnte sich das deutsche Rentensystem zwar von 66,8 auf 67,3 von 100 Punkten verbessern, rutscht aber vom 19. auf den 20. Platz im Ranking ab. Am besten schnitt Deutschland im internationalen Vergleich in der Kategorie "Angemessenheit" ab, hier stehen 81,1 Punkte und Platz 9 zu Buche. Dies sind zwar 1,3 Punkte mehr als im letzten Jahr, im Ranking von 2021 rangierte das deutsche Rentensystem in diesem Index allerdings noch auf Rang fünf.

  • Die Höchstpunktzahl (10 von 10 Punkten) erhält Deutschland beispielsweise für den Indikator: "Werden bei der Scheidung oder Trennung eines Paares die angesammelten Rentenguthaben der einzelnen Personen normalerweise bei der Aufteilung des Gesamtvermögens berücksichtigt?" Volle Punkte gibt es auch bei der Frage, ob Vorsorgesparen für eine Rentenleistung gegenüber anderen Arten des Sparens oder der Geldanlage bevorzugt werden.
  • Den niedrigsten Wert erreicht das deutsche Rentensystem bei der Frage nach dem Anteil von Wohneigentum im Land (3,1 Punkte). Auch die Frage, inwieweit es erforderlich ist, dass "eine Person weiterhin eine Rentenleistung im Rentensystem erwirbt, während sie nicht erwerbstätig ist und sich um kleine Kinder kümmert", beschert bei einen Teilindex der "Angemessenheit" nur fünf Punkte.

Im aktuellen Global Pension Index liegen bei der "Angemessenheit" acht Länder vor Deutschland:

  1. Niederlande: 86,3 Punkte
  2. Frankreich: 84,8 Punkte
  3. Dänemark und Uruguay: jeweils 84,0 Punkte
  4. Portugal: 83,4 Punkte
  5. Spanien: 82,9 Punkte
  6. Island: 82,0 Punkte
  7. Belgien: 81,8 Punkte

Bei Integrität und Nachhaltigkeit noch Luft nach oben

Im Bereich der Integrität stehen für das deutsche Rentensystem 75,3 Punkte und Rang 27. Bei der Frage der Nachhaltigkeit - also wie zukunftssicher das System eingeschätzt wird - erreicht Deutschland nur 45,8 Punkte und den 33. Platz.

Für den Nachhaltigkeit-Index lautet eine Frage: "Wie hoch ist das Rentenvermögen, ausgedrückt in Prozent des BIP, das in privaten Rentenversicherungen, öffentlichen Rentenreservefonds, geschützten Buchrücklagen und Rentenversicherungsverträgen gehalten wird?" Für diese Frage erhält das deutsche Rentensystem nur 2,0 Punkte. Eine weitere Frage des Teilindex lautet: "Wie hoch sind die Pflichtbeiträge, die für künftige Altersversorgungsleistungen zurückgelegt werden (d. h. kapitalgedeckt), ausgedrückt als Prozentsatz des Jahreslohns eines Vollzeit-Medianverdieners?" Hierbei erhält Deutschland sogar null von zehn möglichen Punkten.

Im Teilindex Integrität kann das deutsche Rentensystem vor allem bei Indikatoren punkten, die zur Bewertung eines zuverlässigen Rechtsrahmens dienen: "Brauchen private Pensionspläne eine behördliche Genehmigung oder Aufsicht, um tätig zu werden?". Hierfür gibt es 10 volle Punkte, ebenso für die Frage: "Muss ein privater Pensionsplan eine vom Arbeitgeber getrennte juristische Person sein?".

Geringer bewertet werden allerdings regelmäßige Informationspflichten über die gesamte Laufzeit eines privaten Rentenplans hinweg. So wird in der Studie gefragt: "Müssen die Mitglieder des Rentenplans Zugang zu einem Jahresbericht haben; muss dieser öffentlich zugänglich sein?" Hier bekommt Deutschland nur sechs von zehn Punkten. Für die Frage, ob Treuhänder/Verwalter des privaten Pensionsplans irgendwelche persönlichen Anforderungen erfüllen müssen, die von der Pensionsaufsichtsbehörde festgelegt werden?, bekommt Deutschland nur fünf Punkte von zehn Punkten.