Komposit: Die Schaden-Kosten-Verlierer im Schaden-Unfall-Geschäft

Quelle: DALL-E

Das Kompositgeschäft ist eine der wichtigsten Säulen der Versicherungsbranche, kämpft jedoch zunehmend mit der Rentabilität. Wer in 2023 die schlechtesten Schaden-Kosten-Quoten vorzeigen musste, wird in der aktuellen Versicherungsbote-Bildstrecke vorgestellt.

Hintergrund: Das Kompositgeschäft ist eine tragende Säule der Versicherungsbranche und umfasst eine Vielzahl von Sparten – allen voran die Kfz-, Wohngebäude-, Hausrat-, Haftpflicht- und Unfallversicherung. Auch die Rechtsschutzversicherung, die für viele Verbraucher von hoher Relevanz ist, gehört zu diesem Bereich. Gemäß Paragraf 8 des Versicherungsaufsichtsgesetzes (VAG) ist die Kompositsparte klar von den beiden anderen Hauptsegmenten, der Lebensversicherung und der privaten Krankenversicherung, abgegrenzt.

Mit 85,49 Milliarden Euro an gebuchten Bruttoprämien bleibt ihre wirtschaftliche Bedeutung für die Versicherungswirtschaft enorm. Doch die Rentabilität steht zunehmend unter Druck: Erstmals seit Jahren wies die Branche 2023 ein negatives versicherungstechnisches Ergebnis aus. Im Durchschnitt verzeichnete jedes Unternehmen einen Verlust von 12,20 Millionen Euro – ein klares Zeichen für die wachsenden Herausforderungen im Schaden-Unfall-Geschäft (Versicherungsbote berichtete).

Ein Hauptgrund dafür ist die anhaltende Belastung durch hohe Schadenaufwendungen. Die Zusammensetzung zeigt, dass fast die Hälfte (49,00 Prozent) aller Schäden auf die Kfz-Versicherung entfällt – der mit Abstand dominierende Bereich. Dahinter folgen Wohngebäude mit 15,00 Prozent, die Sammelkategorie „Rest“ (Beistandsleistung, Feuer, Rechtsschutz, Kredit und Kaution, Sonstige Sach, Technische Versicherung, Transport und Luftfahrt) mit 19,00 Prozent, Haftpflicht mit 7,00 Prozent, Unfall mit 6,00 Prozent und Hausrat mit lediglich 3,00 Prozent. Besonders problematisch: Die wirtschaftlich unrentabelsten Versicherer in der Bildstrecke weisen eine auffallende Konzentration auf die Kfz-Versicherung auf, was sie besonders anfällig für steigende Reparatur- und Ersatzteilkosten sowie den harten Preiskampf in diesem Segment macht.

Auch die durchschnittliche Schaden-Kosten-Quote (Combined Ratio) in der Kompositversicherung gibt folglich wenig Anlass zur Freude: 2023 lag sie bei 100,65 Prozent für die 50 größten Kompositversicherer. Damit überstiegen die Ausgaben für Schäden und weitere Kosten erneut die Prämieneinnahmen – zuletzt war dies 2021 infolge der Flutkatastrophe im Ahrtal der Fall. Besonders alarmierend: Jeder zweite der 50 größten Schaden-Unfall-Versicherer verzeichnete eine Combined Ratio von über 100 Prozent, sodass Einnahmen nicht ausreichten, um Schadenkosten und weitere Ausgaben zu begleichen.

Versicherungsbote stellt die schlechtesten Schaden-Kosten-Quoten vor

Die fünfzehn schlechtesten Schaden-Kosten-Quoten 2023 werden in dieser Bildstrecke vorgestellt. Wichtig aber ist: Die Schaden-Kosten-Quote sollte nicht isoliert betrachtet werden, da sie nur einen Teil der wirtschaftlichen Realität eines Versicherers widerspiegelt. Häufig wird sie als „polemische Kennzahl“ wahrgenommen, da sie auf den ersten Blick eine finanzielle Schieflage suggeriert. Doch in manchen Sparten kann eine hohe Quote dennoch mit einem positiven versicherungstechnischen Ergebnis einhergehen.

Ein besonders aufschlussreiches Beispiel bietet die Allianz in der Unfallversicherung: Obwohl sie hier mit 136,35 Prozent die schlechteste Schaden-Kosten-Quote ausweist, erzielte sie gleichzeitig den höchsten versicherungstechnischen Gewinn der Branche mit 231,89 Mio. Euro. Dieser scheinbare Widerspruch lässt sich nicht ohne Weiteres auflösen – mögliche Erklärungen könnten Rückstellungen oder interne Verrechnungen sein (Versicherungsbote berichtete). Um eine fundierte Einordnung zu ermöglichen, enthält die aktuelle Bildstrecke daher nicht nur die Schaden-Kosten-Quoten, sondern auch die Zahlen zum versicherungstechnischen Ergebnis (vor Veränderung der Schwankungsrückstellung).

Externe Faktoren: Warum die Schaden-Kosten-Quote schwanken kann

Ein weiterer wichtiger Faktor: Die Schaden-Kosten-Quote in der Kompositversicherung unterliegt starken externen Einflüssen, insbesondere extremen Wetterereignissen. 2021, das Jahr der Flutkatastrophe im Ahrtal, traf vor allem Wohngebäude- und Hausratversicherer hart und zeigte, dass eine hohe Schaden-Kosten-Quote nicht zwangsläufig auf strukturelle Schwächen hindeutet. Auch die regionale Konzentration eines Versicherers kann entscheidend sein: Unternehmen mit überproportional hoher Präsenz in von Naturkatastrophen betroffenen Gebieten sind besonders stark belastet.

Ein weiteres Problem: Die Kfz-Versicherung dominiert das Kompositgeschäft, ist aber zugleich der Bereich mit den höchsten finanziellen Herausforderungen. Die Schlusslichter im CR-Ranking haben fast ausnahmslos einen Schwerpunkt in der Kfz-Versicherung, was sie besonders anfällig für steigende Schadensummen macht.

Schließlich gilt: Die Schaden-Kosten-Quote trifft keine Aussagen über Servicequalität oder Leistungsbereitschaft eines Unternehmens. Eine niedrigere Quote bedeutet nicht automatisch ein besseres Kundenerlebnis. All diese Einwände sollten bedacht werden, wenn im Folgenden die Kompositversicherer mit den schlechtesten Schaden-Kosten-Quoten im Gesamt-Kompositgeschäft 2023 vorgestellt werden. Alle Zahlen sind dem Branchenmonitor Kompositversicherung 2024 der V.E.R.S. Leipzig GmbH entnommen. Der Monitor wertet Kennzahlen des gesamten Schaden-Unfall-Geschäfts für die Jahre 2018 bis 2023 aus und deckt mit seiner Analyse 87 Prozent des Kompositmarkts ab. Zusammen mit weiteren Branchenmonitoren kann das Analyseinstrument kostenpflichtig auf der Webseite der Leipziger Experten bestellt werden.