Gemeinsam mit dem "Bund der Versicherten" (BdV) hat die "Huk-Coburg" die Bedingungen für die Hausrat-Versicherung der "Huk" überarbeitet. Der frühere Ombudsmann und Richter am Bundesgerichtshof, Professor Wolfgang Römer, unterstützte die beiden Parteien bei dem Projekt.
Klaus-Jürgen Heitmann, für die Schaden- und Unfallversicherung zuständiges Vorstandsmitglied der Huk-Coburg, nannte auf einer Pressekonferenz des Bundes der Versicherten in Hamburg als wichtigste Merkmale der neuen Bedingungen für die Hausratversicherung eine einfachere Struktur und eine modernere und verständlichere Sprache.
Die neuen Bedingungen werden vom 1. April 2011 an verwendet. Heitmann warnte gleichzeitig vor einem weiteren Leistungswettrüsten bei Versicherungen, das letztlich nur zur Intransparenz führe, die Produkte unnötig teuer mache und den Absatz überteuerter Produkte fördere.
Versicherungsbedingungen gelten allgemein als häufige Ursache von Streit zwischen Verbrauchern und Anbietern. Die Regelwerke sind kompliziert strukturiert, sie verwenden juristische Fachbegriffe und häufig eine nicht mehr zeitgemäße Ausdrucksweise. Für den Laien sind sie daher nur schwer lesbar. Im Zusammenhang mit der Reform des Versicherungsvertragsgesetzes (VVG) häuften sich auch die Forderungen nach besser verständlichen Versicherungsbedingungen. Dem wollte dieHuk-Coburg Rechnung tragen und erklärte sich im Herbst 2009 bereit, auf Initiative des ehemaligen Versicherungs-Ombudsmanns und BGH-Richters Professor Römer gemeinsam mit dem Bund der Versicherten die Überarbeitung der Hausratversicherungsbedingungen zu beginnen.
Ziel des Projekts war es, Bedingungen zu erstellen, die sowohl für den Verbraucher lesbar als auch rechtssicher sind. Maxime war allerdings, dass juristische Genauigkeit im Zweifel Vorrang vor einer sprachlich ansprechenden Gestaltung haben müsse. Mit diesen Vorgaben wurde in regelmäßigen Treffen zwischen dem BdV und der Huk-Coburg ein Bedingungswerk erarbeitet, das sich durch drei Merkmale auszeichnet:
- Die bisherige Dreiteilung in "Allgemeine Hausratversicherungsbedingungen", "Klauseln für die Hausratversicherung" und "Besondere Bedingungen für die Hausratversicherung" wurde aufgehoben. Sie führte dazu, dass zum Beispiel der Versicherungsumfang von Bargeld an drei verschiedenen Stellen geregelt wurde. Mit den neuen Bedingungen findet der Verbraucher die entsprechenden Regelungen an einer Stelle.
- Die Sprache sollte leichter verständlich und zeitgemäß werden. Alle Sätze sollten möglichst nicht mehr als 20 Wörter haben, Schachtelsätze mit zum Teil mehr als 50 Wörtern wurden aufgelöst. Auf Substantive wurde zugunsten von Verben verzichtet, "Wortungetüme" wurden vermieden.
- Der Leistungsumfang wurde ebenfalls verändert: So wurden die Entschädigungsgrenzen für Wertsachen erhöht, und die Außenversicherung von sechs auf zwölf Monate verlängert. Mitversichert sind künftig auch Sengschäden, der einfache Diebstahl von Garteninventar, der Blitz- und Trickdiebstahl sowie der Einbruchdiebstahl aus Umkleidekabinen. Neu ist die Vorsorgeversicherung für Kinder zum Start in das Berufsleben für sechs Monate. Insgesamt wurden 27 zusätzliche neue Leistungen eingeführt und 26 Leistungsverbesserungen vorgenommen.
Vorstandsmitglied Klaus-Jürgen Heitmann machte den Aufwand des Projekts deutlich: So seien 15 Seiten Bedingungstext mit 15.500 Worten komplett überarbeitet und rund 1.000 Textpassagen in Druckstücken angepasst worden. Sämtliche Arbeitsunterlagen hätten geändert werden müssen. Im Innendienst müssen etwa 2.000 Mitarbeiter, im Außendienst etwa 5.000 Mitarbeiter geschult werden.
Die Leistungserweiterungen, so Heitmann weiter, würden zu einer Erhöhung der Schadenaufwendungen von rund fünf Prozent führen. Gleichwohl wolle man die Beiträge nicht erhöhen. Heitmann beklagte in dem Zusammenhang das "Leistungswettrüsten" der Branche, in dem er "mehr Fluch als Segen" sieht: "Wir müssen endlich die Diskussion führen, welche Leistungen wirklich wichtig sind", forderte Heitmann. "Immer mehr Testinstitutionen neigen dazu, nur den möglichst umfassenden Versicherungsschutz gut zu bewerten, anstatt auf ein günstiges Preis-/Leistungsverhältnis zu achten." Dabei seien neue Leistungen oft unwichtig, würden zu teuer verkauft und förderten lediglich die Intransparenz.
Heitmann sieht wie der BdV das gemeinsame Projekt als Modell auch für andere Bedingungswerke der Branche. "Wir hoffen beide, dass damit die Verbraucherfreundlichkeit von Versicherungsbedingungen eine wichtige Rolle im Wettbewerb spielen wird und die Verbraucher im Markt künftig transparente Produkte angeboten bekommen, die ihre Erwartungen einer günstigen Prämie erfüllen."