Das Bundesumweltministerium hat Mittel für die Entwicklung von Versicherungslösungen in Karibikstaaten bewilligt, die besonders stark unter den Folgen des Klimawandels leiden. Ziel ist es, Kleinbauern und Tagelöhner davor zu schützen, durch Hurrikane oder Überschwemmungen ihre Existenzgrundlage zu verlieren. Das Projekt setzt auf Mikroversicherungen und sonstige Risikotransferlösungen, die mit Katastrophenvorsorge und Risikomanagement gekoppelt sind.
Entwicklungsländer in katastrophengefährdeten Regionen wie der Karibik leiden besonders unter den Folgen des globalen Klimawandels. Außerdem ist es für die einkommensschwachen Bevölkerungsschichten in diesen Ländern schwieriger, sich an die wachsenden Gefahren anzupassen. Eine ökonomische Studie zur Klimaanpassung schätzt, dass sich die Schäden aus Wetterkatastrophen in den fünf Zielländern des Projekts bereits heute auf bis zu sechs Prozent des jährlichen Bruttosozialprodukts belaufen – eine Zahl, die bis 2030 um bis zu drei Prozentpunkte steigen könnte. Das größte Schadenpotenzial in der Region geht von Hurrikanen aus.
Versicherungslösungen für Wetterrisiken – darunter auch Mikroversicherungen – können eine wichtige Rolle spielen, um schnelle und unbürokratische Hilfe zur Bewältigung großer Naturkatastrophenschäden zu leisten und damit Existenzen zu sichern. Bisher erreichten derartige Ansätze einen großen Teil der besonders betroffenen Bevölkerung aber nicht. Gründe dafür waren eine mangelhafte Datenlage zu lokalen Wetterrisiken sowie unzureichendes Risikomanagement und mangelnde Erfahrung im Risikotransfer seitens der Initiatoren. Außerdem fehlte oft ein tragfähiges Rückversicherungskonzept.
Das Projekt, das über einen Zeitraum von drei Jahren mit etwa 2 Mio. € unterstützt wird, soll diese Hindernisse beseitigen. Dafür arbeiten unter dem Dach der Munich Climate Insurance Initiative (MCII) Munich Re, die Caribbean Catastrophe Risk Insurance Facility (CCRIF) sowie MicroEnsure, ein auf Mikroversicherung spezialisierter Makler. In den nächsten drei Jahren sollen bis zu drei verschiedene Versicherungsprodukte entwickelt und in mindestens drei Ländern der Region auf den Markt gebracht werden. Damit soll die Akzeptanz seitens der Zielgruppe sowie die Wirkung der Produkte getestet werden. Neu ist, dass die Produkte erstmals eng mit Maßnahmen zur Risikominderung gekoppelt sind.
Die von Munich Re zusammen mit Vertretern internationaler Finanzinstitute, wissenschaftlicher Einrichtungen und Nichtregierungsorganisationen ins Leben gerufene MCII, die am Institut für Umwelt und menschliche Sicherheit der Vereinten Nationen (UNU-EHS) angesiedelt ist, engagiert sich seit 2005 im Klimaverhandlungsprozess der Vereinten Nationen. 2008 brachte die MCII bei der Weltklimakonferenz in Posen (COP-14) einen detaillierten Vorschlag für ein Risikomanagementmodul ein, das Versicherungslösungen und Katastrophenvorbeugung miteinander verknüpft, um Entwicklungsländer bei der Anpassung an den Klimawandel zu unterstützen. Das Projekt jetzt ist ein erster operativer Schritt der MCII auf dem Weg zu einem solchen ganzheitlichen Risikomanagement-System für Entwicklungsländer. 2009 wurden Kernpunkte des Vorschlags in das Abschlussdokument der Klimakonferenz von Kopenhagen (COP-15) aufgenommen, 2010 dann in die Vereinbarung von Cancún (COP-16). Auch im Arbeitsprogramm zum Umgang mit Schäden infolge des Klimawandels des Subsidiary Body for Implementation (SBI) der UNFCCC wurden sie berücksichtigt.