Die Vizepräsidentin der Europäischen Kommission, Neelie Kross, will die zunehme Gefahr für die Europäische Wirtschaft durch Hackeingriffe eindämmen und dabei nicht auf einen freiwillige Selbstreguklierung der Wirtschaft setzen. Viele Unternehmen unterschiedlicher Branchen sollen zukünftig verpflichtet werden, die zuständigen Behörden bei festgestellten Hackerangriffen zu informieren.
Eine Meldepflicht für Hackerangriffe ist für viele Firmen ein Wettbewerbsnachteil, geben sie doch somit eigene Schwachstellen ihren Konkurrenten preis. Doch für die Europäischen Kommission sind Hackerangriffe keine Bagatellschäden, stehen doch auch Energieversorger, Banken und Firmen der Verkehrsbranche im Feuer der zunehmenden Cyber-Atacken. Wichtige Infrastrukturnetze sollen deshalb zukünftige besser geschützt werden. Die Anzahl der betroffenen Unternehmen wird auf 44.000 geschätzt.
Die Richtlinie soll bereits in den kommenden Monaten verabschiedetet werden. Federführend sind dabei die Vizepräsidentin der Europäischen Kommission, Neelie Kross, sowie die Außenbauftragte der Europäischen Union, Catherine Ashton. Im Mittelpunkt der Richtlinie steht der Aufbau von sogenannten nationalen Cyber-Abwehrzentren. Diese Abwehrzentren werden dann zentral aus Den Haag vom European Cybercrime Centre, EC3, koordiniert.
In Deutschland gibt es bereits seit 2011 ein nationales Cyber-Abwehrzentrum (NCAZ). Es hat seinen Sitz in Bonn. Verantwortlich für das Zentrum ist das 1991 gegründete Bundesamt für Sicherheit in der Informationstechnik (BSI). Im Abwehrzentrum sind Experten beschäftigt, die Cyber-Angriffen schnell analysieren und Ratschläge zur Bekämpfung an die Behörden und Unternehmen geben sollen. Momentan sind hier nur 10 Mitarbeiter beschäftigt. Kritiker befürchten, dass mit so wenig Mitarbeitern eine echte Abwehr nicht umgesetzt werden kann.
Die Bemühungen der Europäischen Kommission werden durch jüngste Ereignisse gestärkt. So waren die New York Times und das Wall Street Journal jüngst Opfer von Hackerangriffen. Dabei wurden auch die Benutzerkonten von Journalisten geknackt. Heute berichtet auch der Nachrichtendienst Twitter, dass Angreifer die Benutzerdaten von über 250.000 Nutzern erbeutet hätten. Dabei wurden auch Passwörter, Nutzernamen und E-Mail-Adressen gestohlen.
Mit der Zunahme der Hackangriffe sollte auch jeder selbst über seine eigenen Sicherheitsvorkehrungen nachdenken. Wichtig ist es zum Beispiel, auf jedem Server ein anders Passwort zu verwenden. Passwörter sollten des weiteren immer aus zufälligen Zahlen- und Buchstabenkombinationen bestehen, die sich nicht aus den Namen und Daten des Anwenders herleiten lassen.