Munich Re weist Quartalsverlust aus

Aufgrund der außerordentlich hohen Belastungen durch Naturkatastrophen hat "Munich Re" im 1. Quartal 2011 einen Konzernverlust von 948 Mio. € (Vorjahresgewinn: 485 Mio. €) verzeichnet. Trotz dieses Quartalsverlusts rechnet das Unternehmen weiterhin mit einem Jahresgewinn für das laufende Geschäftsjahr.

Finanzvorstand Jörg Schneider betonte: „Das Erdbeben in Japan, die Naturkatastrophen in Australien und Neuseeland – das war der seit langem schwierigste Start in ein Geschäftsjahr für uns. Solche Großschäden – auch einmal mehrere davon innerhalb weniger Wochen – sind in unserem Rückversicherungsgeschäft möglich. Dank unserer soliden Kapitalausstattung sind sie für uns verkraftbar. Wir wollen und können selbst nach diesen verheerenden Naturkatastrophen einen Gewinn für das Gesamtjahr erzielen.“ Mit Blick auf die von Munich Re erwarteten positiven Einflüsse auf die Rückversicherungsmärkte fügte Schneider hinzu: „Aufgrund unserer Finanzstärke werden wir die sich jetzt zusätzlich ergebenden Chancen nutzen und an der positiven Marktentwicklung teilhaben.“

Zusammenfassung der Zahlen der ersten drei Monate

Die Gruppe hatte von Januar bis März in der Rückversicherung – nach Retrozession und bereinigt um den Einfluss des Transfers von Versicherungsrisiken in den Kapitalmarkt sowie vor Steuern– Schäden aus Naturkatastrophen von 2,7 Mrd. € zu verkraften. Das sind – vor Steuern – fast 2,5 Mrd. € mehr, als für ein Quartal zu erwarten gewesen wären (bei einer Betrachtung nach Steuern sind es 1,8 Mrd. € mehr).

Diese hohen Aufwendungen führten zu einem operativen Vor-Steuer-Verlust von 1.384 (Vorjahresgewinn: 770) Mio. €. Das Eigenkapital sank im Vergleich zum Jahresende um 11,0 % auf 20,5 Mrd. €, was auch auf den Zinsanstieg, einen relativ starken Euro und Aktienrückkäufe zurückzuführen war. Annualisiert lag die risikoadjustierte Eigenkapitalrendite (RoRaC) bei -18,5 %, die Rendite auf das gesamte Eigenkapital (RoE) bei -17,4 %. Die gebuchten Bruttobeiträge stiegen um 11,3 % auf 13,0 (11,7) Mrd. €. Bei unveränderten Wechselkursen wäre das Beitragsvolumen gegenüber dem Vorjahr um 8,7 % gestiegen.

In Umsetzung ihres aktiven Kapitalmanagements kaufte Munich Re im Berichtszeitraum nominal 1,2 Mrd. € der Nachranganleihe 2003/2023 von insgesamt ausstehenden 2,9 Mrd. € zurück. Ferner gab Munich Re am 29.3.2011 eine neue Nachranganleihe über 1 Mrd. € aus. Die Anleihe hat eine Laufzeit von 30 Jahren und wird mit 6 % pro Jahr bis zum ersten Kündigungstermin nach Ablauf von zehn Jahren, danach variabel, verzinst. Die Anleihe wurde so ausgestattet, dass sie dem bestehenden (Solvency I) wie auch dem zukünftig zu erwartenden Aufsichtssystem (Solvency II) sowie den derzeitigen Anforderungen von Rating-Agenturen entspricht.

Erstversicherung: Ergebnis von 56 Mio. €

Das operative Ergebnis für die ersten drei Monate 2011 lag bei 173 (251) Mio. €. Das Konzernergebnis vor Eliminierung konzerninterner Geschäftsvorfälle betrug 56 (165) Mio. €. Ausschlaggebend für den Ergebnisrückgang gegenüber dem Vorjahr waren ein geringeres Kapitalanlageergebnis sowie Belastungen durch das internationale Geschäft: So wurden im Erstversicherungssegment Abschreibungen in Höhe von 34 Mio. € auf den Geschäfts- oder Firmenwert und sonstige Vermögensgegenstände der Ergo Daum Direct in Südkorea vorgenommen. Das konsolidierte Konzernergebnis der Ergo Versicherungsgruppe betrug 15 (78) Mio. €.

