Die Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht hat endlich das neue Vergleichsportal für Girokonten gestartet. In dem Vergleich sind fast 6.900 verschiedenen Kontenmodelle vertreten. Der Girokontovergleich kommt mit immerhin sieben Jahren Verspätung. Ein bereits in den Startlöchern stehendes, kostenfreies Portal des Online-Vergleichs Check24 hatten Verbraucherschützer gekippt.
Eigentlich sollen Verbraucher bereits seit 2018 Girokonten über einen kostenlosen und unkommerziellen Girokontovergleich unter die Lupe nehmen können. So schreibt es eine EU-Richtlinie vor, Verspätungen bei der nationalen Umsetzung können sanktioniert werden (Richtlinie 2014/92/EU). Dieses Portal soll Bürgern alle wichtigen Konditionen für Bankgeschäfte aufzeigen. Zum Beispiel, was eine Überweisung kostet, Bargeldabhebungen oder die Konditionen für Tages- und Festgeld.
Deutschland scheiterte bisher an dieser Aufgabe. Zunächst hatte die damalige Bundesregierung unter Bundeskanzlerin Angela Merkel das Vergleichsportal für private Anbieter ausgeschrieben. Doch das Interesse hielt sich in Grenzen - auch, weil die Anbieter damit kein Geld verdienen durften. Nur Check24 war bereit, den Girokontovergleich kostenlos anzubieten. Weil dort aber nur 613 verschiedene Kontomodelle aufgelistet waren, mahnte der Dachverband der Verbraucherzentralen Check 24 vor dem Landgericht München ab, denn eine ausreichende Marktabdeckung, wie vom Gesetzgeber gefordert, sei nicht gegeben.
Gegenüber dem Versicherungsboten positionierte sich 2021 eine Check24-Sprecherin und wies darauf hin, dass die Umsetzung des Vergleichsportals vielfältige Probleme bereitet hatte. Die Angebote einzupflegen und aktuell zu halten, erfordere viel Arbeit und regelmäßige Updates. Aufgrund fehlender Schnittstellen bei den Banken ist das ein aufwendiges Prozedere: Die Tarife müssen teils manuell eingepflegt und aktuell gehalten werden. Zudem hätten viele Banken nicht rechtzeitig über ihre Änderungen bei den Konto-Konditionen informiert, sodass die Daten teils veraltet gewesen seien. Markttransparenz ist hier nicht in jedem Fall gegeben.
Das Portal wurde schließlich offline genommen. Daraufhin wurde Ende 2023 beschlossen, dass die Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (BaFin) künftig die Aufgabe übernehmen soll. Nun vermeldet die Behörde den Start des Vergleichsportals für Girokonten. Auf einer Website steht eine aktuelle Übersicht aller verfügbaren Girokonten für Privatpersonen bereit. Insgesamt seien fast 6.900 verschiedene Kontenmodelle von rund 1.100 Anbietern aufgeführt, meldet die Finanzaufsicht. Die Informationen umfassten unter anderem monatliche Gebühren, Preise für Debit- und Kreditkarten sowie Haben- und Überziehungszinssätze.
Neben Girokonten führ der BaFin-Kontenvergleich auch sogenannte Basiskonten auf, die Banken seit 2016 anbieten müssen, sowie Kontenmodelle für Minderjährige, Auszubildende, Studierende oder Menschen im Ruhestand. Um sich über die Einzelheiten zu informieren und ein Konto zu eröffnen, müssten sich Verbraucher weiterhin direkt an den entsprechenden Kontoanbieter wenden. Die BaFin sei hier nicht involviert.
Für den Aufbau und Betrieb des BaFin-Kontenvergleichs seien Zahlungsdienstleister wie Banken, Sparkassen, Neo-Banken und FinTechs gesetzlich verpflichtet, Vergleichskriterien wie das monatliche Entgelt oder den Überziehungszinssatz an die Finanzaufsicht zu melden. Die Kontenmodelle würden anhand von 27 Vergleichskriterien dargestellt. Ziel ist es, die Vielzahl unterschiedlicher Kontenmodelle mit ihren Nebenbedingungen vergleichbar zu machen.
Für die Richtigkeit der Angaben seien die Kontoanbieter selbst verantwortlich. Nach der Meldung würden die Daten ohne weitere Prüfung oder Bearbeitung durch die BaFin in den Kontenvergleich übernommen. Die Aufnahme in den Kontenvergleich sei kein Gütesiegel der BaFin für Kontoanbieter oder deren Zahlungskonten, sondern gesetzlich vorgegeben. Die Aufsicht führe jedoch stichprobenartige Qualitätschecks durch. Nutzerinnen und Nutzer müssen sich über die Einzelheiten eines Kontenmodells beim jeweiligen Kontoanbieter informieren.