Sollte Griechenland die Währungsunion verlassen müssen, könnte Europa zu einer wirtschaftlichen Gefahrenzone werden. Dies befürchtet Weltbank-Präsident Robert Zoellick und fordert die europäischen Staats-und Regierungschefs zu Vorsorgemaßnahmen auf. Ein Notfallplan soll eine Zuspitzung der Krise verhindern – Zoellick mahnt auch einen Mentalitätswandel an.
Weltbank-Chef Robert Zoellick hat die europäischen Staaten aufgefordert, sich besser auf einen möglichen Austritt Griechenlands aus der Eurozone vorzubereiten. Sollte Griechenland aus der Währungsunion austreten müssen, dann seien umfangreiche Finanzhilfen für Bankhäuser notwendig, argumentierte Zoellick in einem Kommentar für die Financial Times. Die europäischen Staats- und Regierungschefs müssten sich darauf einstellen, die Finanzbranche notfalls mit Geld aus dem künftigen Rettungsfonds ESM zu stützen.
In seinem Kommentar vergleicht Zoellick die Eurozone mit einem Gebäude, das kurz vor dem Ausbruch eines Brandes steht. Die Eurozone würde sich einem „Break the glass“-Moment nähern: Dem Moment also, wenn jemand die Scheibe des Feuermelders einschlagen muss, um die anderen vor einem Inferno zu warnen. Der Brandherd sei ein möglicher Austritt Griechenlands, der die wirtschaftlichen Ängste auch in Spanien, Italien und sogar der ganzen Eurozone schüren könnte. Zöllick befürchtet, dass sich der Kontinent in eine wirtschaftliche Gefahrenzone verwandelt. Der Flächenbrand könnte unerwartete Konsequenzen haben – ähnlich der Pleite von Lehmann Brothers, die zum Ausbruch der Finanzkrise führte. Die Panik würde auch auf Banken und den gesamten Finanzsektor übergreifen.
Zöllick warnt, selbst massive Geldspritzen der europäischen Zentralbank seien nicht ausreichend, um das Vertrauen in die europäischen Märkte nach einem Austritt Griechenlands aus der Eurozone wieder herzustellen. Deshalb sollten die Euroländer darauf vorbereitet sein, die Banken mit Geldern aus dem europäischen Rettungsfonds ESM zu rekapitalisieren. „Es ist aber bei weitem noch nicht klar, ob sich die Staats- und Regierungschefs der Euro-Zone mental auf diesen Schritt eingestellt haben", kritisiert Zoellick. Bisher hatte es die Politik stets abgelehnt, den Rettungsfond auch für Geldhäuser zu öffnen.
Doch Finanzhilfen allein würden die Krise nicht entspannen. Um eine Kreditklemme zu verhindern, müsse auch sichergestellt werden, dass das Geld über Darlehen an die Wirtschaft weitergereicht werde. Zudem schlägt Zöllick vor, Problemstaaten wie Spanien mittelfristig über den Rettungsschirm und gemeinsame Anleihen der Euroländer zu finanzieren. Nach Ansicht des Weltbank-Chefs würden diese Maßnahmen nicht mit Deutschlands Forderung nach einer strengeren Sparpolitik in Widerspruch stehen.
Zöllick fordert, dass die Staatenchefs auf eine mögliche „Break the glass“-Situation vorbereitet sind – Keiner liest gern die Bedienungsanleitung eines Feuermelders, aber wenn es doch zum Brand kommt, müssen alle schnell reagieren können.
Mirko Wenig