Die Elektromobilität kommt in Deutschland nur langsam in Fahrt. Welche Entwicklungen und Herausforderungen es im Bereich der Versicherung für Elektrofahrzeuge gibt, erklärt uns Michael Maicher, Global Partner & Director bei Allianz Partners, im ersten Teil der Interview-Serie.
Welche spezifischen Versicherungsprodukte hat Allianz Partners bisher für Elektrofahrzeuge (Electric Vehicle, EV) entwickelt, und wie wird sich Ihrer Meinung nach die Nachfrage in den kommenden Jahren entwickeln?
Allianz Partners und Allianz Gruppe bieten EV-spezifische Kfz-Versicherungsprodukte für den Endverbraucher an. Zudem bietet Allianz Partners erweiterte Garantien an, darunter eine Auto- und Batteriegarantie sowie eine Zustands- und Wallbox-Garantie. Wir entwickeln ständig weitere Versicherungslösungen, die den Bedürfnissen unserer Kunden entsprechen, um eine ganzheitliche EV-Lösung anzubieten, wie zum Beispiel Wallbox-Installation und Pannenhilfe. Führend sind wir insbesondere bei der Bereitstellung von Pannenhilfe für Elektrofahrzeuge dank eines EV-geschulten und -breiten Netzwerks und mit maßgeschneiderten Lösungen wie unserem EV-Hilfsdienst und unserer Fähigkeit, Ladestationen aus der Ferne zu aktivieren, wenn der Akku leer ist. Elektrofahrzeuge sind standardmäßig vernetzt und wir haben direkte Schnittstellen zu den Fahrzeugen entwickelt, die es uns ermöglichen, in Echtzeit zu verstehen, was der Grund für eine Panne war. Darüber hinaus werden wir zunehmend in der Lage sein, technische Probleme des Fahrzeugs vorherzusehen. Dies ist ein großer Schritt von der Pannenhilfe hin zur Pannenprävention.
Elektrofahrzeuge werden immer wichtiger. Wie positioniert sich die Allianz in diesem Bereich für die Zukunft?
Die Allianz hat sich zum Ziel gesetzt, die Führung in der Elektrofahrzeug-Versicherung zu übernehmen. Wir unterstützen die Transformation aller neuen Formen der neuen Mobilität, indem wir die passenden Versicherungs- und Assistance-Lösungen anbieten. Da wir die wachsende Bedeutung von E-Fahrzeugen frühzeitig erkannt haben, investieren wir nicht nur in maßgeschneiderte Versicherungs- und Assistance-Lösungen, sondern gehen auch langfristige, strategische Partnerschaften mit E-Fahrzeugherstellern und E-Mobilitätsanbietern wie Carsharing-Anbietern oder Gebrauchtwagenplattformen ein. Durch das Angebot integrierter Lösungen (Embedded Insurance) erhöhen wir den Kundenkomfort und unterstützen die breitere Akzeptanz der Elektromobilität, sowohl für Autos als auch für Zweiräder wie Elektrofahrräder, Roller oder E-Motorräder. Unsere enge Zusammenarbeit mit OEMs ermöglicht es uns, die Kundenerfahrung deutlich zu verbessern und Lösungen zu finden, um die Dauer und Kosten von Reparaturen für E-Fahrzeuge zu reduzieren.
Wie unterscheiden sich die Risikoanalyse und -bewertung bei der Versicherung von E-Fahrzeugen im Vergleich zu konventionellen Fahrzeugen?
Dabei gibt es drei Aspekte zu berücksichtigen: Erstens sind die Reparaturkosten für E-Fahrzeuge oft höher, da es sich um spezielle Ersatzteile und Technologien handelt und nur wenige Werkstätten zur Verfügung stehen. Zweitens wirkt sich speziell die Batterie erheblich auf die Kosten für Reparaturen und Versicherungsansprüche aus, da sie eine der teuersten Komponenten des Elektrofahrzeugs ist, insbesondere wenn sie im Falle eines Unfalls oder einer Abnutzung im Laufe der Zeit ersetzt werden muss. Und drittens kann die Bestimmung des Wertes eines Elektrofahrzeugs aufgrund der rasanten technologischen Fortschritte und des potenziellen erheblichen Wertverlusts komplexer sein.
Auf dieser Grundlage unterscheiden sich die Risikoanalyse und -bewertung je nach Art der Versicherung - ob es sich um eine Garantie- oder eine Kfz-Versicherung handelt. Für die Kfz-Versicherung ist die eigentliche Risikobewertungsmethode die gleiche wie für Verbrennungsmotoren, aber sie muss die oben erwähnten Aspekte der höheren Kosten für Elektroahrzeug-Reparaturen berücksichtigen. In Deutschland ist die Einstufung durch den Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft (GDV) nach wie vor ein zentraler Aspekt der Risikobewertung, und die Versicherungstarife für E-Fahrzeuge werden auf der Grundlage der gleichen Daten berechnet, nämlich der jährlichen Fahrleistung, der Fahrerinformationen und des Schadenfreiheitsrabatts. Wir sind der Meinung, dass in Zukunft - und das gilt für E-Fahrzeuge genauso wie für Verbrennungsmotoren – auf Grundlage von Datamatics mehr datenbezogene Produkte die Kfz-Versicherung verändern werden. Die Möglichkeiten als Versicherer, Kfz-Daten zu nutzen, könnte zunehmen. Bei der Garantie müssen wir eng mit den OEMs zusammenarbeiten, um die für unsere Kunden praktischsten und nützlichsten Produkte zu entwickeln. Dabei ist zu berücksichtigen, dass sich die Garantie für den Gesundheitszustand einer Batterie von unseren Standard-Garantieverlängerungsprodukten unterscheidet, da wir nicht nur die Funktionalität der Batterie selbst, sondern auch ihre Haltbarkeit garantieren. Und schließlich ist auch hier die enge Zusammenarbeit mit den Erstausrüstern von entscheidender Bedeutung, um die Reparaturkette zu verbessern, was im Endeffekt zu einer Verringerung der Reparaturdauer und -kosten führt.