Um das Wissen der Deutschen in Versicherungsfragen ist es nicht gut bestellt. Fast 40 Prozent können mit dem Begriff "Rentenlücke" nichts anfangen. Vor allem Berufseinsteiger und Frauen sind eher schlecht informiert.
Würde es Schulnoten geben, käme der Deutsche im Fach Versicherungswissen nur auf eine knappe "3". Zu diesem Ergebnis kommt eine repräsentative Befragung unter 1.052 Deutschen, die das IMWF Institut für Management- und Wirtschaftsforschung im Auftrag der Hannoverschen durchgeführt hat.
Dramatisch ist das Ergebnis der Befragung im Hinblick auf das Versicherungswissen der Frauen in Deutschland. Die Hälfte der Befragten weiß nicht, was "Rentenlücke" bedeutet, jede Vierte kann zum Einfluss der Inflation auf die Kaufkraft ihrer späteren Rente keine Einschätzung abgeben. Dabei sind gerade Frauen oft durch ihre Erwerbsbiographien von Altersarmut bedroht.
Wer früh anfängt für das Alter vorzusorgen, kann bereits mit kleinen Beiträgen eine ansehnliche zusätzliche Rente ersparen. Aber insbesondere jungen Menschen fehlt das grundlegende Wissen, um ihre private Altersvorsorge richtig zu planen: In der Altersgruppe der 18- bis 29-Jährigen können nur 39 Prozent der Befragten den Einfluss der Inflation auf die Kaufkraft ihrer späteren Rente richtig einschätzen. Fast genauso wenige (42 Prozent) wissen mit dem Begriff "Rentenlücke" etwas anzufangen. Mehr als jeder vierte aus der Altersgruppe geht davon aus, dass mit einer Risikolebensversicherung für den eigenen Ruhestand vorgesorgt werden kann. Das Wissen kommt erst mit dem Alter: Die 50- bis 60-Jährigen schneiden um eine gute halbe Note besser ab als die, die am Beginn ihres Berufslebens stehen. Drei von vier älteren Befragten kennen sich mit der Versorgungsproblematik im Ruhestand aus.
"Es zeigt sich, dass die Personengruppen, die auf eine zusätzliche private Vorsorge in besonderem Maße angewiesen sind, am wenigsten Bescheid wissen", stellt Vorsorgeexpertin Senem Turhan von der Hannoverschen fest. Junge Menschen haben gute Möglichkeiten, mit relativ geringem Aufwand langfristig vorzusorgen - zum Beispiel durch eine staatlich geförderte Riester-Rente. Erst mit zunehmendem Alter und Einkommen steigt auch die Expertise in Versicherungsfragen.
So schneiden Gutverdiener (Note 2,8 bei Haushalten mit mehr als 5.000 Euro Monatsnettoeinkommen) und Wohneigentümer (Note 3,2) überdurchschnittlich gut ab. "Die Möglichkeiten, sich über Vorsorgemöglichkeiten zu informieren, sind so vielfältig wie nie", führt Turhan weiter aus. Frei zugängliche Informationen und Beratungsangebote werden aber offenbar noch nicht ausreichend genutzt.
Die Defizite im Versicherungswissen der Deutschen zeigen auf, dass es im Kontext der Altersvorsorge noch Aufklärungsbedarf gibt. Gerade da aber hinkt die Aufklärung hinterher. Und das sollte Ansporn für die Versicherer sein, dort mehr zu tun.