Die Möglichkeiten der betrieblichen Altersversorgung werden bei weitem nicht erkannt und ausgeschöpft: Das zeigt eine neue Studie der "Ergo Lebensversicherung", für die sowohl Arbeitnehmer als auch Arbeitgeber befragt wurden.
Mehr als 3.000 Unternehmen mit weniger als 500 Beschäftigten und fast 500 Freiberufler wurden persönlich durch "TNS Infratest" zu verschiedenen Aspekten der betrieblichen Altersversorgung befragt. Zudem hat das Marktforschungs- und Beratungsinstitut "Heute und Morgen" online über 1.000 Arbeitnehmer befragt und ergänzend dazu vertiefende Einzelinterviews geführt.
Arbeitnehmer wissen der Studie zufolge zu wenig über die betriebliche Altersversorgung und haben einen hohen Informationsbedarf. 85 Prozent der Befragten ist beispielsweise nicht bekannt, dass gesetzlich rentenversicherte Mitarbeiter seit 2002 einen Rechtsanspruch auf die so genannte Entgeltumwandlung haben. Der Arbeitgeber ist seitdem verpflichtet, auf Wunsch des Arbeitnehmers einen Teil seines Lohns oder Gehalts in eine betriebliche Altersversorgung zu investieren. Weiterhin gibt rund ein Drittel der Befragten ohne Betriebsrente an, eine betriebliche Altersversorgung abschließen zu wollen, wenn diese bei einem Arbeitgeberwechsel weitergeführt werden kann – eine Voraussetzung, die schon heute erfüllt ist.
Nur 29 Prozent der befragten Arbeitnehmer haben bisher eine betriebliche Altersversorgung abgeschlossen, obwohl 60 Prozent eine Betriebsrente durch ihren Arbeitgeber angeboten wird. Jeder zweite junge Arbeitnehmer will jedoch mittel- bis langfristig eine betriebliche Altersversorgung abschließen.
Allerdings zeigen die Umfrageergebnisse auch, dass erst 37 Prozent der kleinen und mittelgroßen Unternehmen ihren Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern bisher die Möglichkeit einräumen, über ihren Betrieb für das Rentenalter vorzusorgen. 62 Prozent der Betriebe, die bisher keine Betriebsrente bieten, planen sicher nicht, eine betriebliche Altersversorgung einzurichten, obwohl Steuervorteile locken.
Dabei wird die Betriebsrente für Unternehmen bei der Gewinnung und Bindung von Fach- und Führungskräfte immer bedeutender. „Besonders mittelständische Unternehmen sollten sich klar darüber werden, dass eine voll oder teilweise arbeitgeberfinanzierte Betriebsrente ein Vorteil im Wettbewerb um talentierte Arbeitskräfte ist“, erläutert Frank Neuroth, Vorstandsmitglied der "Ergo Lebensversicherung AG" und verantwortlich für die betriebliche Altersversorgung. „Für fast 60 Prozent der Befragten ist dies ein Grund, eine betriebliche Altersversorgung abzuschließen.“
Die Umfrage bestätigt, dass die Zufriedenheit der Betriebe und Arbeitnehmer, die bereits eine betriebliche Altersversorgung haben, groß ist. Deutlich wird auch, dass die Verbreitung der betrieblichen Altersversorgung von der Betriebsgröße abhängt: Während drei Viertel der Unternehmen mit mehr als 100 Mitarbeitern eine betriebliche Altersversorgung eingerichtet haben, bietet nur ein Viertel der Kleinbetriebe mit maximal vier Beschäftigten eine Betriebsrente.
Daher sieht Frank Neuroth insbesondere bei kleineren Unternehmen Nachholbedarf. „Natürlich ist uns bewusst, dass es um ein relativ komplexes Altersvorsorgeprodukt geht. Dass die Wissenslücken jedoch so groß sind, hat uns überrascht. Daher empfehlen wir jedem Arbeitnehmer, sich zu dem eigenen Anspruch auf eine Betriebsrente beraten zu lassen.“