Die flächendeckenden Überschwemmungen in Thailand mit ihrem Höhepunkt im Oktober und November sind die teuerste Naturkatastrophe in der Geschichte des Landes. Die volkswirtschaftlichen Schäden sind durch die Konzentration von wichtigen Schlüsselindustrien nördlich und im Umfeld der Hauptstadt Bangkok enorm.
Die Folgen der Überschwemmungen machen deutlich, dass die Maßnahmen zur Prävention angesichts der hohen Naturkatastrophen-Gefährdung des Landes verstärkt werden müssen.
Die Schadenbelastung für Munich Re liegt voraussichtlich in der Größenordnung von rund 500 Mio. € netto und vor Steuern. Die Schätzung ist noch mit Unsicherheiten behaftet, da sich das Wasser nur sehr langsam zurückzieht und zum Teil noch nicht vollständig abgeflossen ist. Eine Schadenschätzung in den besonders betroffenen Industriegebieten rund um Bangkok ist daher nach wie vor schwierig. Folge des Hochwassers sind nicht nur Schäden an den Gebäuden, sondern vor allem auch an den darin befindlichen oft teuren Produktionsanlagen.
„Thailand ist ein Weckruf. In Schwellenländern mit wachsender Bedeutung für die internationale arbeitsteilige Wirtschaft muss die Vorsorge für und die Anpassung an solche Naturgefahren verbessert werden, um Schäden zu begrenzen“, sagte Vorstandsmitglied Torsten Jeworrek. „Die Versicherungswirtschaft will und kann hier unterstützen. Insbesondere natürlich, indem sie Risiken zu angemessenen Preisen und Bedingungen übernimmt.“
Durch das Hochwasser verloren etwa 600 Menschen ihr Leben. Es wurden zudem nicht nur hunderttausende Häuser und riesige landwirtschaftliche Flächen, sondern auch sieben große Industriegebiete mit Produktionsanlagen insbesondere japanischer Konzerne überschwemmt. Dabei wurden viele Hersteller elektronischer Schlüsselkomponenten betroffen, was wiederum zu Verzögerungen oder gar Produktionsunterbrechungen bei deren Kunden führte. So war beispielsweise die Fertigung von rund 25 % der weltweit benötigten Komponenten für Computer-Festplatten in Thailand direkt von dem Hochwasser beeinträchtigt.
Insgesamt macht das Hochwasser erneut die Verletzlichkeit der vernetzten Weltwirtschaft deutlich. „Unternehmen tun gut daran, sich für ihre Schlüssellieferanten eine Alternative zu sichern, damit sie im Extremfall ausweichen und ihre Fertigung aufrecht erhalten können. Als Rückversicherer werden wir diesen Aspekt des Risikomanagements bei der Preisfindung für solche Rückwirkungsschaden-Deckungen künftig noch stärker berücksichtigen“, so Jeworrek. Welchen Anteil diese so genannten CBI-Deckungen an der Schadensumme in Thailand haben, ist noch unklar.
Die Tiefebene Zentral-Thailands mit der Hauptstadt Bangkok ist wegen ihrer geringen Höhe über dem Meeresspiegel während der Regenzeit von Mitte Mai bis Oktober hochwassergefährdet. Ursache der diesjährigen Überschwemmungen, die von den Behörden als die schlimmsten seit rund 50 Jahren eingestuft werden, sind ungewöhnlich heftige Regenfälle vor und vor allem während der Regenzeit. Vermutlich spielte dabei das natürliche Klimaphänomen La Niña eine Rolle, da in La-Niña-Phasen die Regenzeit oft intensiver ausfällt. Das Hochwasser überschwemmte auch weite Teile Bangkoks.