Das Ertragspotenzial im deutschen Privatkundengeschäft stagniert. Damit wurde der Abwärtstrend zwar gestoppt, eine Trendwende ist jedoch nicht in Sicht. Für das Jahr 2008 wurde noch ein Absinken der Erträge gegenüber den Vorjahren festgestellt, was den Trend seit 2000 fortsetzte.
Im vergangenen Jahr 2009 hat sich der Markt für Finanzdienstleistungen für Privatkunden auf dem niedrigen Niveau von ca. 52 Mrd. Euro stabilisiert. Eine Erholung ist auf Basis der von zeb/ berechneten Zukunftsszenarien nicht zu erwarten.
Verschiedene Faktoren sind für die Entwicklung verantwortlich, die vor dem Hintergrund der Finanzmarktkrise zunächst überraschend wirkt: Auf der einen Seite setzt sich der langfristige Trend zur Vorsorge weiter am Markt fort, welcher steigende Volumina in Versicherungsprodukten nach sich zieht.
Auf der anderen Seite prägt das veränderte Kundenverhalten während der Finanzmarktkrise den Markt: Der Bedarf nach sicheren und kurzfristig verfügbaren Anlagen, der sich schnell in der Krise manifestierte, führte zu einem starken Abschmelzen der typischen mittel- und langfristigen Anlagen hinein in eine Liquiditätshaltung wie z. B. Geldmarktkonten und Termingelder.
Dies bedeutet aus Sicht der Banken, die mit sinkenden Kundenkonditionen am Markt reagierten, zunächst eine verbesserte Margensituation. Ebenso waren auf der Finanzierungsseite, v. a. im Baufinanzierungsgeschäft, zwischenzeitlich erhebliche Erleichterungen der bis dahin harten Wettbewerbskonditionen zu beobachten. Kompensationen in anderen Feldern wie ein vermindertes Vermögensanlagegeschäft dämpften die positiven Effekte.
Aus Sicht von zeb/ muss mittelfristig ebenso mit einer weiteren Verschärfung des Wettbewerbs gerechnet werden wie mit einem veränderten Kundenverhalten in Richtung mittelfristiger Anlagen, was in der Konsequenz auch zukünftig ein schwieriges Marktumfeld mit einem stagnierenden oder leicht schrumpfenden Markt bedeuten wird.
Letztendlich wird eine Überprüfung und Anpassung der Geschäftsmodelle im Privatkundengeschäft im Spannungsfeld zwischen Kundenanforderungen, Meinungsprägung durch Gesellschaft und Öffentlichkeit sowie Banken erforderlich, um die geforderten Ergebnisbeiträge aus diesem Geschäftsfeld erreichen zu können.
„Dabei zeigt sich mehr denn je, dass das eigentliche Kundengeschäft unabhängig von der jeweiligen Kapitalmarktsituation profitabel gestaltet werden muss“, fordert Dr. Katrin Lumma, Partner im zeb/ . Dies gelingt nur, indem z. B. aktuelle regulatorische Änderungen in der Beratung nicht nur formal und gesetzestreu umgesetzt werden, sondern darüber hinaus durch konsequenten Einbezug und Überprüfung des damit angestrebten Kundennutzens.
Kritisch ist daher auch die Positionierung im Markt zu sehen, die teilweise eher operativen Zwängen anstatt grundlegenden strategischen Überlegungen folgt. „Es handelt sich nicht mehr um die Frage ob Preis oder Qualität, sondern vielmehr um die Notwendigkeit der Verbindung von Preis und Qualität als zentrale Positionierungsmerkmale“, stellt Ulrich Hoyer, Partner im zeb/ , fest.
Die steigende Volatilität von Kapitalmärkten, die krisenbedingte Verunsicherung von Anlegern und die Forderung nach Transparenz und Fairness sind wesentliche Argumente für Qualitätsanbieter, die eine dauerhaft angelegte Kundenbeziehung anstreben.
Derartige Leistungsversprechen machen allerdings das Angebot von attraktiv bepreisten Produkten nicht obsolet, sondern stellen stattdessen Voraussetzungen für eine erfolgreiche Marktbearbeitung dar.
Weniger optimale Kostenstrukturen könnten in der Praxis allerdings dazu führen, dass eine Positionierung über Preis- und Konditionsgestaltung gar nicht in Frage kommt und dementsprechend als verbleibender Ausweg ein Qualitätsangebot postuliert wird, dessen Umsetzung durchaus größere Schwierigkeiten bereiten kann.
Die aktuell stagnierenden Ertragspotenziale in Verbindung mit der Erwartung steigenden Wettbewerbsdruckes zeigen die Notwendigkeit auf, beide Aspekte – Preis und Qualität – in der Positionierung im Wettbewerbsumfeld entsprechend zu hinterlegen.
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