Als vor genau zehn Jahren, mitten in der Hochphase der New Economy, die ersten Anbieter mit der Idee von börsengehandelten Indexfonds, so genannten ETFs (Exchange Traded Funds), aus der Deckung kamen, ernteten sie nicht sonderlich viel Aufmerksamkeit und Beifall. Zu passiv, zu defensiv und damit schlicht zu langweilig erschien die Produktgattung in der damaligen Zeit. Inzwischen hat sich das Bild grundlegend gewandelt.
Während die New Economy als Segment nach einem dreijährigen Crash gänzlich zusammengebrochen und nahezu verschwunden ist, feiern die ETFs erfolgreich ihren zehnten Geburtstag.
Das Segment boomt und lockt immer mehr Privatanleger an.
Der Erfolg der Produkte basiert auf drei entscheidenden Faktoren.
„Passive Indexfonds sind günstig, da sie im Gegensatz zu klassischen Investmentsfonds ohne aktives Management auskommen“, bestätigt Ulrich Hocker, Hauptgeschäftsführer der DSW.
Gleichzeitig bieten sie als so genanntes Sondervermögen die gleiche Sicherheit wie ein Fonds und deutlich mehr Insolvenzschutz als beispielsweise Zertifikate.
Hinzu kommt ein dritter Faktor: Die Theorie effizienter Märkte geht davon aus, dass alle Informationen in den aktuellen Börsenkursen verarbeitet sind.
Daher ist es für Marktteilnehmer mit legalen Mitteln nahezu unmöglich, den Markt zu schlagen. Wissenschaftliche Studien legen daher nahe, dass der passive Investmentansatz, also in einen Index zu investieren, langfristig besonders erfolgversprechend ist.
Genau das machen sich die ETFs zunutze und bieten direkte passive Investments in viele Aktien‐, Länder‐ oder auch Rohstoffindizes an.
Mehr als 600 Produkte sind derzeit für Privatanleger handelbar, die Produktpalette wächst weiter. „Generell begrüßen wir dieses Wachstum durchaus, allerdings kommt es entscheidend auf die jeweilige Ausgestaltung des Produktes an“, so Hocker.
Denn inzwischen steckt in einigen Produkten nicht mehr wirklich der Index und dessen Mitglieder. Stattdessen wird die Wertentwicklung über bestimmte finanzmathematische Rechnungen und andere Wertpapiere wie zum Beispiel Swaps nachgebildet.
Das Problem dabei: Werden die Papiere in einem Indexfonds nicht real erworben, tragen sie nicht zur objektiven Preisbildung bei. Das ist sicher nicht im Sinne des Erfinders. Noch kritischer sieht man bei der DSW die Spreizung des Begriffs ETF, die immer mehr in Mode kommt.
Zunehmend kommen Papiere auf den Markt, die Strategien abbilden sollen oder gar bestimmte Hebeleffekte haben. Mittlerweile sind sogar ETFs auf dem Markt, mit denen Anleger auf fallende Kurse wetten können. Damit wird die eigentliche Idee eines ETFs, nämlich den Index abzubilden, immer mehr verwässert.
Zumal: Weil diese Strategie‐ETFs einen höheren Anteil an Managementleistungen beinhalten, steigen auch die Kosten der Papiere. Zwar liegt die Verwaltungsgebühr fast immer unter einem Prozent pro Jahr. Andere Kosten fallen nicht an. Das ist verglichen mit klassischen Investmentfonds immer noch sehr wenig. Dennoch ist die Tendenz nach Recherchen der DSW steigend.
Trotz der Kritik dürfte das Marktwachstum für ETFs noch lange nicht an seine Grenzen stoßen. Immerhin wirkt die Produktvielfalt mit 600 verschiedenen Papieren im Vergleich zum großen deutschen Zertifikatemarkt mit annähernd 400.000 verschiedenen Papieren verschwindend gering.
Daher erwartet man auch bei der Deutschen Börse, deren Xetra‐Handelssystem mit einem Volumen von rund 11 Milliarden Euro monatlich und einem Marktanteil von knapp 41 Prozent in Europa führend ist, weiteres Wachstum.
Vorbei zu sein scheint nach Ansicht der DSW allerdings die Zeit, in der man bedenkenlos jeden kostengünstigen passiven Indexfonds kaufen konnte. Mit der Vielfalt ist der Druck, sich das einzelne Produkt genau auszusuchen und erklären zu lassen, deutlich gestiegen.
DSW