Gute Arbeit, hohes Einkommen – privatversichert? Dieses Denken entpuppt sich als Vorurteil. Eine aktuelle Analyse zeigt, dass viele privatversicherte Patienten kein Einkommen oberhalb der Versicherungspflichtgrenze haben. Und jeder Zweite ist nicht einmal hauptberuflich erwerbstätig.
Erstmals hat das Wissenschaftliche Institut der privaten Krankenversicherung (WIP) danach gefragt, wie sich das Versichertenkollektiv in der Privaten Krankenversicherung zusammensetzt. Wie hoch ist das Einkommen der Privatversicherten? In welchen Beschäftigungsverhältnissen stehen sie? Was haben sie für Schulabschlüsse? Die Ergebnisse der Untersuchung halten durchaus einige Überraschungen bereit. Demnach ist die Gruppe der Privatpatienten heterogener, als manch einer vermutet hätte. Das Vorurteil, wonach speziell Besserverdienende in der PKV organisiert sind, muss ebenfalls aufgegeben werden.
Nur jeder fünfte Privatversicherte zählt zu den Besserverdienenden!
Als Grundlage der Erhebung diente die Einkommens- und Verbrauchsstichprobe (EVS) des Statistischen Bundesamtes aus dem Jahr 2008. Eine wichtige Erkenntnis aus der Untersuchung: Rund 80,4 Prozent aller Privatversicherten (7,2 Millionen Menschen) haben ein Einkommen unterhalb der Jahresarbeits-Entgeltgrenze, die zum Erhebungszeitraum bei einem Monatsverdienst von 4012,50 Euro lag.
Die Jahresarbeits-Entgeltgrenze ist versicherungsrechtlich zwar nur für Angestellte und Arbeitnehmer relevant: Wer mehr verdient, darf sich privat versichern. Aber sie gilt auch als wichtige psychologische Markierung, um besserverdienende und schlechterverdienende Personen voneinander abzugrenzen. Nimmt man die Jahresarbeitsentgelt-Grenze also tatsächlich als Maßstab, so bedeutet dies, dass nicht einmal 20 Prozent der Privatversicherten zu den Besserverdienenden zählen! Allerdings müssen hierbei auch die Versicherten unter 18 Jahren herausgerechnet werden. Ohne die minderjährigen Versicherungsnehmer steigt der Anteil der Besserverdienenden auf 22,3 Prozent.
Jeder zweite Versicherte nicht erwerbstätig
Fragt man danach, womit die Privatversicherten ihren Lebensunterhalt bestreiten, so sind aktive Beamte mit rund 24,7 Prozent (über 2,2 Millionen Menschen) die größte Gruppe der Privatpatienten. An zweiter Stelle stehen Pensionäre mit 17,5 Prozent aller Privatversicherten (mehr als 1,56 Millionen Versicherte). Zahlreich vertreten sind auch Selbstständige und Freiberufler (15,7 Prozent oder rund 1,4 Millionen Menschen), Arbeitnehmer (11,6 Prozent oder 1,041 Millionen Menschen), Sonstige Nichterwerbstätige (10,3 Prozent oder rund 922.000 Versicherte), Schüler (9,6 Prozent oder 862.000 Versicherte) sowie Rentner (7,5 Prozent oder 668.000 Versicherte). Studenten machen immerhin noch 2,9 Prozent aller PKV-Versicherten aus, Arbeitslose lediglich 0,2 Prozent (vgl. Graphik).
Graphik: Anteil der PKV-Versicherten nach sozialer Stellung im Jahr 2008 in Prozent, Quelle: Wissenschaftliches Institut der PKV
Auffallend ist, dass immerhin jeder zweite Privatversicherte als nicht erwerbstätig gilt. Nur für etwa 49,2 Prozent aller PKV-Versicherten ist die eigene Erwerbstätigkeit die Haupteinnahmequelle. Neben Rentnern, Pensionären und Kindern zählen etwa auch Hausfrauen und Sozialleistungsempfänger zu der Gruppe der Nichterwerbstätigen.
Schulabschluss: 45,5 Prozent der PKV-Versicherten haben Abitur
Im PKV-Kollektiv sind alle Schul-und Ausbildungsabschlüsse vertreten (Daten ohne Schüler und Vorschulkinder). Aber die Mehrheit der Privatversicherten hat das Abitur abgeschlossen (45,5 Prozent). 18,5 Prozent verfügen über einen Realschulabschluss und nur knapp 11 Prozent über einen Haupt- bzw. Volksschulabschluss. Versicherte, die keinerlei Schulabschluss in der Tasche haben, stellen rund 11,9 Prozent aller Privatpatienten.
Fragt man nach dem Familienstand der erwachsenen PKV-Versicherten, so sind rund zwei Drittel verheiratet und jeder Fünfte ist ledig. Dies widerlegt das Vorurteil, dass vor allem Alleinstehende eine private Krankenversicherung abschließen. Der Anteil der Geschiedenen beträgt 7,2 Prozent, 3,9 Prozent sind verwitwet. Die Studie kann auf der Homepage des Institutes eingesehen werden.