Der Übernahmekampf um Viridium geht in die entscheidende Phase. Nach langwierigen Verhandlungen scheint ein Konsortium unter Führung der Allianz kurz vor dem Abschluss eines milliardenschweren Deals zu stehen.
Der Verkauf des Lebensversicherungs-Abwicklers Viridium steht kurz vor dem Abschluss. Nach aktuellen Medienberichten wird ein von der Allianz geführtes Konsortium voraussichtlich in der kommenden Woche einen Kaufvertrag über 3,5 Milliarden Euro unterzeichnen. Damit könnte einer der größten Deals im deutschen Lebensversicherungsmarkt der letzten Jahre besiegelt werden.
Die Allianz übernimmt das Ruder
Laut Insidern wird die Allianz einen Anteil von 25 Prozent an Viridium übernehmen. Neben ihr sind weitere namhafte Investoren beteiligt, darunter der US-Vermögensverwalter BlackRock, der japanische Lebensversicherer T&D Holdings sowie Generali, die bereits 10 Prozent an Viridium hält. Damit sichern sich etablierte Marktteilnehmer zunehmend Kontrolle über den umkämpften Markt der Run-off-Plattformen.
Anfang März berichtete Versicherungsbote über die laufenden Verhandlungen. Damals galt das Interesse der Allianz an Viridium als Spekulation. Der bisherige Mehrheitseigentümer von Viridium, die Beteiligungsgesellschaft Cinven, sowie die Mitgesellschafter Generali und Hannover Rück planen den Verkauf ihrer Anteile. Ausschlaggebend dafür sind regulatorische Bedenken der Finanzaufsicht BaFin, die skeptisch gegenüber weiteren Bestandsübernahmen durch eine mehrheitlich von Private-Equity kontrollierte Run-Off-Plattform ist. Cinven geriet in der Vergangenheit wegen des italienischen Lebensversicherers Eurovita unter Druck, als das Unternehmen in finanzielle Schwierigkeiten geriet und der Investor sich weigerte, zusätzliche Mittel bereitzustellen. Die daraus resultierende Zerschlagung von Eurovita hatte direkte Auswirkungen auf die Haltung der BaFin, die einen geplanten Bestandsverkauf von Zurich-Lebensversicherungen an Viridium ablehnte.
Rückzug der Hannover Rück
Ebenfalls spannend ist die Rolle der Hannover Rück, die zu den Gründern von Viridium gehörte. Der Rückversicherer plant, seinen Anteil nun vollständig oder teilweise zu verkaufen. Laut Finanzvorstand Clemens Jungsthöfel wird dieser Verkauf jedoch keinen signifikanten Einfluss auf das Unternehmensergebnis haben.
Neue Machtverhältnisse auf dem Run-off-Markt
Mit der geplanten Übernahme setzt die Allianz auf ein Geschäftsmodell, das bisher vor allem von Investoren wie Cinven oder Athora dominiert wurde: die Abwicklung von Lebensversicherungsbeständen. Viridium verwaltet inzwischen über vier Millionen Policen mit einem Kapitalanlagevolumen von rund 73 Milliarden Euro.
Die Allianz gehört selbst zu den größten Lebensversicherern Europas und hat in den vergangenen Jahren mit der Übertragung von Beständen auf eigene Abwicklungsplattformen Erfahrungen gesammelt. Die Übernahme könnte dem Konzern künftig eine noch stärkere Kontrolle über die Konsolidierung der Branche ermöglichen.