Die Einführung der elektronischen Gesundheitskarte entwickelt sich zu einer Pleite-, Pech- und Pannenshow: Erst mit deutlicher Verspätung eingeführt, müssen nun aufgrund eines Fehlers Millionen Exemplare ausgetauscht werden.
Rund 55 Krankenkassen haben ihren Versicherten fehlerhafte elektronische Gesundheitskarten ausgeliefert, bei denen die persönliche Identifikationsnummer (PIN) fehlt. Eine persönliche PIN-Nummer ist jedoch erforderlich, um überhaupt Daten auf der Karte speichern zu können. Rund zwei Millionen Patienten haben eine solche fehlerhafte Gesundheitskarte erhalten.
Ein Sprecher des Krankenkassen-Spitzenverbandes (GKV) bestätigte am Freitag einen entsprechenden Bericht des Onlineportals „Der Westen“. Ein Sicherheitsrisiko sei durch die fehlerhafte Auslieferung jedoch nicht entstanden. Erst mit dem Start des Online-Betriebes Ende 2013 würde die persönliche PIN-Nummer überhaupt erforderlich sein: Bis dahin sollen alle betroffenen Krankenversicherten eine neue Karte erhalten. Entstanden sei der Fehler beim Kassendienstleister Itsc, der bereits zugesagt hat, für Ersatz zu sorgen.
Einführung ursprünglich für 2006 geplant
Die Panne passt nicht so recht zu dem Bemühen der Krankenkassen, verstärkt um die Akzeptanz der Gesundheitskarte zu werben. Vor allem Datenschützer hatten massive Bedenken gegen das Projekt angemeldet. Denn um einen Austausch von Haus- und Fachärzten zu erleichtern, sollen sensible Gesundheitsdaten aller Patienten auf einem zentralen Server gespeichert werden. Ein Missbrauch dieser Daten könnte dazu führen, dass peinliche Informationen öffentlich werden: Wer befindet sich gerade in psychologischer Behandlung? Wer leidet an einer ansteckenden Geschlechtskrankheit, vielleicht sogar an Aids? Sogar der Ärztetag hatte sich wiederholt gegen die Gesundheitskarte ausgesprochen: Er sieht das Arztgeheimnis in Gefahr.
Demgegenüber betonen Befürworter, dass die Gesundheitskarte sicher sei und die Daten hundertprozentig vor einem Missbrauch geschützt. Denn die Gesundheitskarte soll ähnlich einer EC-Karte funktionieren. Die Daten werden verschlüsselt im Internet gespeichert, nur mit einer 6stelligen PIN-Nummer kann der Patient darauf zugreifen. Auch werden in einem ersten Schritt zunächst weniger bedenkliche Informationen auf der Karte gespeichert: Lichtbild, Name, Geburtsdatum, Geschlecht, Anschrift sowie Angaben zur Krankenversicherung. Die Einführung der neuen Gesundheitskarte war ursprünglich bereits für den 01. Januar 2006 geplant, aufgrund der anhaltenden Diskussionen wurde die Testphase jedoch immer weiter verlängert.