Die Sparer in den neuen Bundesländern sind auf der Überholspur. Auch die Finanzkrise beeinflusst Sparverhalten kaum. Das ergab eine repräsentative Emnid-Studie im Auftrag der Postbank zum Weltspartag.
Beleuchtet wurde das Sparverhalten der Ostdeutschen. Der Anteil der Sparer stieg 2011 auf 87 Prozent. 2010 waren es noch 77 Prozent. Damit überholen sie die Westdeutschen, von denen dieses Jahr nur 80 Prozent sparen – rund drei Prozentpunkte weniger als im Vorjahr. Nach ihren Angaben legen die ostdeutschen Befragten im Schnitt mehr Geld zurück als die Westdeutschen. Mit einer Summe von 2.312 Euro sparen sie knapp 500 Euro mehr als im Vorjahr und rund 60 Euro mehr als die westdeutschen Befragten. „Die Aussage zum Sparverhalten im Ost-West-Vergleich erscheint auf den ersten Blick paradox. Normalerweise sparen die „ärmeren“ Haushaltsgruppen weniger als die „reicheren“. Wenn die ostdeutschen Haushalte mehr zurücklegen als die westdeutschen, kann dahinter ein Aufholeffekt liegen, da die Sparquote im Osten niedriger ist“, erklärt Professor Udo Ludwig vom Institut für Wirtschaftsforschung Halle das Ergebnis. „Vor dem Hintergrund der Schuldenkrise und der Inflationsgefahr legen die Westdeutschen vielleicht weniger zurück, da sie lieber konsumieren.“
Schuldenkrise und Turbulenzen an den Finanzmärkten haben keinen großen Einfluss auf das Sparverhalten der meisten Deutschen, so die Ergebnisse der Studie. Achtzig Prozent der deutschen Sparer haben ihre Gewohnheiten nicht geändert. Nur acht Prozent der Deutschen legen jetzt mehr Geld zurück, sechs Prozent sparen angesichts der aktuellen Entwicklungen an den Finanzmärkten weniger und weitere sechs Prozent sogar gar nichts mehr.
Die Frauen haben beim Sparen erstmals die Männer überholt. Eine repräsentative Postbank-Umfrage zum Weltspartag ergab, dass 83 Prozent der Frauen Geld auf die hohe Kante legen – entweder regelmäßig oder bei Gelegenheiten wie Weihnachtsgeld und Steuerrückzahlung. 2010 waren es gerade 80 Prozent gewesen. Bei den Männern ist die umgekehrte Entwicklung zu beobachten: Nur noch knapp 80 Prozent von ihnen legen Geld zurück – vor einem Jahr waren es noch fast 85 Prozent. Beliebteste Anlageform bei Frauen ist mit 43 Prozent das klassische Sparbuch. Männer parken ihr Geld dagegen am liebsten auf dem Girokonto (37 Prozent).Sparen ist immer mehr jungen Erwachsenen wichtig, so ein weiteres Ergebnis der Studie. Danach sind junge Deutsche echte Sparfüchse: 89 Prozent geben an, dass sie Geld zur Seite legen. Über alle Altersklassen sind es nur knapp 82 Prozent. Bei der Wahl der Geldanlage ist Sicherheit für junge Menschen nicht mehr so entscheidend wie 2010. Im vergangenen Jahr nannten rund 62 Prozent Sicherheit als wichtigste Eigenschaft einer Geldanlage, heute sind es nur noch knapp 50 Prozent. Immer mehr Jugendliche und junge Erwachsene möchten dagegen, dass ihr Geld schnell verfügbar (25 Prozent) und die Geldanlage verständlich (16 Prozent) ist. Das bestätigt auch ein Blick in die Umfrageergebnisse zur beliebtesten Anlageform in dieser Altersgruppe. Mit 38 Prozent liegt das klassische Sparbuch bei jungen Leuten auf dem zweiten Platz. Den ersten Platz belegt das Sparschwein.
Die Deutschen legen mehr Geld zur Seite. Damit bestätigt die Postbank Umfrage zum Sparverhalten den Trend des vergangenen Jahres. Rund 82 Prozent der Befragten sparen und fast die Hälfte der Deutschen (43,9 Prozent) kann jeden Monat etwas zur Seite legen. Mehrmals im Jahr, etwa vom Weihnachtsgeld oder der Steuerrückzahlung, legt jeder Vierte (24,3 Prozent) etwas auf die hohe Kante. 17 Prozent können allerdings gar keine finanziellen Rücklagen bilden. Dies gilt besonders für die über 60-jährigen und alleinstehende Menschen: Fast jeder Vierte über 60 Jahren (22,8 Prozent) und sogar fast jeder dritte Alleinlebende (28 Prozent) hat am Monatsende kein Geld zum Sparen übrig.