Die pensionsspezifischen Vermögenswerte der DAX-Unternehmen sind im vierten Quartal 2010 um durchschnittlich 0,5 Prozent leicht gesunken. Aufgrund des im Quartal deutlich gestiegenen Rechnungszinses (+64 Basispunkte) verringerte sich auch der Verpflichtungsumfang (-8,6 Prozent). Der Ausfinanzierungsgrad der Pensionspläne stieg um 5,2 Prozentpunkte und erreichte damit nach einem Rückgang bis zum dritten Quartal 2010 nahezu wieder das Niveau von Ende 2009. Der Umfang der DAX-Pensionsverpflichtungen sank im letzten Quartal um 8,6 Prozent auf rund 231 Mrd. Euro. Zu diesem Ergebnis kommt das "German Capital Market Update" der Unternehmensberatung "Towers Watson".
Die durchschnittliche Rendite auf Pensionsvermögen betrug im Jahresverlauf rund 4,0 Prozent im DAX und rund 5,0 Prozent im MDAX. "Die Aktienquote im MDAX liegt etwas höher als im DAX", berichtet Dr. Thomas Jasper, Practice Leader und bAV-Experte bei "Towers Watson". "Daher hat das Planvermögen im MDAX stärker von der insgesamt positiven Entwicklung der Aktienmärkte 2010 profitiert."
Large Caps außerhalb der Eurozone zeigten eine außerordentliche Wertentwicklung von + 22,7 Prozent. Europäische Aktien konnten im Jahresverlauf allerdings um nur 0,7 Prozent zulegen. Auf das Jahr betrachtet wurde so auf den Aktienanteil des pensionsspezifischen Vermögens eine Rendite von ca. 9,5 Prozent erzielt (viertes Quartal + 6,8% anualisiert). Anleihen haben im letzten Quartal merklich nachgegeben (-2,8 Prozent), was sich aufgrund ihrer hohen Gewichtung deutlich auf die Gesamtrendite durchschlägt.
"Insgesamt war das Kapitalmarktumfeld vorteilhaft, auch wenn Anleihen und europäische Aktien hinter den mittel- bis langfristigen Erwartungen zurückblieben", so Jasper. Im längerfristigen Rückblick zeigt sich, dass der massive Einbruch von ca. 9,5 Prozent im Zuge der Finanz- und Kapitalmarktkrise 2008 durch die Erholung der Märkte 2009 mit einem Zuwachs von 13 Prozent mehr als ausgeglichen wurde.
Diese positive Entwicklung hat sich - wenn auch abgeschwächt - 2010 fortgesetzt. "Damit gehört die Krise auch im Bereich der betrieblichen Altersversorgung (bAV) zur Vergangenheit", schätzt Jasper die Situation ein. "Der Ausfinanzierungsgrad hat praktisch wieder das Vorkrisenniveau erreicht. Bemerkenswert ist, dass die DAX-Unternehmen auch in der Krisenphase an der bAV nicht gespart haben, obwohl zahlreiche Kostenkürzungen in anderen Bereichen vorgenommen wurden. Das macht die Bedeutung der bAV aus Unternehmenssicht deutlich. Jetzt, im Aufschwung und vor dem Hintergrund des demografischen Wandels, ist zu erwarten, dass viele Unternehmen sogar verstärkt in die bAV investieren, indem sie etwa die Kapitaldeckung für bestehende Versorgungswerke ausbauen oder neue Versorgungswerke eröffnen", erklärt der bAV-Experte.
Zinsschwankungen beeinflussen Verpflichtungsumfang
In den ersten drei Quartalen 2010 sank der Rechnungszins deutlich von 5,34 Prozent auf 4,60 Prozent (-74 Basispunkte). Hingegen stieg er zum Jahresende um 64 Basispunkte auf 5,24 Prozent. Entsprechend sank der Umfang der DAX-Pensionsverpflichtungen im letzten Quartal um 8,6 Prozent auf rund 231 Mrd. Euro. In der Gesamtjahresbetrachtung stieg der Verpflichtungsumfang jedoch um 4,1 Prozent.
"Towers-Watson"-Experte Jasper weist darauf hin, dass sich auch in der Entwicklung des Ausfinanzierungsgrades im Jahresverlauf 2010 die unterjährigen Zinsschwankungen widerspiegeln. So sank der Ausfinanzierungsgrad in den DAX- und MDAX-Pensionsplänen bis einschließlich des dritten Quartals um rund sechs Prozentpunkte. Nach dem Anstieg des Rechnungszinses im vierten Quartal erreicht der Ausfinanzierungsgrad der Benchmarkpläne zum Jahresende in der Hochrechnung nahezu das Niveau vom Vorjahresende (DAX-Pensionsplan: -1,3 Prozentpunkte, MDAX-Pensionsplan: -0,4 Prozentpunkte).
Pensionspläne in Deutschland stabil aufgestellt
"Die Entwicklung der Pensionspläne in 2010 zeigt, dass die Versorgungswerke trotz unterschiedlicher Auf- und Abbewegungen an den Kapitalmärkten stabil aufgestellt sind", erklärt Jasper. Er erwartet, dass der Ausfinanzierungsgrad der Pensionspläne - insbesondere durch zusätzliche Dotierungen der Unternehmen - künftig weiter steigen wird.
"Jedoch lohnt es sich auch bei sehr gut aufgestellten Pensionsplänen, die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen immer im Blick zu behalten", betont der bAV-Experte. So können Unternehmen auf Änderungen frühzeitig reagieren und etwa neue Chancen bestmöglich nutzen. Dabei sollten alle Gestaltungs- und Finanzierungsentscheidungen der betrieblichen Altersversorgung sorgfältig auf die unternehmensindividuellen Liquiditäts-, Finanzierungs- und Investitionsplanung abgestimmt werden.
Hintergrundinformationen zur Analyse
Dem "German Capital Market Update" liegen Benchmark-Pensionspläne mit unterschiedlichem Ausfinanzierungsgrad zugrunde. Ein Musterplan (100-Prozent-Plan) stützt sich auf ein Szenario, bei dem die Pensionslasten von Unternehmen zum Stichtag 31. Dezember 2003 voll mit extern angelegtem Vermögen unterlegt waren. Zwei weitere Musterpläne (DAX- bzw. MDAX-Plan) zeichnen die durchschnittliche Entwicklung bei Pensionsverpflichtungen und Kapitaldeckung der Unternehmen in dem jeweiligen Börsenindex nach. Analysiert werden die aktuellen Entwicklungen auf der Verpflichtungsseite sowie die Erträge der für Pensionsverpflichtungen reservierten Kapitalanlagen.