Die Warentester von Stiftung Warentest haben schon vor der Adventszeit viele Türen von Weihnachtskalendern geöffnet. Doch was sie fanden, das schmeckte ihnen gar nicht. Viel Schokolade würde giftige Ölreste enthalten.
In der Schokolade von Weihnachtskalendern haben Warentester Rückstände von schädlichen Mineralölen gefunden. In 9 von 24 Fällen waren die Süßigkeiten sogar so sehr belastet, dass Kinder vom Verzehr abgeraten wird. Die Ölreste stammen vermutlich aus Kartonverpackungen, die häufig aus recyceltem Altpapier hergestellt werden. In jedem der 24 getesteten Schoko-Kalender wurden schädliche Rückstände nachgewiesen.
Das Problem betreffe keineswegs nur Billighersteller, sagte Ina Bockholt von der Stiftung Warentest der Nachrichtenagentur dpa. „Am höchsten belastet sind sogar teure Kalender.“ Die Schokolade der neun bedenklichsten Produkte enthalte besonders kritische Bestandteile, sogenannte aromatische Mineralöle. Sie stehen in Verdacht, krebserregend zu sein. Überproportional hoch waren die Gehalte an aromatischen Mineralölen in den Kalendern von Arko, der Confiserie Heilemann und Rausch (Die detailierten Testergebnisse sind einsehbar auf der Webseite der Stiftung Warentest). Die Tester empfehlen, Kinder sollen zum Schutz ihrer Gesundheit nichts davon essen.
Noch keine verlässlichen Grenzwerte für Ölrückstände in Lebensmitteln
Bei der Bewertung der Produkte orientierten sich die Tester nach eigenen Angaben an Erfahrungswerten von Experten. Bisher habe die Europäische Union (EU) keinen Grenzwert für Ölrückstände in Lebensmitteln festgelegt, weil es an aussagekräftigen Studien fehle.
Bei Tierversuchen habe man jedoch festgestellt, dass nicht-aromatische Mineralöle eine Entzündung der Leber hervorrufen können. Sogenannte aromatische Mineralöle gelten sogar als krebserregend. Sie sollen nach Forderung der Europäischen Behörde für Lebensmittelsicherheit (Efsa) und des Bundesinstituts für Risikobewertung (BfR) gänzlich aus Lebensmitteln herausgehalten werden.
Die Warentester betrachten es als problematisch, dass viele der jährlich rund 50 Millionen verkauften Adventskalender wochen- oder sogar monatelang in Lagerhäusern und Geschäften herumliegen. Die Schadstoffe aus den ölhaltigen Farben der Verpackung können in dieser Zeit auf die Süßigkeiten übergreifen. Manche Kalender befinden sich möglicherweise sogar mehrere Jahre im Handel – wie etwa der Kalender von Rausch, der als Mindesthaltbarkeitsdatum den 07.02.2014 ausgewiesen hatte.
Kritik und Einsicht auf Seiten der Hersteller
Die Süßwarenkette Arko hat die beanstandeten Adventskalender bereits aus dem Sortiment genommen. "Wir haben rein vorsorglich entschieden, den betroffenen Artikel sofort aus dem Verkauf zu nehmen", sagte Geschäftsführer Torsten Teufert am Montag der Nachrichtenagentur dapd.
Auch der Schokoladen-Hersteller Heilemann reagierte und leitete eine Laboruntersuchung der Schokolade und Verpackungen ein. „Wir wollen die Ursache für die Rückstände genau eingrenzen und sie sofort beseitigen“, erklärte Geschäftsführer Peter Schrage. Man gehe jedoch davon aus, dass die Rückstände aus schlechtem Verpackungsmaterial stammten, die ein Lieferant gegen Absprache aus Altpapier hergestellt habe. Die Firmen Rausch und Lindt kündigten ebenfalls eine Überprüfung ihrer Produkte an.
Andere Schokoladenhersteller und Discounter, darunter Hachez und Aldi-Süd, zweifeln die Untersuchung von Stiftung Warentest an. Die WAZ-Mediengruppe zitiert aus einer gemeinsamen Erklärung mehrerer Firmen, wonach die eigenen Süßwaren keine Mineralölrückstände aufweisen können. Man verwende für die Adventskalender ausschließlich Verpackungsmaterial aus Frischfasern und mineralölfreien Druckfasern, so dass der Verzehr der Schokolade unbedenklich sei. „Wir werden mit der Stiftung Warentest in Kontakt treten, um die Untersuchungs-Methode zu hinterfragen“, heißt es in der Erklärung.