Über die Hälfte der Renten in Deutschland liegen unter der Armutsgrenze

Quelle: landsmann | pexels

Mehr als die Hälfte der gesetzlichen Renten in Deutschland liegen unterhalb der Armutsschwelle der EU. Das ergab eine Anfrage der Linken an die Bundesregierung, deren Ergebnisse der Frankfurter Rundschau vorliegen.

Laut aktuellen Zahlen der Deutschen Rentenversicherung droht Millionen Menschen in Deutschland die Altersarmut. So liegt über die Hälfte der gesetzlichen Renten unter der Armutsschwelle der EU. Dies ergibt sich aus einer Anfrage der Linken an die Bundesregierung. Die Ergebnisse dieser Anfrage liegen der Frankfurter Rundschau vor.

Der renten- und alterspolitische Sprecher der Linksfraktion im Bundestag, Matthias W. Birkwald, hatte sich bei der Bundesregierung erkundigt, wie viele Rentner unter der aktuellen EU-Armutsgefährdungsschwelle von 1.313 Euro liegen. Das Ergebnis: 55,8 % der Rentner erhalten eine Rente von unter 1.300 Euro, 57,1 % bekommen einen Rentenzahlbetrag von 1.325 Euro. Diese Zahlen beziehen sich dabei nur auf die gesetzliche Rente, ohne Einkünfte aus einer etwaigen Betriebsrente oder privaten Altersvorsorge. Die Antwort der Bundesregierung nimmt zudem keine Unterteilung nach Arbeits- bzw. Versicherungsjahren vor.

Menschen in Ostdeutschland sind besonders betroffen, da sie eher abhängig von der gesetzlichen Rente sind: So sagte Rolf Schmachtenberg, Staatssekretär im Arbeits- und Sozialministerium, dass die gesetzliche Rente im Osten 90 % der gesamten Rentenleistung ausmache. In den westdeutschen Bundesländern liege dieser Wert bei 64 % - Betriebsrenten oder die private Altersvorsorge tragen hier einen größeren Teil zu den Alterseinkünften bei.

Bundesarbeitsministerium: 16 Millionen haben Rente von unter 1.200 Euro

Laut Berechnungen des Bundesarbeitsministeriums erhalten etwa 16 Millionen Vollzeitbeschäftigte nach 45 Beitragsjahren sogar nur eine gesetzliche Rente von maximal 1.200 Euro (Versicherungsbote berichtete). Das Ministerium antwortete damit auf eine Anfrage der BSW-Chefin Sahra Wagenknecht, die der Nachrichtenagentur AFP vorliegt. Als Grundlage für die Zahlen wurde der aktuelle Stundenlohn herangezogen. Demnach würden aktuell rund 16 Millionen Beschäftigte weniger als 17 Euro brutto in der Stunde verdienen. Das sind etwa 39 % aller etwa 40,8 Millionen Beschäftigten. Laut der aktuellen Rentenformel sei jedoch ein Stundenlohn von 17,27 Euro nötig, um auf eine gesetzliche Rente von maximal 1.200 Euro zu kommen. Als Voraussetzung dafür stehen aber 45 Jahre durchgehender Vollzeitarbeit. Das Bundesarbeitsministerium betonte derweil in seiner Antwort, dass die zugrunde liegende Annahme unrealistisch sei - nämlich, dass die Erwerbstätigen über den gesamten Erwerbsverlauf ein unverändertes Lohnverhältnis haben.

Angst vor Altersarmut hoch

Mittlerweile gilt jeder fünfte Deutsche über 65 Jahre als armutsgefährdet (Versicherungsbote berichtete). Dieser Umstand spiegelt sich auch in der aktuellen R+V-Studie über die Sorgen und Ängsten der Deutschen wider: So haben 40 % der Befragten Angst, im Alter ihren Lebensstandard nicht halten zu können. Besonders groß ist diese Furcht bei Frauen ausgeprägt, hier liegt der Wert bei 43 % - bei Männer sind es dagegen 37 % der Befragten. Auch unter den verschiedenen Altersgruppen lassen sich bei der Frage nach der Angst vor Altersarmut Unterschiede festmachen: So ist die Angst, im Alter nicht genügend Geld zur Verfügung zu haben, vor allem bei den 40- bis 59-Jährigen ausgeprägt (45 %). Am geringsten fällt sie mit 27 % dagegen in der Altersgruppe der 14 bis 19 Jahre alten Befragten aus.