Kristina Schröder hat es bei Kita-Ausbau eilig

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Bundesfamilienministerin Kristina Schröder legte gestern einen 10-Punkte-Plan zum Ausbau der Kinderbetreuung vor. Dabei ist höchste Eile geboten: Ab 01. August 2013 sollen Kinder unter 3 Jahren einen Rechtsanspruch auf einen Krippenplatz haben. Kritiker befürchten, dass unter dem beschleunigten Ausbau der Kitas die Qualität der Betreuung leidet.

Nach Angaben des Familienministeriums befanden sich im März 2011 bundesweit 517.000 Kinder unter drei Jahren in der Tagesbetreuung. Doch will die Regierung an ihrem Versprechen festhalten, bis Mitte nächsten Jahres allen Kindern dieser Altersgruppe einen Betreuungsplatz zu garantieren, so muss sie sich sputen. Zur Deckung des Bedarfs fehlen nach Schätzung des Ministeriums noch 160.000 Betreuungsplätze, zusätzlich rund 14.000 Erzieher und 16.000 Tagesmütter. Die Kommunen gehen in ihren Schätzungen sogar von einem weitaus höheren Bedarf aus: Demnach müssen in kürzester Zeit bis zu 260.000 Krippenplätze geschaffen werden.

Bundesfamilienministerin Kristina Schröder war oft dafür kritisiert worden, dass sie dem Ausbau der Kitaplätze nicht genug Aufmerksamkeit widmet – Doch bei der Vorstellung ihres Zehn-Punkte-Planes demonstrierte sie Entschlossenheit. „Am Rechtsanspruch wird nicht gerüttelt“, sagte sie am Mittwoch in Berlin vor Pressevertretern. „Die Eltern vertrauen darauf, wir dürfen sie nicht enttäuschen.“ Die Familienministerin erklärte das kommende Jahr zum „Jahr des Kita-Ausbaus“. Das Bundeskabinett hat dem 10-Punkte-Plan Kristina Schröders am Mittwoch zugestimmt.

Zusätzlich 350 Millionen Euro für Kommunen und Träger

Doch wie will Kristina Schröder das ehrgeizige Ziel erreichen, in kurzer Zeit das fehlende Betreuungsangebot bereitzustellen? Zum einen sollen zinsgünstige Kredite den klammen Kommunen helfen, Finanzierungsengpässe zu überwinden. Auch Personalkostenzuschüsse für Tagesmütter sind geplant. Insgesamt will die Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW) 350 Millionen Euro für Kommunen und Träger bereitstellen. Zusätzlich soll der Ausbau von Betriebskindergärten vorangetrieben werden.

Andererseits deutet sich jedoch an, dass unter dem beschleunigten Kita-Ausbau die Betreuungsqualität leidet. Innerhalb eines Jahres wird der enorme Mangel an qualifiziertem Personal nicht aufzuholen sein. Deshalb setzt die Bundesregierung darauf, verstärkt Tagesmütter und -väter anzuwerben, die über keine Fachausbildung verfügen. Nach Informationen von Zeit online besitzen bereits zum jetzigen Zeitpunkt rund 40 Prozent der Tagesbetreuer keine pädagogische Qualifikation, der Anteil Ungelernter könnte sich zukünftig sogar erhöhen. Ein 6wöchiger Crashkurs soll ausreichen, um als Kita-Erzieher tätig zu werden. „Die Krippenkinder werden in zu großen Gruppen untergebracht, mit zu wenigen und schlecht ausgebildeten Pädagogen“, befürchtet die Bildungsexpertin Ilse Wehrmann in einem Interview mit Zeit online.

Kommunen befürchten Klagewelle

Ob mit Kristina Schröders 10-Punkte-Plan tatsächlich das Ziel zu erreichen ist, bis zum kommenden Sommer genügend Kita-Plätze bereitzustellen, daran zweifeln die Kommunen. Stephan Articus, Hauptgeschäftsführer des Deutschen Städtetages, sagte, der Rechtsanspruch auf einen Betreuungsplatz sei nicht bis zum August 2013 zu gewährleisten. Neben Fachkräften würde es den Städten und Gemeinden auch an den notwendigen Kita-Grundstücken mangeln. Um die Kommunen vor Klagen und Schadensersatzansprüchen zu schützen, forderte auch der hessische Städtetag eine Aussetzung des Kita-Rechtsanspruches sowie eine tragfähige Übergangslösung.

Skeptisch zeigte sich auch die Opposition. SPD-Chef Sigmar Gabriel verlangte von der Regierung einen Krippengipfel, bei dem sich die Politik gemeinsam mit Ländern und Kommunen an einen Tisch setzt. Wenn der Ausbau jetzt nicht in Gang komme, drohe eine Prozesslawine, sagte Gabriel der Süddeutschen Zeitung. Der Oppositionspolitiker regte an, das umstrittene Betreuungsgeld für den Ausbau der Kindertagesstätten zu nutzen – Mit dem Geld könnten bis zu 200.000 zusätzliche Betreuungsplätze geschaffen werden.



Mirko Wenig