Ergo Vorstandsvorsitzender Torsten Oletzky hob hervor: „An unserem Ergebnisausblick von 450 - 550 Mio. € für das Gesamtjahr halten wir unvermindert fest. Im internationalen Geschäft werden wir 2011 Fortschritte erzielen, und auch das Kapitalanlageergebnis dürfte sich im weiteren Jahresverlauf verbessern.“ Ergo erwartet, nach den negativen Sondereffekten im 1. Quartal, im 2. Quartal positive Sondereffekte durch den bereits erfolgten Verkauf einer Konzerngesellschaft in Singapur.

Die gebuchten Bruttobeiträge über alle Sparten wiesen von Januar bis März ein Plus von 1,4 % auf und beliefen sich auf 4,8 (4,7) Mrd. €. Wachstum kam vor allem aus dem internationalen Geschäft und der deutschen Krankenversicherung. Dass die gesamten Beitragseinnahmen leicht um 1,1 % sanken, ist vor allem auf geringere Einmalbeiträge mit Kapitalisierungsprodukten und fondsgebundener Lebensversicherung zurückzuführen.

Dementsprechend gingen die gesamten Beitragseinnahmen im Segment Leben seit Januar um 8,5 % zurück, und dies im In- und Ausland. Da Ergo die laufenden Neugeschäftsbeiträge um 12,9 % steigern konnte, lag das in Jahresbeitragsäquivalent (Annual Premium Equivalent, APE, entspricht dem laufenden Beitrag plus 10 % der Einmalbeiträge) gemessene Neugeschäft von 178 (177) Mio. € knapp (0,5 %) über dem Vorjahreswert.

Im Erstversicherungssegment Gesundheit verzeichnete Ergo ein Wachstum bei den Beitragseinnahmen von 3,0 % auf 1,5 (1,4) Mrd. €. Im Neugeschäft konnten Zuwächse erzielt werden, insbesondere in der Vollversicherung, nachdem die 2007 eingeführte 3-Jahres-Wechselsperre mit Jahresbeginn 2011 wieder abgeschafft worden war.

Im Segment Schaden- und Unfallversicherung steigerte Ergo die Beitragseinnahmen auf 1,8 (1,7) Mrd. €. Im deutschen Geschäft war vor allem die Gewerbe-/Industrieversicherung für das Wachstum um 2,2 % auf 1,19 (1,16) Mrd. € verantwortlich. Das internationale Geschäft legte stärker zu. Die Schaden-Kosten-Quote des gesamten in- und ausländischen Schaden- und Unfallversicherungsgeschäfts betrug im 1. Quartal 98,2 (98,7) %.

Rückversicherung: Quartalsverlust von 683 Mio. € aufgrund hoher Schadensbelastung

Das Rückversicherungsgeschäft war im 1. Quartal von besonders hohen Schäden durch Naturkatastrophen geprägt. Das operative Ergebnis sank auf -1.257 (Vorjahresgewinn: 605) Mio. €. Das Kapitalanlageergebnis war mit 1.256 (935) Mio. € zufriedenstellend. Die Rückversicherung verzeichnete aufgrund der hohen Schäden einen Verlust von 683 (Vorjahresgewinn: 424) Mio. €.

Im 1. Quartal lag die Schaden-Kosten-Quote bei 159,4 (109,2) % der verdienten Nettobeiträge – bereinigt um den Einfluss des Transfers von Versicherungsrisiken in den Kapitalmarkt. Rund 69 Prozentpunkte entfielen dabei auf Naturkatastrophen. Die Höhe der Schäden durch Naturkatastrophen belief sich bereinigt auf rund 2,7 (0,7) Mrd. € nach Retrozession und vor Steuern. Davon entfallen auf Basis einer ersten Schadenschätzung auf das Erdbeben in Japan allein 1,5 Mrd. € – bereinigt um den Einfluss des Transfers von Versicherungsrisiken in den Kapitalmarkt. Weitere 1,1 Mrd. € hatte die Gruppe aus schweren Naturereignissen in Australien und Neuseeland zu tragen. Torsten Jeworrek, Vorstandsmitglied und verantwortlich für die Rückversicherungsaktivitäten von Munich Re, betonte: „Ereignisse wie Japan machen die Bedeutung und die Rolle von professionellen Rückversicherern zur Deckung von großen Schäden deutlich.“ Dennoch lagen die Schäden innerhalb des Rahmens, den Munich Re gemäß der Risikotoleranz in ihrem Risikomodell aus Einzelereignissen und deren zufälliger Häufung zu tragen bereit und in der Lage ist.

Die gebuchten Bruttobeiträge stiegen in den ersten drei Monaten gegenüber dem Vorjahreszeitraum um 16,3 % auf 6,9 (5,9) Mrd. €. Währungsbereinigt wäre der Umsatz in den ersten drei Monaten um 12,2 % gewachsen.

