Die Versicherungsbranche im Wandel: Ökosysteme, KI und Automatisierung als strategische Eckpfeiler

Quelle: DALL-E

Der Einsatz von Technologien zur Digitalisierung und Automatisierung von Prozessen ist schon heute ein Erfolgstreiber im Schadenmanagement, um veränderte Kundenerwartungen zu erfüllen und strategische Ziele zu erreichen. Auch die Integration von KI spielt eine Schlüsselrolle: KI ermöglicht nicht nur die automatisierte Analyse von Schäden, sondern unterstützt auch die Strukturierung, Steuerung sowie die Regulierung von Schäden. Der Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft (GDV) schreibt in seiner Publikation „Fakten zur Versicherungswirtschaft“ aus dem Herbst 2024, dass bereits über 30 % der Fälle in der Schadenbearbeitung inzwischen vollständig ohne menschliches Eingreifen abgewickelt werden.

Besonders im Bereich der Datenextraktion zeigt sich das Potenzial von KI-Technologien. Digitale Tools extrahieren relevante Informationen aus komplexen Dokumenten und stellen diese in strukturierter Form für die Weiterverarbeitung bereit. Dabei kommen Technologien wie Optical Character Recognition (OCR) und Machine Learning (ML) zum Einsatz, um beispielsweise Diagnosen automatisiert in ICD-Codes zu überführen oder Schadenhergänge anhand von Bildern zu validieren. So werden administrative Aufgaben erheblich vereinfacht und Sachbearbeitende können sich auf komplexere Fälle konzentrieren. Wenn die extrahierten Daten dann über direkte Schnittstellen im Schaden-Ökosystem bereitstehen, können datenbasierte Risikoeinschätzungen, Prüfregelwerke oder Vorhersagemodelle ("Next Best Actions") automatisiert integriert werden.

In einem zukunftsfähigen Schaden-Ökosystem greifen Technologien nahtlos ineinander. Die Grundlage hierfür ist eine technische Basis, auf der Dienstleister ihre Produkte und Services bereitstellen können und Versicherer diese möglichst automatisiert nutzen können. Dabei kommt es auf Schnittstellen, aber auch die intelligente Verknüpfung von Dienstleistungen und Produkten sowie den einfachen Zugang aller Beteiligten zu diesen Angeboten an – von Aufträgen, über Zwischenstände bis hin zu Abrechnung, SLA Trackings und weiterem.

Versicherer können datengetriebene Entscheidungen treffen, Partnerunternehmen effizienter einbinden und Kunden eine schnelle, unkomplizierte Schadenregulierung bieten. So wird das Schadenmanagement der Zukunft nicht nur effizienter, sondern auch kundenfreundlicher und wettbewerbsfähiger.

Herausforderungen auf dem Weg zur Transformation

Trotz zahlreicher Vorteile stehen Versicherer vor einigen Hürden. Der Aufbau eines Ökosystems erfordert technologische Investitionen und ein Umdenken in den internen Strukturen. Die Hoheit der Schadenbearbeitung obliegt heute überwiegend den Versicherern selbst und Kooperationen mit Marktteilnehmern werden noch immer kritisch betrachtet. Mitarbeitende müssen geschult und Prozesse neu gestaltet werden. Datenschutz bleibt dabei eine unvermeidliche Auflage, insbesondere bei Gesundheitsdaten. Hier stellt sich die Frage, ob und inwiefern alle Beteiligten heute schon für den Austausch von Daten und Informationen bereit sind. Nur durch transparente Kommunikation und enge Zusammenarbeit können diese Herausforderungen gemeistert werden.

Eine digitale Zukunft mit menschlichem Fokus

Die Versicherungsbranche steht am Beginn eines neuen Zeitalters. Partnerschaftliche Zusammenarbeit in Ökosystemen bietet enorme Potenziale, um die Effizienz zu steigern und den gestiegenen Kundenerwartungen gerecht zu werden. Versicherer, die frühzeitig in diese digitalen Plattformen investieren, sichern sich einen Wettbewerbsvorteil und positionieren sich als Vorreiter in einer sich wandelnden Branche.

Trotz aller technologischen Fortschritte bleibt die menschliche Expertise unverzichtbar. In sensiblen oder komplexen Fällen ist die Kombination aus digitaler Unterstützung und menschlichem Urteilsvermögen entscheidend. Die Zukunft der Versicherungswirtschaft ist digital – aber immer mit einem klaren Fokus auf den Menschen.

Zusätzlich wird deutlich, dass Versicherer nicht isoliert agieren können. Vielmehr ist eine stärkere Vernetzung mit externen Partnern und innovativen Dienstleistern notwendig, um die Herausforderungen der Zukunft zu meistern. Langfristig zeigt sich: Nur durch Kooperation und den Austausch von Know-how lassen sich nachhaltige und zukunftsfähige Lösungen etablieren, die sowohl den Kunden als auch den Unternehmen selbst zugutekommen. Letztlich entscheidet die Fähigkeit, sich kontinuierlich an neue Anforderungen anzupassen, über die langfristige Wettbewerbsfähigkeit in einer dynamischen und zunehmend digitalisierten Welt.