Für deutsche Lebensversicherer brechen mehr und mehr schwere Zeiten an. Nach der enorm sinkenden Nachfrage, sollen für 2012 zusätzliche Nachreservierungen in Milliardenhöhe gebildet werden.
Grund dafür ist das aktuelle Niedrigzinsniveau. Derzeit liegt der Referenzzins auf Höhe von 3,92 Prozent. Dieser wird aus dem durchschnittlichen Zinssatz europäischer Staatsanleihen höchster Bonität über zehn Jahre errechnet.
In den neunziger Jahren hatten Lebensversicherer Kunden mit einer Garantieverzinsung von vier Prozent geködert. Was damals unproblematisch war, da genügend erwirtschaftet wurde, könnte nun zum tödlichen Boomerang für das Produkt Lebensversicherung werden. Mittlerweile wurde der Garantiezins auf 1,75 Prozent gesenkt. Doch für die Verträge aus den Jahren 1995 bis 2000 - hier wurden noch vier Prozent garantiert - müssen weiterhin vier Prozent ausgeschüttet werden. Um nicht in Schieflage zu kommen, mussten die deutschen Lebensversicherer im vergangenen Jahr erstmals eine gesetzlich vorgeschriebene Zinszusatzreserve bilden. Wie die Börsen-Zeitung berichtet, müssten die Unternehmen ein zusätzliches Polster von 5 Mrd. Euro bilden. Das hält auch die BaFin für angemessen. So teilte diese auf Anfrage der Börsen-Zeitung mit, dass eine Verdreifachung der Zinszusatzreserve aus 2011 in Höhe von 1,5 Mrd. Euro durchaus realistisch sei.
Das könnte die Geschäftsergebnisse der Versicherungskonzerne noch ein mal deutlich schmälern. Allein die Allianz musste 2011 zusätzliche 266 Millionen Euro für die Zinszusatzreserve zurückhalten. Bei der Generali waren es 138 Millionen Euro und bei der Axa immerhin noch 115 Millionen.
Seit geraumer Zeit diskutieren Produktmanager und Versicherungsexperten vieler Unternehmen über alternative Lösungen und Ansätze für Lebensversicherungen. Ziel dabei ist es vom Garantiezins abzukommen und andere Modelle für eine sichere Anlage zu finden. Britische Versicherer bieten schon seit längerem einen Ansatz für solch ein System. Mit dem so genannten Smoothing. Einem Glättungsverfahren, bei dem nur ein Teil der Rendite ausgeschüttet wurde und der Rest als Schwankungsreserve einbehalten wurde. Dafür gibt es bei diesen Produkten keinen Garantiezins. So erzielten britische Versicherer mit diesen Produkten über Jahre zweistellige Zinsen pro Jahr.