Krankenkassen: Wer die meisten Versicherten verlor

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Der Wettbewerb in der gesetzlichen Krankenversicherung wird härter – und zeigt sich immer deutlicher in den Bestandszahlen der Kassen. Wer im letzten Jahr die meisten Versicherten verlor, wird in einer aktuellen Versicherungsbote-Bildstrecke vorgestellt.

Hintergrund: Der Wettbewerb in der gesetzlichen Krankenversicherung ist in Bewegung – und das stärker als je zuvor. Was lange als eher träger Markt galt, gewinnt zunehmend an Dynamik. Vor allem zum Jahreswechsel 2024/2025 zeigten sich tiefgreifende Verschiebungen: Laut dem aktuellen GKV-Versichertenranking, veröffentlicht in der Fachzeitschrift Beiträge zur Gesellschaftspolitik (BzG 05-25), kam es bei einzelnen Kassen zu massiven Bestandsverlusten. Ein Insider wird drastisch zitiert:

„Im Januar war es, als hätte jemand einen Wäschekorb voller Kündigungen ausgekippt.“

Hunderttausende Versicherte machten von ihrem Recht Gebrauch, die Kasse zu wechseln – vielfach aus Kostengründen, nachdem viele Kassen ihre Zusatzbeiträge spürbar erhöht hatten. Der Zusatzbeitrag wurde damit zum Haupttreiber der Wechselwelle.

Vorsicht vor "Milchmädchenrechnungen"

Dch die Daten zeigen auch: Nicht jede Kasse mit hohem Beitrag verlor massiv – und nicht jede günstige profitierte. Die Ursachen für Bestandsverluste sind komplexer, als es der Blick auf die Beitragssätze vermuten lässt. Denn immer mehr Versicherte entscheiden differenziert: Neben dem Preis zählen auch Leistungsangebote, Servicequalität, digitale Erreichbarkeit oder Erfahrungswerte mit Genehmigungen und Erstattungen. Eine zu starke Fokussierung auf den Beitrag kann zur Milchmädchenrechnung werden, wenn wichtige Zusatzleistungen fehlen oder der Wechsel mit einem Verlust an Service- und Betreuungsqualität einhergeht (Versicherungsbote berichtete).

Dennoch zeigt das aktuelle Ranking: Hohe Beitragssätze bergen ein Risiko – besonders, wenn sie nicht mit einer klar erkennbaren Gegenleistung kommuniziert werden. Allerdings ersetzen die Zahlen selbst keinen Leistungs- oder Servicetest und keine Untersuchung des Preis-Leistungsverhältnisses. Auch das sollte bei Deutung der Zahlen bedacht werden.

Strukturelle Herausforderungen können verschieden sein

Gleichzeitig spiegeln die Verluste nicht nur den akuten Wettbewerbsdruck, sondern auch strukturelle Herausforderungen einzelner Kassen. Die Knappschaft etwa betreut eine tendenziell ältere und kostenintensive Versichertenstruktur, ist in ein eigenes Versorgungsnetz eingebunden und übernimmt besondere sozialmedizinische Aufgaben – Faktoren, die sich in einem überdurchschnittlich hohen Zusatzbeitrag von 4,4 Prozent niederschlagen. Auch die AOK Nordost, tätig in strukturschwächeren Regionen wie Brandenburg, Mecklenburg-Vorpommern und Berlin, kämpft mit höheren Pflege- und Behandlungsbedarfen ihrer Versicherten – was ebenfalls zu überdurchschnittlichen Ausgaben und damit Belastungen führt (besonders im direkten Vergleich mit anderen Allgemeinen Ortskrankenkassen). Auch solche Zusammenhänge sollten bei Deutung der Zahlen beachtet werden.

Hinzu kommt ein oft übersehener Effekt: Größe allein schützt nicht. Große Bestände sind kein Garant für Stabilität – im Gegenteil: Bei einem Wechselverhalten im Promillebereich führen selbst geringe prozentuale Abgänge zu hohen absoluten Verlusten. Das betrifft vor allem bundesweit tätige Großkassen mit Millionen Versicherten, bei denen schon ein minimaler Vertrauensverlust zu zehntausenden Kündigungen führen kann.

Versicherungsbote zeigt, wer in absoluten Zahlen die meisten Versicherten verlor

Versicherungsbote zeigt in dieser Bildstrecke, welche Krankenkassen die meisten Versicherten verloren haben – gemessen an absoluten Zahlen. Grundlage ist das offizielle GKV-Versichertenranking, das alle Bestandsmeldungen der gesetzlichen Krankenkassen zum Stichtag 1. Januar 2025 erfasst. Die Daten geben Einblick in ein System im Wandel – geprägt von steigendem Kostenbewusstsein, strukturellen Herausforderungen und einem zunehmend selbstbewussten Versichertenverhalten.

Alle Angaben (mit Ausnahme der Zusatzbeiträge) stammen aus der Fachzeitschrift Beiträge zur Gesellschaftspolitik (BzG), Ausgabe 05-25. Die vollständige Auswertung ist kostenpflichtig über die Website des Verlags MC.B erhältlich.