Finanzbildung für Jugendliche: Warum ein Schulfach allein nicht reicht

Quelle: DALL-E

Die finanzielle Bildung junger Menschen in Deutschland ist unzureichend. Studien zeigen, dass viele Jugendliche grundlegende finanzielle Konzepte nicht verstehen. Dies hat gravierende Folgen: Ohne fundiertes Wissen über Geldanlagen, Kredite oder Inflation laufen junge Erwachsene Gefahr, unvorteilhafte finanzielle Entscheidungen zu treffen oder auf fragwürdige Angebote hereinzufallen.

Eine Umfrage der Verbraucherzentrale Bundesverband aus dem Jahr 2023 ergab, dass 85 Prozent der Deutschen den verstärkten Einbezug von Finanzwissen in den Schulunterricht befürworten. Dies führt zu der oft diskutierten Frage: Sollte es ein eigenes Schulfach "Finanzbildung" geben?

Ein solches Fach könnte systematisch Wissen über Sparen, Investieren und den verantwortungsvollen Umgang mit Geld vermitteln. „Wir sehen finanzielle Bildung als Grundpfeiler für soziale Teilhabe und wirtschaftliche Eigenständigkeit“, sagt Karolin Schriever, Geschäftsführendes Vorstandsmitglied des Deutschen Sparkassen- und Giroverbands (DSGV). „Gerade in Zeiten zunehmender wirtschaftlicher Unsicherheit brauchen junge Menschen das richtige Rüstzeug, um finanzielle Entscheidungen sicher zu treffen.“

Dennoch gibt es Herausforderungen. Lehrpläne sind bereits jetzt überfrachtet, und es fehlen qualifizierte Lehrkräfte für diesen Bereich. Finanzwissen könnte im Schulalltag schnell zu einer reinen Theorieveranstaltung verkommen, die den Schülern wenig praktischen Nutzen bringt.

Das mangelnde Finanzwissen junger Menschen hat handfeste Konsequenzen. Laut einer Umfrage des Bankenverbandes aus dem Jahr 2022 verstehen nur 45 Prozent der 16- bis 24-Jährigen den Begriff "Inflation", obwohl diese in den letzten Jahren stark gestiegen ist. Noch alarmierender: Nur etwa jeder dritte Jugendliche kennt den Begriff "Investmentfonds", und lediglich 17 Prozent können erklären, was ein ETF ist.

Diese Unwissenheit macht junge Menschen anfällig für fragwürdige Finanzangebote im Internet. Influencer und Finanzdienstleister locken mit unseriösen Versprechen: „Garantierte Renditen ohne Risiko!“ oder „In drei Monaten reich werden!“. Viele dieser Angebote enden in teuren Abos oder finanziellen Verlusten.

Neben der Schule spielt das Elternhaus eine entscheidende Rolle. Kinder lernen den Umgang mit Geld am besten durch praktische Erfahrungen: Haushaltsbudgets planen, gemeinsam Sparziele setzen oder über Versicherungen sprechen. Allerdings fehlt vielen Eltern selbst das Wissen oder die Zeit, um ihren Kindern eine solide finanzielle Bildung zu vermitteln. Dies verstärkt soziale Ungleichheiten: Während Kinder aus finanzstarken Haushalten oft früher Finanzwissen erwerben, bleiben Jugendliche aus bildungsfernen Familien oft auf sich allein gestellt.

Alternativen und Ergänzungen zur schulischen Finanzbildung

Eine vielversprechende Lösung könnte eine Kombination aus schulischen und außerschulischen Angeboten sein. Gemeinnützige Organisationen, Banken oder unabhängige Finanzexperten bieten bereits Workshops an, in denen Jugendliche praxisnah Finanzwissen erlernen können.

Allerdings sind solche Programme oft nicht flächendeckend verfügbar. Gerade in ländlichen Gebieten oder sozial schwachen Regionen fehlt es an Angeboten. Zudem handelt es sich um freiwillige Programme, die nur diejenigen erreichen, die sich aktiv damit befassen wollen – während genau die jungen Menschen, die sie am dringendsten bräuchten, oft nicht teilnehmen.