OECD fordert Anhebung des Renteneintrittsalters und die Erweiterung privater Vorsorge

Angesichts der steigenden Lebenserwartung werden Regierungen das Renteneintrittsalter schrittweise anheben müssen, wenn sie sicherstellen wollen, dass die nationalen Rentensysteme zugleich angemessen und finanzierbar bleiben. Zu diesem Schluss kommt der aktuelle „Pensions Outlook“ der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD).

Gerade in Zeiten erhöhter wirtschaftlicher Unsicherheiten können solche Reformen nach Ansicht der Experten auch einen Beitrag zur Überwindung der Krise leisten, indem sie die Konsolidierung der öffentlichen Finanzen voranbringen und das Wachstum ankurbeln.

Koppelung des Renteneintrittsalters an Lebenserwartung empfohlen

In den entwickelten Volkswirtschaften wird in den nächsten 50 Jahren die Lebenserwartung bei der Geburt voraussichtlich um 1,7 Monate pro Jahr ansteigen, also alle sieben Jahre um ein zusätzliches Jahr. In 28 von 34 OECD-Ländern ist eine Anhebung des Renteneintrittsalters bereits beschlossen oder geplant. Allerdings hält die Erhöhung nicht immer Schritt mit der Steigerung der Lebenserwartung. Die Regierungen sollten daher erwägen, das Renteneintrittsalter formell an die Lebenserwartung zu koppeln, wie dies in Dänemark und Italien bereits der Fall ist. Darüber hinaus sollte die private Altersvorsorge stärker gefördert werden, empfehlen die OECD-Experten.

"Ältere Menschen sollten nicht davon abgehalten werden, über das traditionelle Renteneintrittsalter hinaus zu arbeiten. Dann können auch unsere Kinder und Enkelkinder am Ende ihres Arbeitslebens eine angemessene Rente genießen", sagte OECD-Generalsekretär Angel Gurría bei der Vorstellung des Berichts. "Auch wenn diese Reformen manchmal unpopulär sind und weh tun, können sie in einer Zeit knapper öffentlicher Finanzen und begrenzter Spielräume bei der Fiskal- und Geldpolitik auch dazu dienen, das dringend benötigte Wachstum in alternden Volkswirtschaften voranzutreiben.“

Kürzung der staatlichen Rentenzusagen

Die Rentenreformen der vergangenen zehn Jahre haben in vielen Ländern zu einer Kürzung der staatlichen Rentenzusagen geführt, in der Regel um ein Fünftel bis ein Viertel. Im Durchschnitt der OECD-Länder können Personen, die heute zu arbeiten beginnen, eine staatliche Nettorente in Höhe von rund der Hälfte ihres Nettoverdiensts erwarten, wenn sie nach einer vollständigen Erwerbsbiografie im Regelrentenalter in Rente gehen. Allerdings können Rentner in fast allen 13 Ländern, in denen die private Altersvorsorge obligatorisch ist, Leistungen von rund 60% ihres Einkommens erwarten.

Aber in Ländern, in denen staatliche Renten relativ niedrig sind und die private Altersvorsorge nur freiwillig ist, wie zum Beispiel in Deutschland, Irland, Korea, Japan und den Vereinigten Staaten, müssen große Teile der Bevölkerung mit starken Einkommenseinbußen im Ruhestand rechnen. Dies könnte zu einem sprunghaften Anstieg bei der Altersarmut führen. Ein späterer Renteneintritt und besserer Zugang zu privaten Renten könnte laut OECD der Schlüssel sein, um diese Versorgungslücke zu schließen.

Quelle: OECD Berlin