Die Erneuerung zum 1. April 2011 (Japan, Korea und USA sowie einzelne globale Kunden) umfasste mit ca. 1,1 Mrd. € etwa 10 % des gesamten Vertragsgeschäfts. 35 % davon betrafen die Märkte Japan und Korea, weitere 40 % stammten aus Nordamerika und von globalen Kunden. In Japan wurden die Erneuerungsverhandlungen von den Erdbebenschäden geprägt. Hier gab es bei Verträgen, die nach dem 11.3.2011 verhandelt wurden, bei schadenbetroffenen Erdbebendeckungen deutliche Preiserhöhungen von bis zu 50 %. Jeworrek: „Im laufenden Geschäftsjahr erwartet Munich Re aufgrund der jüngsten Schadenereignisse in globalen Sparten, wie dem Naturkatastrophen- oder Industriegeschäft, Preissteigerungen.“ In schadenbetroffenen Regionen wie Australien und Neuseeland dürften die Preise sehr deutlich steigen. Munich Re ist weiterhin sehr gut positioniert, um die sich bietenden Möglichkeiten gezielt zu nutzen.

Munich Health: deutlicher Anstieg der Beiträge auf 1,5 Mrd. €

Das operative Ergebnis von Munich Health legte im 1. Quartal um 900 % auf 40 (4) Mio. € zu. Zum Gesamtergebnis der Gruppe trug Munich Health erfreuliche 21 (-11) Mio. € bei.

Die Bruttobeiträge kletterten im 1. Quartal gegenüber dem Vorjahreszeitraum deutlich um 22,7 % auf 1.536 (1.252) Mio. €. Dazu trug insbesondere der Abschluss eines neuen, großvolumigen Quotenvertrags in Nordamerika bei. Auch der Erwerb der Windsor Health Group (Windsor) machte sich positiv bemerkbar: Er überkompensierte den Beitragsrückgang bei Sterling Life. „Der Kauf von Windsor zum 1. Januar 2011 war ein weiterer Schritt im Rahmen der Strategie von Munich Health, unsere Position auf dem US-Medicare-Markt zu stärken“, betonte Wolfgang Strassl, verantwortliches Vorstandsmitglied für Munich Health. Bei unveränderten Wechselkursen wäre das Beitragsvolumen im Vergleich zu den ersten drei Monaten des Vorjahres um 18,1 % gestiegen.

Die Schaden-Kosten-Quote für den Zeitraum Januar bis März 2011 lag bei 99,8 (101,3) %. Diese Kennzahl bezieht sich nur auf das kurzfristige Krankenversicherungsgeschäft und nicht auf das nach Art der Lebensversicherung betriebene Geschäft.

Kapitalanlagen: niedrigeres Ergebnis von 1.956 Mio. €

Der Bestand an Kapitalanlagen zum 31.3.2011 sank wegen Wechselkurseffekten und Marktwertverlusten auf festverzinsliche Wertpapiere durch das gestiegene Zinsniveau im Vergleich zum Jahresende 2010 um 3,7 Mrd. € bzw. 1,9 % auf 189,4 Mrd. €.

Der Schwerpunkt des Portfolios liegt weiterhin auf festverzinslichen Anlagen: Insgesamt 157,5 Mrd. € sind in festverzinsliche Wertpapiere und Darlehen investiert. Bezogen auf diesen Bestand einschließlich der kurzfristigen Anlagemittel sind gut 45 % Staatsanleihen oder ähnliche Instrumente mit Haftungen öffentlicher Institutionen. Dieser Bestand wurde seit Jahresbeginn leicht abgebaut. Davon entfallen rund 29 % auf erstklassig besicherte Wertpapiere, nur 4 % auf portugiesische, irische und griechische Emittenten. Die Aktienquote lag am 31.3.2011 bei 2,8 % (31.12.2010: 4,4 %), gemessen an den Kapitalanlagen zu Marktwerten einschließlich aktienbezogener Derivate.

Der gesamte Saldo der Zu- und Abschreibungen sowie der Abgangsgewinne und -verluste aus den Kapitalanlagen belief sich im 1. Quartal auf 263 (562) Mio. €. Da das Zinsniveau stieg, verzeichnete die Gruppe per saldo Abschreibungen von 67 (10) Mio. € auf derivative Finanzinstrumente, mit denen sich die Lebenserstversicherer vor Wiederanlagerisiken in Niedrigzinsphasen schützen. Von den Zuschreibungen von 611 Mio. € entfielen rund 200 Mio. € auf einen Ertrag aus dem Transfer von Versicherungsrisiken in den Kapitalmarkt.

