2010 stellten Ärzte bei elf Prozent aller BARMER GEK Versicherten zwischen sieben und 17 Jahren eine psychische Erkrankung fest. Aber nur jeder siebte der betroffenen Kinder und Jugendlichen erhielt eine Ergotherapie-Verordnung (14 Prozent). Über die Hälfte der Psycho-Diagnosen entfielen dabei auf die Aufmerksamkeitsdefizitstörung ADHS. Auch hier kamen Ergotherapien nur bei 20 Prozent der Kinder zum Einsatz. Dies ist schon deshalb bedenklich, weil die Diagnose ADHS oft zu unrecht gestellt wird: Forscher der Ruhr-Universität Bochum und der Universität Basel haben in einer Studie festgestellt, dass Jugendpsychiater zu schnell und zu häufig ADHS diagnostizieren.
Reportautor Professor Gerd Glaeske vom Zentrum für Sozialpolitik der Universität Bremen erklärt: "Für die Arzneimitteltherapie gegen psychische Erkrankungen von Kindern gibt es Leitlinien und Studienergebnisse, die ärztliche Entscheidungen unterstützen. Beim Einsatz von Ergotherapie herrscht dagegen medizinische Unsicherheit, noch immer fehlen evidenzbasierte Entscheidungshilfen. Gerade die Behandlung von ADHS braucht neben Ritalin & Co ergänzende oder alternative Therapieoptionen."