Die Allianz zeigt sich anpassungsfähig angesichts sich schnell ändernder Vorschriften, insbesondere im Bereich der Shared Mobility. Welche Rolle dabei die Nachhaltigkeit und der Umgang mit Daten vernetzter Fahrzeuge spielen, erklärt Michael Maicher, Global Partner & Director bei Allianz Partners, im vierten Teil der Interview-Serie. In den ersten vier Teilen skizzierte der Ökonom die Probleme im Bereich der Versicherung für Elektrofahrzeuge, die Herausforderungen rund um Shared Mobility, der Absicherung autonomer Fahrzeuge sowie spezialisierter Versicherungslösungen für Uber, Lyft & Co.
Vorschriften können sich schnell ändern. Wie flexibel ist die Allianz bei der Anpassung von Versicherungsprodukten?
Die regulatorischen Herausforderungen im Bereich der Shared Mobility sind immens und unterliegen einem ständigen Wandel. Einerseits werden E-Scooter in immer mehr Ländern als Kraftfahrzeuge eingestuft und benötigen daher eine Kfz-Haftpflichtversicherung (z.B. Deutschland, UK, Frankreich, nordische Länder etc.). Andererseits gibt es speziell in Städten immer mehr lokale Vorschriften, die Anbieter von Shared Mobility einhalten müssen und die oft starke Auswirkungen auf die Versicherung haben.
Die Allianz hat eine internationale Lösung entwickelt, die es uns als Versicherer ermöglicht, sehr schnell auf veränderte Bedingungen sowohl auf nationaler als auch auf städtischer Ebene zu reagieren, damit wir unseren strategischen Geschäftspartnern weiterhin maßgeschneiderte Produkte anbieten können.
Unser Schwerpunkt bei Allianz Partners ist die Shared Mobility. Wir arbeiten sehr eng mit den Geschäftspartnern zusammen, analysieren gemeinsam die Leistungen und prüfen dann Maßnahmen zur Verbesserung der Risiken.
Wir wollen Teil der sich ständig weiterentwickelnden Mobilitätsbranche sein, die neue Formen der nachhaltigen Mobilität vorschlägt und entwickelt. Unser Ziel ist es, neue und angepasste Assistance- und Versicherungsangebote anzubieten, die diese zukünftigen Mobilitätslösungen unterstützen. Wir bemühen uns aktiv um starke Partnerschaften mit Herstellern und Anbietern, die diese zukunftsorientierte Vision der Mobilität teilen, einschließlich geteilter Fahrzeuge, Mikromobilität und E-Fahrzeuge. Wir erleichtern den Zugang zu diesen neuen Mobilitätsformen, indem wir die entsprechenden, oft integrierte Versicherungen anbieten. Darüber hinaus spielen wir eine zentrale Rolle bei der Installation von Ladestationen in Zusammenarbeit mit unseren Partnern, einschließlich Automobilherstellern und Energieversorgern.
Wie geht Allianz Partners mit den Datenmengen um, die durch vernetzte Fahrzeuge, Shared Mobility und autonome Fahrzeuge generiert werden und wie nutzen Sie diese Daten, um Versicherungsprodukte zu verbessern?
Die Versicherer drängen auf die Einsetzung eines neutralen Datentreuhänders, der den Zugang zu den Fahrzeugdaten verwaltet. Dies würde sicherstellen, dass die Versicherer mit Zustimmung des Kunden auf wichtige Daten zugreifen können, um verhaltensbasierte Preismodelle anzubieten. Das Konzept findet in der gesamten Branche immer mehr Anklang. Wichtige Organisationen wie Prüfstellen und Verbraucherverbände wie der ADAC unterstützen die Forderung nach einem neutralen Datentreuhänder.
Vernetzte Fahrzeuge liefern eine Fülle von Daten. Wie nutzt die Allianz diese Daten, um Risiken besser einschätzen und Produkte optimieren zu können?
Während die Prämien zunächst stabil bleiben könnten, könnten Fahrzeuge, die mit fortschrittlichen Fahrerassistenzsystemen (Advanced Driver Assistance System, ADAS) ausgestattet sind, mit der Zeit zu niedrigeren Prämien führen. Eine enge Zusammenarbeit mit den Automobilherstellern wird auch weiterhin entscheidend sein, um einen genauen Datenaustausch zu gewährleisten, der für die Risikobewertung unerlässlich ist.
Die Versicherer benötigen Zugang zu den Daten vernetzter Fahrzeuge, um nutzungsbasierte Versicherungsangebote anzubieten, bei denen die Prämien den individuellen Fahrstil und nicht den breiten Risikopool widerspiegeln. Dies könnte den Verbrauchern zugutekommen, da sie für ihr eigenes Risiko zahlen können und nicht für das Risiko anderer.
Um das Fahrverhalten genau zu analysieren und nutzungsbasierte Tarife anzubieten, benötigen die Versicherer Informationen über Faktoren wie Beschleunigung, Brems- und Kurven-Fahrverhalten. Der Zugang zu diesen Daten erfordert die enge Zusammenarbeit mit den Automobilherstellern und ein transparenteres Modell für die gemeinsame Nutzung von Daten.
Mit der zunehmenden Vernetzung der Fahrzeuge werden aber wahrscheinlich auch andere Risiken zu berücksichtigen sein wie zum Beispiel Cyber-Bedrohungen, die ein erhebliches Risiko darstellen und neue Versicherungsprodukte zum Schutz vor potenziellen Verstößen oder Systemausfällen erfordern.