Mit der Einführung der Praxisgebühr 2004 wollte man das Besuchsverhalten von Patienten steuern, dieser Versuch ist kläglich gescheitert. Durchschnittlich geht jeder Deutsche 17 Mal im Jahr zum Arzt und damit eindeutig zu viel für Gesundheitsexperten. Jetzt fordern Gesundheitsökonomen die Einführung einer Gebühr von fünf Euro je Arztbesuch.
Seit Monaten debattieren Politiker und Gesundheitsökonomen über die Sinnhaftigkeit der Praxisgebühr (der Versicherungsbote berichtete: „Quo vadis Praxisgebühr?“). Grund dafür sind die seit 2011 stetig wachsenden Überschüsse bei vielen Krankenkassen.
Immerhin nahmen die Krankenkassen allein 2010 bei den Haus- und Fachärzten 1,54 Milliarden Euro dadurch ein. Bei Zahnärzten gezahlte Praxisgebühren brachten den Krankenkassen 392 Millionen Euro. Auf der anderen Seite konnten die Besuchshäufigkeit beim Arzt und die damit verbundenen Ausgaben nicht markant gesenkt werden. Mit durchschnittlich 17 Arztbesuchen im Jahr nehmen wir Deutschen weltweit eine Spitzenposition ein.
Deshalb scheint es sinnvoll die Patienten anteilig, durch eine Zuzahlung, an den entstehenden Kosten zu beteiligen. Die Gesundheitsökonomen Prof. Dr. Volker Ulrich, Prof. Dr. Friedrich Breyer, Prof. Dr. Jürgen Wasem und Prof. Dr. Stefan Felderder Deutschen Gesellschaft für Gesundheitsökonomie fordern nun eine Erhebung einer Gebühr bei jedem Arztbesuch. Bereits bestehende Ausnahmen wie die Vorsorgeuntersuchungen und die Behandlung von Kindern sollen beibehalten werden. Damit könnte allein schon beim Verwaltungsaufwand gespart werden. Prüfungen, ob bereits gezahlt wurde, würden entfallen.
Im Vergleich des aktuellen Systems und einer Praxisgebühr von 5 Euro je Arztbesuch kämen auf die Versicherten eine Mehrbelastung von ca. 200 Millionen zu. Steuerungseffekt wäre jedoch weit größer. Zudem würden die Ärzte bei weniger Arztbesuchen auch weniger verschreiben. Neu ist der Vorschlag nicht. Seit Jahren fordern die Arbeitgeberverbände die Änderung auf eine Praxisgebühr von fünf Euro pro Arztbesuch. Jedoch belegen aktuelle Studien, dass 16 Prozent der Versicherten für die Hälfte aller Arztbesuche verantwortlich sind. Es handelt sich hierbei nicht um leichte Erkrankungen.
Unmittelbar nach Vorstellung des Vorschlags steuerten Gesundheitspolitiker der FDP und der Union gegen den Vorschlag. Gesundheitsminister Daniel Bahr (FDP) plant weiterhin die Abschaffung der Praxisgebühr. Die SPD und die Linken sind ebenfalls für eine Abschaffung. Lediglich CDU/CSU wankt noch.