Die Pflegekosten im Alter steigen, während die staatliche Absicherung oft nicht ausreicht. Eine aktuelle Diskussion der Deutschen Aktuarvereinigung (DAV) macht deutlich, dass die Pflegefinanzierung dringend einer breiten gesellschaftlichen Debatte bedarf. Es geht nicht nur um Zahlen, sondern um die Frage, wie viel wir als Gesellschaft bereit sind, für eine gerechte und nachhaltige Pflegeabsicherung zu investieren.
Bei ihrer jüngsten Plenarsitzung Ende April 2025 richtete die DAV den Fokus auf die brisanten Herausforderungen der Pflegefinanzierung. Die demografische Entwicklung und die steigende Zahl pflegebedürftiger Menschen stellen die Gesellschaft vor enorme Herausforderungen. „Die Pflege ist kein Randthema mehr – sie wird zum gesellschaftlichen Megathema“, erklärte Wiltrud Pekarek, Vorsitzende des Ausschusses Krankenversicherung der DAV. Gleichzeitig sinkt die Zahl der Erwerbstätigen, während die Pflegebedürftigen zahlenmäßig immer weiter zunehmen – eine Entwicklung, die die Finanzierbarkeit der Pflege zunehmend an ihre Grenzen bringt.
Kombination von Umlage- und kapitalgedeckten Lösungen erforderlich
Die Diskussion ergab, dass die Lösung der Pflegeproblematik nicht allein durch die gesetzliche Pflegeversicherung zu bewerkstelligen ist. „Die gesetzliche Pflegeversicherung ist ein Teilkaskosystem. Wenn wir uns mehr Versorgung wünschen – und das tun wir als Gesellschaft –, dann müssen wir auch über die Finanzierung sprechen“, erklärte Wiltrud Pekarek. Ein zukunftsfähiges Modell, das den steigenden Kapitalbedarf decken kann, erfordert eine Kombination von Umlageverfahren und kapitalgedeckten Systemen. „Der Kapitalbedarf für ein Altern in Würde kann nur langfristig durch eine Kombination von Umlage- und Anwartschaftsdeckungsverfahren gedeckt werden“, betonte Dr. Maximilian Happacher, Vorstandsvorsitzender der DAV.
Die Frage nach der Basisabsicherung: Wo ziehen wir die Grenze?
„Es reicht nicht, über Prozentpunkte und Finanzierungsmodelle zu diskutieren. Wir müssen uns als Gesellschaft ehrlich fragen: Wie viel Fortschritt können wir uns leisten und wo ziehen wir die Grenze der Basisabsicherung?“, forderte Happacher. Für die DAV-Experten ist klar: Es geht nicht nur um technische Lösungen, sondern um die grundlegende Frage, welche Pflegeabsicherung die Gesellschaft für alle Mitglieder garantieren kann. Politik, Versicherungswirtschaft und Öffentlichkeit sind gemeinsam gefordert, um eine Lösung zu finden, die den steigenden Kapitalbedarf im Alter deckt und die Pflegeversorgung zukunftssicher macht.
Die Experten sind sich einig: Pflegevorsorge ist eine kollektive Verantwortung, die nicht nur in Zahlen und Finanzierungsmodellen diskutiert werden kann. Um eine gerechte und nachhaltige Lösung zu finden, ist eine umfassende gesellschaftliche Diskussion nötig, begleitet von klarer politischer Führung. Der Weg zu einer gerechten Pflegeabsicherung wird nur dann erfolgreich sein, wenn alle gesellschaftlichen Akteure zusammenarbeiten, um den Bedürfnissen der alternden Bevölkerung gerecht zu werden – und ein Leben in Würde zu ermöglichen. Eine Pressemitteilung ist auf der Webseite der Aktuare verfügbar.