Die ersten Auszahlungen von Riester-Fonds- und Banksparplänen führen bei den Kunden teils zu herben Enttäuschungen. Wie das Wirtschaftsmagazin 'Capital' (Ausgabe 4/2011, EVT 24. März) berichtet, fallen die Zahlungen oft niedriger aus, als von den Neu-Rentnern erwartet.
Grund für die Enttäuschung ist laut 'Capital' in aller Regel die spezielle Konstruktion der 2001 eingeführten Riester-Produkte, die eine gleich hohe monatliche Rentenzahlung nach dem 85. Lebensjahr durch eine Versicherungslösung garantieren sollen.
Diese Lösung ist teurer als damals gedacht und betrifft rund 3,5 Millionen Deutsche, die bereits mit einem Riester-Fonds- oder Bank-Sparplan fürs Alter vorsorgen.
Wie jetzt eine von 'Capital' durchgeführte Befragung von einem halben Dutzend Banken und Fondsanbieter ergab, fließen zwischen 20 und 30 Prozent des Geldes bei Riester-Sparplänen zum Rentenstart in eben diese Versicherung. Der Erfinder dieses Vorsorgeprodukts, Walter Riester, erklärte gegenüber 'Capital', dass ursprünglich zehn Prozent des Sparkapitals für die Rentensicherung ab 85 vorgesehen waren und führte aus: "So war das nicht gedacht. Wenn einige Anbieter jetzt 25 oder 30 Prozent verlangen, ist das zuviel."
Ein Grund für den hohen Beitragsanteil zur Rentensicherung ab 85 ist der von den Versicherern angesetzte Sicherheitspuffer. Von 1.000 heute 65-jährigen Männern erleben laut offizieller Statistik im Schnitt gut 450 ihren 85. Geburtstag. Die Versicherer kalkulieren bei Rentenpolicen allerdings mit mindestens 700. Das dient der Vorsicht, aber auch dem Geschäft. Sterben die Kunden doch früher als angenommen, darf das Unternehmen bis zu 25 Prozent der anfallenden Gewinne behalten. Nach Schätzungen des Branchenexperten und Finanzmathematikers Axel Kleinlein ergeben sich daraus mittelfristig Milliardenbeträge für die Versicherer.
Der generell sehr unterschiedlichen Qualität der Riester-Produkte ist sich der Namensgeber wohl bewusst. Gegenüber 'Capital' meinte Riester: "Da gibt es in der Tat sehr gute, wenige gute und hundsmiserable." Daran ändere auch die Zertifizierung durch das Bundeszentralamt für Steuern nichts, meint Experte Kleinlein: "Der Ansatz der Zertifizierung ist gut, leider ist die Umsetzung nicht gelungen. Die Produkte werden ausschließlich formal geprüft. Keiner checkt, ob sie tatsächlich etwas taugen."