Insgesamt sank das Kapitalanlageergebnis der Gruppe von Januar bis März 2011 im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um 20,5 % auf 1.956 (2.460) Mio. €. Das entspricht einer annualisierten Rendite von 3,6 % des durchschnittlichen Kapitalanlagebestands zu Marktwerten, bereinigt um den Einfluss des Transfers von Versicherungsrisiken in den Kapitalmarkt.

Vermögensverwalterin für die Gruppe ist die MEAG MUNICH ERGO AssetManagement GmbH. Sie betreute zum 31.3.2011 neben den konzerneigenen Kapitalanlagen Spezial- und Publikumsfonds im Wert von 10,2 (10,2) Mrd. €.

Ausblick 2011: weiter Jahresgewinn erwartet

Die Gruppe rechnet für das laufende Geschäftsjahr 2011 im Rückversicherungssegment mit Bruttobeiträgen zwischen 25 und 26 Mrd. €. Für die Erstversicherung werden gebuchte Bruttobeiträge zwischen 17 und 18 Mrd. € erwartet. Die gesamten Beitragseinnahmen in der Erstversicherung (inkl. Sparbeiträgen aus fondsgebundenen Lebensversicherungen und Kapitalisierungsprodukten) sollten zwischen 19 und 20 Mrd. € liegen. Für Munich Health werden rund 6 Mrd. € gebuchte Bruttobeiträge erwartet. Insgesamt erwartet Munich Re in der Erst- und Rückversicherung sowie bei Munich Health gebuchte Bruttobeiträge zwischen 47 und 49 Mrd. € (konsolidierter Gesamtumsatz). Voraussetzung dafür ist, dass die Wechselkurse konstant bleiben.

In der Schaden- und Unfallrückversicherung rechnet Munich Re über den Marktzyklus hinweg mit einer Schaden-Kosten-Quote von ca. 97 % der verdienten Nettobeiträge, die in 2011 jedoch deutlich überschritten werden dürfte. Denn dieser langfristig ausgerichteten Schätzung liegt eine erwartete durchschnittliche Großschadenbelastung aus Naturkatastrophen von 6,5 Prozentpunkten zugrunde. 2011 gab es allerdings schon im 1. Quartal sehr schwere Schadenereignisse, die bezogen auf die erwarteten Nettobeiträge des ganzen Jahrs für ca. 18 Prozentpunkte Schadenquote – nach Retrozession und bereinigt um den Einfluss des Transfers von Versicherungsrisiken in den Kapitalmarkt – stehen. Auch im Monat April folgten weitere schwere Unwetter. So wurden der Süden und Mittlere Westen der USA von den verheerendsten Tornados seit Jahrzehnten heimgesucht. Munich Re rechnet mit einer Schadenbelastung in einer Größenordnung von 100 bis 150 Mio. €.

In der Erstversicherung hingegen sollte die Schaden-Kosten-Quote im Jahr 2011 unter der langfristigen Zielmarke von 95 % liegen.

Für 2011 erwartet Munich Re weiterhin keinen deutlichen Anstieg der Kapitalmarktzinsen und somit etwas niedrigere laufende Erträge aus festverzinslichen Wertpapieren und Darlehen. Deshalb geht Munich Re von einer Verzinsung auf den Bestand von knapp unter 4 % aus.

Munich Re hält an dem langfristigen Ziel einer Rendite von 15 % auf das Risikokapital (RoRaC) nach Steuern über den Zyklus der Versicherungs- und Zinsmärkte hinweg fest. Für 2011 rechnet das Unternehmen trotz der außergewöhnlich großen Schadenbelastungen in den ersten vier Monaten damit, ein positives Jahresergebnis zu erzielen, selbst wenn weitere Großschäden im erwartbaren Umfang eintreten. Finanzvorstand Schneider erklärte: „Nicht zuletzt dank unserer breit gestreuten Aktivitäten mit Lebensrückversicherung, Erstversicherung und Munich Health werden wir die Katastrophenverluste in der Schadenrückversicherung ein Stück ausbalancieren. Und gerade nach Großschäden profitiert auch die Schadenrückversicherung in aller Regel von der allgemeinen Schärfung des Risikobewusstseins, der Nachfragestärkung und der Angebotsverknappung mit spürbar verbesserten Konditionen.“ Die mittel- und langfristigen Geschäftsmöglichkeiten schätzt Munich Re daher weiterhin positiv ein.

Quelle: Munich Re