Demographiestrategie der Regierung: Herausforderung für Unternehmen?

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Derzeit sind die meisten Menschen in Deutschland in einem Alter von 45- bis 50 Jahren. Im Jahr 2030 wird der größte Anteil der Bevölkerung zwischen 60-64 Jahren alt sein. Der Anteil der Menschen, die im erwerbsfähigen Alter sind, wird also deutlich geringer - und stellt Politik und Unternehmen vor neue Herausforderungen. Dies geht aus der aktuellen Demographiestrategie der Bundesregierung hervor, die am Freitag im Bundestag vorgelegt wurde. 

Die Demographiestrategie fasst vor allem bekannte Vorhaben als Reaktion auf die demographischen Entwicklungen zusammen. Im Bericht werden Bestimmungen zur Stärkung der Familie und der Bildung vorgestellt. Zudem wird auf die Umstellung des Arbeitsalltags und die Erfordernisse im Bereich der Gesundheit und Pflege eingegangen.

Gerade Unternehmen müssen sich auf im Durchschnitt deutlich ältere Belegschaften einstellen. Im Bericht wird gefordert, dass diese Tatsache auch als Chance zu begreifen sei: Neuere Untersuchungen zeigten, dass ein höherer Anteil älterer Beschäftigter durchschnittlich mit einer höheren Produktivität verbunden wäre. Diese ließe sich steigern, wenn in altersgerechte Arbeitsbedingungen investiert würde. Weiterbildung oder eine besondere Ausstattung der Arbeitsplätze für Ältere gelten gerade in kleineren Betrieben bisher als Ausnahme. Eine betriebliche Gesundheitsförderung wird im Zuge einer älteren Belegschaft notwendig.

Die Bundesregierung kündigte auch an, die Rahmenbedingungen für ein längeres Arbeiten weiterzuentwickeln. Der Übergang zur Rente solle vermehrt nach individuellen Bedürfnissen gestaltet werden können. Einen zusätzlichen Anreiz, länger im Erwerbsleben zu bleiben, bietet laut Regierung daher etwa das Modell der Kombirente: Neben einer vorzeitigen Vollrente soll man hierbei künftig auch mehr als 400 Euro hinzuverdienen können. An der Regelaltersgrenze von inzwischen 67 Jahren wird festgehalten, gerade in Hinblick auf den "drohenden Fachkräftemangel" und um Jüngere nicht zu überfordern. Neben der Förderung der Ausbildung eigener Spezialisten soll qualifizierten Fachkräften aus dem Ausland eine bessere Intergration geboten werden.

Der Bericht legt ebenfalls offen, wie wichtig die private Vorsorge bleibt: Von derzeit 4,3 Millionen selbstständig Tätigen sind etwa drei Millionen nicht in einem öffentlich-rechtlichen Alterssicherungsystem. Durch Reformen will die Regierung deren Vorsorge allerdings zusätzlich unterstützen. Grundsätzlich soll die eigene Vorsorge mit dem strittigen Modell der Zuschussrente honoriert werden (dazu ein Kommentar von Mirko Wenig: Zuschussrente - Riester wird Zwangsjacke). Bestehende Mängel in der Riester-Rente sollen nach Regierungsangaben beseitigt werden - konkrete Maßnahmen dazu werden jedoch nicht genannt.

Neben den Herausforderungen für Unternehmen wurde auch auf den Entwurf des Pflegeneuausrichtungsgesetzes verwiesen (versicherungsbote.de informierte: Entwurf des Pflege-Neuausrichtungs-Gesetzes beschlossen). In der Demographiestrategie betont die Regierung, dass der Staat allein eine bedarfsgerechte Betreuung und Pflege von guter Qualität nicht sicherstellen kann. Entsprechend solle auch ehrenamtliches, soziales Engagement gefördert werden. Daneben bilden vor allem die Weiterentwicklung des Versicherungsrechtes und der Leistungsangebote, so etwa für Menschen mit Demenz, einen Schwerpunkt der Reform.